Im Blickpunkt: „Dynamic Pricing” für weniger Abfall? - Commerzbank Kolumne
Wer hat sich nicht schon einmal gewundert, dass sich Preise im Internet häufiger verändern? Natürlich kann dies an der Angebots- und Nachfragesituation liegen. Bei Flügen und Reisen oder auch an der Tankstelle nehmen wir das bereits als selbstverständlich wahr. Aber im klassischen Einzelhandel? Tatsache ist, dass die Online-Händler, allen voran Amazon, ihre Kunden sehr genau kennen. Das geht von Einkaufsgewohnheiten über Gerätenutzungsverhalten bis hin zur Bonität. Informationsquellen bei der Auswertung sind neben den direkten Einkäufen auch Zahlungsdaten und Rabattprogramme. Ein gerne abgestrittener, aber immer wiederkehrender Verdacht ist, dass Nutzer von iPhones tendenziell höhere Preise im Internet zahlen müssen, weil sie als wohlhabend und damit weniger preissensitiv gelten. Das hätte mindestens einen faden Beigeschmack. Tatsache ist, dass mit der Digitalisierung und dem Siegeszug des Online-Handels dynamische Preisoptimierungsmodelle sehr einfach geworden sind und wahrscheinlich auch immer stärker eingesetzt werden. Diese finden nun auch zunehmend im stationären Handel Anwendung. Kurzfristige Preisänderungen werden durch digitale Preisschilder in den Supermärkten einfach, wenngleich dies untertägig zu Irritationen führen könnte (Welcher Preis gilt, wenn das Produkt vor einer Erhöhung in den Einkaufswagen gelegt wurde?). Die Ahold Delhaize-Tochter Albert Hejin testet in einem Markt in Zandvoort/NL nun ein dynamisches Preismodell bei Lebensmitteln, das u.a. Wetter und Verfallsdatum berücksichtigt. So etwas gibt es in analoger Form natürlich schon heute im Lebensmittelhandel, werbewirksam verpackt der Konzern das aber mit der Vermeidung von Abfall durch verdorbene Ware. In der zunehmend digitalen Welt werden Verbraucher immer transparenter und die Möglichkeiten für Käufer und Verkäufer immer vielfältiger. Insofern dürfte jede Seite ihre technischen Möglichkeiten nutzen im Wettlauf um den besten Preis – sei es aus wirtschaftlichen Erwägungen oder ökologischen.
Anleihen
Frankreich: Geschäftsklima, INSEE (Mai), 08:45 Uhr
Euroraum: Einkaufsmanagerindizes (Mai), 10:00 Uhr
Deutschland: Ifo-Geschäftsklima (Mai), 10:00 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosengeld, 14:30 Uhr
USA: Neubauverkäufe (April), 16:00 Uhr
Viele Beobachter rechnen mit einer Zinssenkung seitens der US-Notenbank noch in diesem Jahr, das spiegelt sich auch in den Swapsätzen wider. Das Protokoll der letzten Sitzung dürfte für etwas Ernüchterung gesorgt haben, denn die FOMC-Mitglieder kalkulieren, dass die Inflation aktuell nur durch vorübergehende Faktoren gedämpft wird. Mithin wird der Spielraum für eine Zinssenkung überschätzt. Mit Blick auf den Euroraum zeigen die verfügbaren Indikatoren, dass sich die Unternehmensstimmung im Euroraum seit dem Jahresbeginn stabilisiert hat. Der Markit-Kompositindex für den Euroraum insgesamt hatte im Januar mit 51,0 Punkten seinen Tiefpunkt und pendelt seither zwischen 51 und 52 Punkten – wobei die Stabilisierung vom Dienstleistungsbereich ausgeht. Mit etwas Glück greift die Stabilisierung unter-stützt durch eine steigende Inlandsnachfrage auch auf das verarbeitende Gewerbe über. Vom Außenhandel ist dagegen nicht viel zu erwarten. Insbesondere in China halten sich die Konsumenten weiter zurück. Es lässt sich daher auch nicht ausschließen, dass sich die Schwäche in der Industrie im weiteren Jahresverlauf auf die übrigen Sektoren ausweitet. Wer hier Orientierung bei den Analysten sucht, dürfte enttäuscht werden. Für die Daten, die heute veröffentlicht wer-den, liegen die Analystenerwartungen dicht bei den Vormonatswerten. Die Zahl der Optimisten überwiegt nur leicht. Nach Einschätzung unserer Volkswirte dürfte es im Euroraum zunächst bei der schwachen konjunkturellen Dynamik bleiben – allerdings überwiegen die Aufwärtsrisiken für diese Prognose, vor allem vor dem Hintergrund kräftiger Zuwächse bei der Bauaktivität in Deutschland.
Aktien
HP, Ergebnis Q2
Die europäischen Börsen tendierten am gestrigen Handelstag uneinheitlich, wobei sich die Indexausschläge in engen Grenzen hielten. Ausnahmen bildeten die Börsen in Italien und Österreich, wo die Leitindizes um 0,6% nachgaben. Die Schwankungsbreite des Dax (+0,2%) betrug gestern rd. 150 Punkte. In Anbetracht der zahlreichen Probleme, mit denen die Aktieninvestoren derzeit konfrontiert sind (u.a. Handelsstreit zwischen den USA und China, Bann seitens der US-Regierung gegen Huawei, Iran-Konflikt, ungelöster Brexit, Europawahl etc.), halten sich die Aktienmärkte aber recht gut. Es fehlt weiterhin an renditeträchtigen Anlagealternativen; somit weisen die europäischen Leitindizes seit Jahresbeginn Indexgewinne zwischen 15% (Deutschland) und 8% (Spanien) auf. Tagesgewinner im Dax war die Aktie von Wirecard (+5,9%), die damit ihren Kursaufschwung ebenso fortsetzte wie die Aktie von Adidas (+2,1%), die abermals ein neues Rekordhoch erzielte. Am Ende der Performancerangliste notierte die Daimler-Aktie mit einem Abschlag von 2,5%; heute wird hier die Dividende in Höhe von 3,25 Euro je Aktie abgeschlagen. Die Notierung der Deutschen Lufthansa (-2%) litt u.a. unter dem relativ hohen Ölpreis. Auf europäischer Sektorenebene waren insbesondere Technologiewerte gefragt, die im Schnitt um 1,2% kletterten. Immobilienwerte büßten als Tagesverlierer im Schnitt rd. 1,3% ein. Die Börsen in den USA tendierten etwas schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 0,4%. Die Veröffentlichung des Fed-Sitzungsprotokolls hatte kaum Auswirkungen auf die Aktienmärkte. Unter Beschuss standen v.a. Energiewerte (-1,6%), wohingegen defensive Versorgertitel (+0,8%) gesucht waren. Die Börsen in Asien tendierten vor dem Hintergrund des an Schärfe gewinnenden Handelsstreits ebenfalls schwächer. Der Schanghai A-Index fiel zeitweise wieder unter die Marke von 3.000 Punkten. Der Nikkei 225-Index gab um 0,6% nach.