DGAP-News: Finanzanalyst Hasler: 'Die Spielvereinigung Unterhaching hat ihre Hausaufgaben gemacht'
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Finanzanalyst Hasler: 'Die Spielvereinigung Unterhaching hat ihre Hausaufgaben gemacht'
10.07.2019 / 11:00
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Finanzanalyst Hasler: "Die Spielvereinigung Unterhaching hat ihre Hausaufgaben gemacht" Die Spielvereinigung Unterhaching (ISIN: DE000A2TR919) will als zweiter deutscher Fußballclub nach Borussia Dortmund an die Börse gehen. Die Aktien des Traditionsvereins aus der Münchner Vorstadt können ab Montag, den 15.07.2019, an der Börse München zu einem Festpreis von 8,10 Euro gekauft werden.
Im Interview mit financial.de erläutert Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst von Sphene Capital GmbH, seine Meinung zu den Börsenplänen.Financial.de: Herr Hasler, viele wird überrascht haben, dass sich ausgerechnet ein Drittligist als zweiter deutscher Verein auf Börsenparkett wagt, Sie auch?
Hasler: Um ehrlich zu sein, habe ich bereits mit einem bekannten Fußballunternehmen vor mehr als zehn Jahren über das Thema Fußball und Börse ausgetauscht und dabei einen Börsengang von Haching diskutiert. Dennoch hat mich jetzt natürlich der Zeitpunkt überrascht. Doch wenn man sich etwas länger mit dem Thema beschäftigt, macht es durchaus Sinn.Financial.de: Erläutern Sie uns dies bitte genauer.
Hasler: Grundsätzlich ist Finanzierung im Fußball ein Riesen-Thema - von der Bundesliga bis hin zu Regionalliga. Aufgrund der Vereinsstrukturen und der DFL-Richtlinien greifen viele Vereine dann auf Fan-Anleihen oder Asset Backed Securities, kurz ABS, zurück. Diese sind allerdings mit hohen Zinsen verbunden und müssen schon nach wenigen Jahren zurückgezahlt werden - in der Regel durch neue Schulden. Auch das Modell, sein Schicksal mit einem einzelnen Investor zu verbinden, erscheint mir höchstens in Einzelfällen sinnvoll. Da kann Eigenkapital schon mal der richtige Weg sein und da kommt dann die breite Streuung über die Börse ins Spiel.Financial.de: Kann denn ein Investment in die Haching-Aktie für Anleger interessant sein?
Hasler: Im Falle der Spielvereinigung sorgt der Aufstieg in die 2. Bundesliga für das Upside-Potenzial. Fußballsender werben ja mit der "besten zweiten Liga der Welt", doch auch die 3. Fußball-Liga hat sich in den vergangenen Jahren professionalisiert. Nicht nur, weil zahlreiche Traditionsvereine dort spielen. Sondern auch, weil der sportliche Abstand zu 2. Bundesliga im internationalen Vergleich gering ist. Der wirtschaftliche ist dafür umso größer. Für Haching würde der Aufstieg eine völlig neue Dimension bedeuten. Allein die TV-Einnahmen würden sich verzehnfachen. Dazu kommen deutliche Sprünge bei Zuschauer- und Sponsoringeinnahmen.Financial.de: Aber sportlicher Erfolg und damit der Aufstieg ist nicht planbar.
Hasler: Natürlich nicht. Risiken gibt es aber bei jedem Wirtschaftsunternehmen. Schauen Sie sich nur die Deutsche Bank, Volkswagen oder Bayer an. Natürlich gibt es keine Garantie, dass die Spielvereinigung in der kommenden Saison aufsteigt. Dies ist auch gar nicht der Plan. Der Vorstand hat sich dies für die kommenden drei Jahre vorgenommen. Mittelfristiger Erfolg ist schon besser planbar und das Fundament bei Haching ist in jedem Fall vorhanden. Denn ein Börsenkandidat sollte aus einer homogenen, gewachsenen Mannschaft bestehen, in der Abhängigkeiten von wenigen Stars tunlichst vermieden werden. Kontinuität bei Trainern und Managern ist ebenso Pflicht wie die Tatsache, dass der Weg von der Vereins- zur Unternehmenskultur nachhaltig beschritten wird und die Geschäftsführung die Belange von Investoren und Finanzanalysten ernst zu nehmen bereit ist.Financial.de: Was trägt noch zum Erfolg von Fußballvereinen an der Börse bei?
Hasler: Auch sollte der Verein als Markenname etabliert sein, denn das, wofür der Verein steht, gewinnt für ein börsennotiertes Fußballunternehmen vor dem Hintergrund der hohen Medienpräsenz der Sportart eine besondere Bedeutung. Haching ist nicht nur im Speckgürtel der Wirtschaftsregion München verwurzelt, sondern hat auch schon mit Erfolg in der Bundesliga gespielt. Dies ist zwar schon etwas her, aber viele werden sich jetzt wieder daran erinnern. Nicht zu vergessen sind auch die Fans, die im Gegensatz zur landläufigen Meinung für den Börsengang einen wichtigen Faktor darstellen. Zum einen bestimmen die Zuschauerzahlen stabile Einnahmequellen aus Sponsoring-Verträgen, Werbung und kommerziellen Partnerschaften. Zum anderen bieten das Ausmaß der Identifikation des Fans mit dem Verein, die Bekanntheit des Vereins oder die Stadionatmosphäre klare Anhaltspunkte für den Erfolg eines Börsengangs. In diesem Punkt hat die Spielvereinigung sicher noch Luft nach oben. Aber das Potenzial ist da, wie die Jahre in der Bundeliga gezeigt haben.Financial.de: Kommen wir abschließend zur Mittelverwendung, wie bewerten Sie diese?
Hasler: Es wird mehr in Steine als Beine investiert. Damit wird der entscheidende Fehler, den Borussia Dortmund bei seinem Börsengang gemacht hat, vermieden. Laut dem Wertpapierprospekt sollen die Mittel für die Rückführung von Verbindlichkeiten, die Weiterentwicklung des Nachwuchsleistungszentrums und die Sanierung der Osttribu?ne verwendet werden. Ein Teil des Erlöses soll zudem im Falle des Wiederaufstiegs in die 2. Bundesliga in die notwendigen Modernisierungsmaßnahmen des Stadions fließen. Zwar soll auch ein Teil der Mittel genutzt werden, um die Qualität des Profi-Kaders zu verbessern und den Etat für die kommenden drei Jahre zu sichern, aber hohe Ablösesummen oder Gehälter sind nicht eingeplant. Daher lautet mein Fazit: Die Spielvereinigung hat ihre Hausaufgaben gemacht.
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