Wirecard Aktie: Was ist denn hier am Nachmittag plötzlich los?
Es wird wieder gezockt in der Wirecard Aktie: Aktuell geht der Aktienkurs des insolventen Konzerns aus Aschheim wieder spürbar nach oben - zumindest vom bisherigen Tagestief bei 2,03 Euro aus gesehen. Gerade hat Wirecards Aktienkurs die 2,50 Euro wieder überwunden und baut das Minus gegenüber dem gestrigen XETRA-Schlusskurs ab. Der Grund für die plötzlichen Gewinne sind neu auflebende Insolvenz-Zockereien, nachdem sich offenbar Wirecards Insolvenzverwalter zum Stand möglicher Verkäufe von Konzernteilen geäußert hat.
Wie zu hören ist, haben sich mittlerweile mehr als 100 Interessenten für diverse Konzernteile des insolventen Unternehmens gemeldet. Am weitesten fortgeschritten soll der mögliche Verkauf der nordamerikanischen Aktivitäten sein. Mittlerweile liegt hierzu auch eine offizielle Stellungsnahme des vorläufigen Insolvenzverwalters vor, die diese Informationen bestätigen.
Update von 16.40 Uhr: „Die potenziellen Investoren können sich nach Unterzeichnung einer Vertraulichkeitserklärung in Kürze in neu eingerichteten, virtuellen Datenräumen informieren und mit den Due Diligence-Prüfungen beginnen. Das Ziel ist dabei, zeitnahe Investorenlösungen im Interesse der Gläubiger, Arbeitnehmer und Kunden zu finden”, teilt der Insolvenzverwalter Jaffé mit - bemerkenswert, aber auch alles andere als erstaunlich ist, dass die Aktionäre an dieser Stelle nicht genannt werden. Schon länger dürfte klar sein, dass die Anteilseigner bei dem Insolvenzverfahren des überschuldeten und illiquiden Unternehmens leer ausgehen werden und Insolvenz-Zockereien wie heute Nachmittag keine nachhaltige Basis haben. Finanzielle Einzelheiten im Zusammenhang mit möglichen Verkäufen werden nicht genannt.
In den USA wurde die Investmentbank Moelis & Company mandatiert, um den Verkauf der Wirecard North America zu begleiten. „Auch für weitere internationale Beteiligungen sowie das Kerngeschäft, das Acquiring und Issuing, werden aktuell Investorenprozesse eingeleitet”, so Jaffé am Dienstagnachmittag.
Auch für die von den Insolvenzen diverser Wirecard-Konzerngesellschaften betroffenen Mitarbeiter gibt es Neuigkeiten. „Durch das Insolvenzgeld für die mehr als 1.500 Mitarbeiter der insolventen Gesellschaften wird die Liquiditätssituation aktuell entlastet. Die Arbeitnehmer werden bereits in wenigen Tagen erste Gehaltszahlungen bekommen, da die Insolvenzgeldvorfinanzierung bereits läuft”, so Jaffé. Man habe darüber hinaus Maßnahmen zur Sicherung von Vermögenswerten an den verschiedenen internationalen Standorten ergriffen. Jaffé versucht zudem mit Hilfe von Spezialisten, die Ursachen der Pleite bei Wirecard aufzuklären und die Zahlungsströme zu analysieren. Ob man dabei Erfolg hat, bleibt abzuwarten - schon KPMG konnte trotz forensischer Untersuchungsmethoden in einer monatelangen Prüfung das Dickicht von Wirecard nicht komplett durchdringen und scheiterte unter anderem an der Verifizierung von Teilen des Drittpartnergeschäfts.
Nochmals wird betont, dass die Wirecard Bank AG nicht insolvent sei - hier scheint man mit aller Macht zu versuchen, Geldabflüsse von Kundeneinlagen und den Absprung von Händler-Kunden zu vermeiden. „Auszahlungen an Händler und Kunden der Wirecard Bank werden ohne Einschränkungen ausgeführt”, heißt es.