Wirecard und der „boon.-Schock”: Wer hier zockt geht hohe Risiken ein!
Im weiterhin laufenden „Insolvenz-Zock” mit der Wirecard Aktie spielen die Hoffnungen auf möglichst große Verkaufsgewinne für die operativen Tochtergesellschaften des DAX-Konzerns eine große Rolle. Auch wenn niemand ernsthaft erwarten kann, dass diese auch nur ansatzweise ausreichen werden, um milliardenschwere Schulden und hohe Schadenersatzforderungen von Investoren ausgleichen könnten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich auch an der Börse zuletzt, egal welche Erkenntnisse die Mathematik schon vorher deutlich genug präsentiert, dass keiner dieses Papier anfassen dürfte.
Und genau diese Hoffnungen erhalten nun einen massiven Dämpfer. „boon. sagt danke und tschüss!”, heißt es auf der Startseite von „beboon” - der Dienst einer britischen Wirecard-Tochter wird zum 3. Oktober eingestellt. Ein Verkauf dieser Sparte dürfte damit vom Tisch sein. boon. fordert seine Kunden bereits auf, vorhandene Guthaben zeitnah auszugeben. Der Rat auf der Internetseite des Dienstes:
- Gib dein vorhandenes Guthaben vollständig und zeitnah aus.
- Damit du den Zielbetrag deiner letzten Bezahlung mit boon. genau triffst, lade ggf. deinen Account noch ein letztes Mal um genau den Differenzbetrag auf.
- Du kannst das Geld wie gewohnt für Onlinezahlungen und im Geschäft ausgeben.
- Sobald dein Kontostand auf 0 ist und alle Transaktionen auf „gebucht“ stehen, kannst du deinen boon.Account in der App per Knopfdruck kündigen.
Weiter heißt es bei boon.: „Natürlich kannst du dir dein Restguthaben auch über das Serviceteam auf dein Bankkonto zurückbuchen lassen”. Das dürfte aber nicht so einfach werden: „Allerdings ist unser Serviceteam bereits jetzt mit einer sehr hohen Anzahl an Anfragen stark ausgelastet, deshalb zählen wir auf deine Eigeninitiative, damit du nicht auf dein Geld warten musst und unsere lieben Kollegen sich auf die Kunden konzentrieren können, bei denen das nicht reibungslos funktioniert”, so boon. weiter. Guthaben, die nicht genutzt oder zurückgebucht werden, will das Unternehmen ab dem 4. Oktober monatlich mit 2,50 Euro an Gebühren belasten. Für Kunden des Zahlungsdienstleisters eine kaum zu akzeptierende Situation.
Ein Verkauf von boon. dürfte damit wohl vom Tisch sein - ohne Kunden ist der Dienst wertlos. Derweil wird Wirecard an der Börse weiter mit 230 Millionen Euro bewertet - trotz des Totalverlustes, der sich hier am Ende des Insolvenzverfahrens für Aktionäre abzeichnet. Daran werden auch mögliche Verkäufe von Tochtergesellschaften nichts ändern. Nachrichten hierzu können den Aktienkurs von Wirecard zwar stark schwanken lassen, doch wer nicht schnell genug wieder draußen ist, steht sehr schnell im Minus - das zeigten die letzten kurzen schnellen Aufwärtsbewegungen der Wirecard Aktie deutlich, die sehr schnell wieder einkassiert wurden.
Vorsicht, nicht betroffen zu sein scheint boon.planet - dahinter steht die Wirecard Bank, deren Geschäfte trotz der Insolvenz beim Mutterkonzern weiter laufen. Die Probleme für boon. hatten sich bereits angedeutet, als die zuständigen britischen Behörden das operative Geschäft der Gesellschaft zwischenzeitlich stilllegten, um Geldabflüsse zu verhindern. Der „Schock” bei den Zockern sitzt dennoch: Wirecards Aktienkurs verliert an Terrain.