Wirecard: Selbst für harte Zocker ist die Aktie zunehmend uninteressant
Es wird zunehmend ruhiger um die Wirecard Aktie, die enorme Volatilität weicht aus dem Aktienkurs und die Berichte in den Medien konzentrieren sich längst nicht mehr auf den Verlauf des Insolvenzverfahrens bei Wirecard, die Kundenflucht und das Schicksal der boon-Angebote, sondern auf Berichte um Ex-CEO Markus Braun, der nun zusätzlich zu den Bilanzbetrugsvorwürfen großen Ärger wegen Insiderhandelsvorwürfen hat, sowie Jan Marsalek, bei dem mittlerweile bis hin zu Geheimdienstkontakten nichts zu undenkbar erscheint, um nicht vielleicht doch Realität gewesen zu sein. Die Storys werden Wirecards letztes Kapitel an der Börse noch eine ganze Weile begleiten.
Übrigens ist die Aktie weiter im DAX notiert, weil der Deutschen Börse nach dem selbst geschaffenen DAX-Regularien die Handhabe fehlt, das Unternehmen vor dem September-Termin aus dem sogenannten „Blue-Chip-Index” zu entfernen. Ebenfalls interessant: Mit Alexander von Knoop (CFO) und Susanne Steidl (CPO) sind weiter zwei Personen für Wirecard aktiv, die bereits seit 2018 im Vorstand saßen - von Knoop sogar als Finanzvorstand, der damit eigentlich mittendrin im Bilanzdesaster sitzt. An der Börse rätseln viele über die Gründe, warum bei Wirecard hier bisher kein sauberer Schnitt vollzogen wurde angesichts der Dimensionen des Bilanzskandals.
Der Blick auf den Aktienkurs von Wirecard zeigt, dass zwar mit 288 Millionen Euro aktuellen Börsenwert weiter eine deutliche Überbewertung bestehen dürfte - die Gründe hierfür haben wir mehrfach beleuchtet. Der Blick auf den Kursverlauf der Wirecard Aktie zeigt, dass in den letzten drei Handelstagen um 2,30/2,33 Euro Abwärtsbewegungen endeten, etwas darunter scheint eine Zone um 2,03/2,05 Euro noch Einfluss auf die Tradingaktivitäten mit dem Anteilschein des Aschheimer Unternehmens zu haben. Nach oben hin gilt dies für Bereiche bei 2,45/2,50 Euro und 2,59/2,65 Euro.
Angesichts dieser vergleichsweise Mini-Vola dürfte es selbst für spekulativ hartgesottene Intradaytrader zunehmend unattraktiv werden, sich bei diesem Papier zu engagieren. Tritt das ein, fällt ein wesentlicher Faktor neben Short-Eindeckungen weg, der für diesen weiter hohen Börsenwert des Insolvenz-Titels sorgt. Absehbar ist, dass an der Börse bei News aus dem Insolvenzverfahren für Wirecard noch einmal größere Kursbewegungen entstehen könnten - in welche Richtung bleibt abzuwarten. Die Perspektive über die aktuellen Schwankungen hinaus zeichnet sich dagegen mehr und mehr ab: Totalverlust für die Aktionäre.
Nach einem gestrigen XETRA-Schlusskurs für die Wirecard Aktie bei 2,385 Euro (-2,17 Prozent) liegt der Aktienkurs der Aschheimer im Tradegate-Handel heute Morgen aktuell bei 2,33 Euro.