Mountain Alliance: „Die Digitalisierung hat sich um Jahre beschleunigt“
Zuerst der erfolgreiche Börsengang von Exasol, jetzt der Einstieg des globalen VC-Investors Summit Partners bei der Beteiligung Lingoda: Die positiven Auswirkungen auf das Portfolio von Mountain Alliance (MA) sind unverkennbar. „Besser kann es nicht laufen. Auch diese Transaktion stellt unter Beweis, dass wir den richtigen Investitionsansatz gewählt haben“, sagt MA-CEO Daniel Wild. Für das laufende Geschäftsjahr sieht Wild aufgrund der beschleunigten Digitalisierung weiteres Potenzial für deutliche Wertsteigerungen im Portfolio.
Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de spricht Vorstandschef Wild über den hohen Abschlag zum NAV, Potentiale im Portfolio und die nächste Zielgröße von 100 Millionen Euro.
www.4investors.de: Herr Wild, Ihre Beteiligung Lingoda hat im Rahmen einer großen Finanzierungsrunde 57 Millionen Euro eingeworben. Die Mountain Alliance hat sich dabei von 8,6 Prozent auf rund 7 Prozent verwässern lassen. Warum ist das dennoch eine gute Nachricht für Sie?
Wild: Wenn ein neuer Investor bei einer Beteiligung einsteigt, führt das zu einer Verwässerung der Altaktionäre. In diesem Falle ist eine der bekanntesten amerikanischen Venture-Capital-Firmen, Summit Partners, auf einer hohen Bewertung in unsere Beteiligung Lingoda eingestiegen, welche eine entsprechend positive Auswirkung auf den Portfoliowert der MA mit sich bringt. Besser kann es nicht laufen, denn dieser Investor erwartet wiederum eine deutliche Wertsteigerung seines Einsatzes in den nächsten Jahren. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Beteiligung mit dem frischen Kapital und starken Investoren an der Seite einen großen Schritt machen wird, um im Bereich der Online-Sprachschulen nicht nur europaweit eine führende Rolle zu spielen, sondern auch global.
www.4investors.de: Wie kam dieser deutliche Wertzuwachs bei Lingoda seit Ihrem Einstieg zustande?
Wild: Lingoda steht exemplarisch für die Strategie der Mountain Alliance. Als erfahrener Investor beteiligen wir uns frühzeitig an aussichtsreichen digitalen Geschäftsmodellen. Wir begleiten die positive Entwicklung bei Lingoda bereits seit geraumer Zeit. Dass die COVID-Krise Lingoda als Online-Sprachschule mit virtuellen Klassenräumen einen enormen Schub bescheren würde, war in dieser Form, vor allem aufgrund der wiederkehrenden Infektionswellen nicht vorauszusehen. Aber auch schon zuvor ist die Gesellschaft sehr dynamisch gewachsen und hatte exzellente Perspektiven, denn der Bedarf an virtuellen Lösungen im Bildungsbereich wächst kontinuierlich. Da ist das Interesse größerer VC-Firmen, die in einem späteren Stadium zu höheren Bewertungen einsteigen, nur folgerichtig.
www.4investors.de: Die Wertsteigerung Ihrer Lingoda-Beteiligung wirkt sich positiv auf den Net Asset Value (NAV) Ihres Portfolios aus. Wo liegt dieser aktuell?
Wild: Unser zuletzt veröffentlichter NAV zum Stichtag 30.06.2020 lag bei 6,33 Euro pro Aktie. In wenigen Wochen veröffentlichen wir die Zahlen für das Gesamtjahr 2020 und den NAV zum 31.12.2020. Da unser digitales Beteiligungsportfolio, wie erwähnt, gestärkt durch die COVID-Krise gekommen ist, rechnen wir mit einem entsprechend positiven Niederschlag auf unseren Portfoliowert. Trotz des aktuell gestiegenen Aktienkurses der MA gibt es nach wie vor einen signifikanten Abschlag zwischen NAV je Aktie und Kurs, den ich für nicht gerechtfertigt halte.
www.4investors.de: In den vergangenen Monaten war es sehr ruhig rund um Mountain Alliance. Was haben Sie gemacht?
Wild: Wir arbeiten beständig an der Weiterentwicklung aller unserer Portfoliounternehmen und haben uns in den vergangenen Monaten auch damit beschäftigt, die wenigen unserer Beteiligungen zu unterstützen, die von der COVID-Krise getroffen wurden. Dies sind beispielsweise Shirtinator und die getonTV. Die Mehrzahl unserer Beteiligungen ist jedoch sehr stabil durch die Krise gekommen bzw. hat ihr Wachstum durch den angesprochenen Digitalisierungsschub deutlich beschleunigt. Neben Lingoda möchte ich an dieser Stelle AlphaPet, Exasol und volders nennen, die mit ihren digitalen und technologiegetriebenen Geschäftsmodellen den Nerv der Zeit treffen.
www.4investors.de: In Ihrem Portfolio befinden sich mehr als 30 Engagements. Auf Kapitalmarktkonferenzen sagten Sie schon 2019, dass Sie sich von einigen Beteiligungen trennen werden. Viel ist seitdem nicht geschehen. Warum?
Wild: Wir haben in 2020 zwei Teilexits im Rahmen signifikanter Wachstumsfinanzierungen erreicht, und zwar bei AlphaPet und bei Exasol. Bei beiden Gesellschaften sind wir aber weiterhin investiert, da wir die Entwicklungspotenziale beider Gesellschaften gesehen haben und damit weiterhin die Chance auf Wertsteigerung in unserem Portfolio nutzen können. Wir machen keinen Exit um jeden Preis.
www.4investors.de: Wie sieht es auf der Einkaufsseite aus? Welche Branchen könnten für neue Engagements von Interesse sein?
Wild: Im Rahmen unserer Beteiligungsstrategie, die grundsätzlich auf digitale und technologiegetriebene Firmen fokussiert ist, haben wir im vergangenen Jahr besondere Schwerpunkte auf die drei Segmente E-Learning, E-Health und Remote Work gelegt. Unsere Beteiligungen in diesen Bereichen, neben den bereits genannten u. a. auch movingImage und mentavio, haben sich sehr gut entwickelt und hier wollen wir auch weiter investieren.
www.4investors.de: Sie wollen den Wert Ihres Portfolios auf rund 100 Millionen Euro steigern. Wie soll das finanziert werden?
Wild: Über zwei Wege. Zum einem aus organischer Wertsteigerung unserer Beteiligungen, ob aus Eigenmitteln oder mithilfe von Finanzierungsrunden, für welche wir aufgrund der gestiegenen Attraktivität unseres Portfolios namhafte Co-Investoren gewinnen können, die über erhebliche Finanzmittel verfügen. Zum anderen aus anorganischem Wachstum, welches wir primär über den Erwerb ganzer Portfolien mittels Sachkapitalerhöhung, also ohne erhebliche Finanzmittel, sondern über eine Rückbeteiligung an der MA, gestalten.
www.4investors.de: Andere Beteiligungsgesellschaften schütten regelmäßig eine Dividende aus. Bei Mountain Alliance ist das kein Teil der Strategie, oder?
Wild: Die Frage nach Dividenden bekomme ich nur in Deutschland gestellt, unsere englischen und französischen Investoren sehen die Mountain Alliance nur als Wachstumswert. Für uns sind Dividenden grundsätzlich denkbar, allerdings erst nachdem wir eine signifikante Beteiligungsgröße von mindestens 100 Millionen Euro erreicht haben.
www.4investors.de: Der Kurs des Unternehmens ist in den vergangenen Monaten seitwärts verlaufen. Wo sehen Sie Impulse für einen Aufwärtstrend?
Wild: Zuletzt ist der Kurs der MA-Aktie wieder deutlich gestiegen. Und ich sehe noch viel Potenzial nach oben, wenn man unser digitales Tech-Portfolio mit der Kursentwicklung anderer Tech-Werte vergleicht. Wir verfügen über hohe Wachstumspotenziale im Portfolio, die sich bisher nicht in der NAV-Betrachtung niederschlagen. Mit weiteren größeren Finanzierungsrunden auf Ebene der Beteiligungen oder entsprechend guter Wachstumsentwicklung können wir diese entsprechend schrittweise im Portfoliowert reflektieren. Da die COVID-Krise die Digitalisierung um Jahre beschleunigt hat, profitieren unsere Portfoliounternehmen in besonderem Maße von diesem Schub.