E.On und Rocket Internet bestimmen das Bild der auslaufenden Zahlensaison - Börse München Kolumne
Gewinnserie gestoppt: Nach sechs Wochen mit positiver Bilanz haben die deutschen Aktienbörsen in der vergangenen Handelswoche überwiegend nachgegeben. Dabei war allerdings kein einheitlicher Trend zu erkennen, vielmehr verzeichneten die Märkte wie bereits eine Woche zuvor ein Auf und Ab. Hauptimpulsgeber war wieder einmal der Handelskonflikt zwischen den USA und China beziehungsweise die Nachrichten und Spekulationen diesbezüglich. Zwischenzeitlich aufgekommene Skepsis hinsichtlich einer baldigen Teillösung quittierten die Anleger mit Zurückhaltung und Verkäufen, Hinweise auf Fortschritte wurden positiv aufgenommen. Daneben bewegten Unternehmensnachrichten und Konjunkturdaten, wenn auch in deutlich geringerem Maße.
Im Wochenvergleich gab der Deutsche Aktienindex (Dax), der am vergangenen Dienstag noch ein neues Jahreshoch markiert hatte, um 0,6 Prozent auf 13.163,88 Punkte nach. Eine Berg- und Talfahrt vollführten die Titel von Volkswagen. Eine Senkung der Umsatz- und Gewinnerwartungen des Autobauers ließ die Titel einbrechen, bevor es im Zickzack wieder etwas nach oben ging, wobei auf Wochensicht ein überdurchschnittliches Minus zu verzeichnen war. Der MDax, der im Wochenverlauf dicht an seinen bisherigen Rekordwert herangekommen war, sank im Wochenvergleich letztlich um 0,4 Prozent auf 27.091,47 Zähler. Der Tec-Dax konnte dagegen dem allgemeinen Abwärtstrend trotzen und um 0,4 Prozent auf 3.011,91 Punkte zulegen. Der HAFIX-Deutschland büßte 1,2 Prozent auf 3.814,90 Zähler ein, der HAFIX-Europa reduzierte sich um 0,7 Prozent auf 3.078,87 Punkte. Der m:access All-Share wiederum rückte um 1,3 Prozent auf 2.498,88 Zähler vor.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche erneut geschwankt, sich letztlich aber nur wenig geändert. Die Märkte reagierten analog zu den Aktienbörsen auf die widersprüchlichen Signale im Handelsstreit zwischen den USA und China. Hinzu kamen einige schwächer als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus der Eurozone, die die Bundespapiere stützten. Im Wochenvergleich gab die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe von -0,34 auf -0,36 Prozent nach. Die Umlaufrendite lag am Freitag gegenüber dem Vorwochenschlusstand unverändert bei -0,35 Prozent.
An den US-Aktienbörsen gaben die wichtigsten Indizes trotz eines versöhnlichen Wochenausklangs im Sieben-Tage-Vergleich nach. Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 0,5 Prozent auf 27.875,62 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index gab 0,3 Prozent ab auf 3.110,29 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100-Index reduzierte sich um 0,5 Prozent auf 8.272,05 Punkte.
Ausblick
Zwischen „leicht aufwärts“ und „stabil seitwärts“ schwanken die Prognosen der Analysten für die deutschen Aktienbörsen in der aktuellen Woche. Der teilweise vorhandene Optimismus speist sich vor allem aus der Tatsache, dass die erste Konsolidierungsbewegung seit den jüngsten deutlichen Kursgewinnen in der vergangenen Woche in engen Grenzen abgelaufen ist. Und hinsichtlich des unverändert marktbeherrschenden Themas Handelskonflikt heißt es inzwischen vielfach, dass der Großteil der Marktteilnehmer trotz zwischenzeitlicher Negativnachrichten aktuell von einer Lösung ausgehe. Insofern könnten weniger optimistisch stimmende Meldungen zwar kurzzeitig für überschaubare Rücksetzer sorgen, die Stimmung aber nicht generell drehen. Am Wochenende waren zudem wieder einmal positive Signale aus China gekommen, die die Hoffnung auf einen tatsächlichen Abschluss einer Teilvereinbarung in absehbarer Zeit nähren dürften.
Neben diesen auch psychologischen Aspekten kommen in den nächsten Tagen allerdings auch handfeste Zahlen ins Spiel, wenn auch erneut in überschaubarem Umfang. Hierzulande sowie aus der Eurozone dürfte dabei vor allem das ifo-Geschäftsklima interessieren, zudem stehen das GfK-Verbrauchervertrauen, Inflationszahlen sowie Arbeitsmarktdaten auf der Agenda. Aus den USA dürften die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter und die persönlichen Einkommen und Ausgaben für Aufmerksamkeit sorgen. Zudem kommen Zahlen vom US-Immobilienmarkt sowie das Beige Book der US-Notenbank, von dem sich Marktteilnehmer allerdings keine überraschenden Hinweise auf die weitere US-Geldpolitik erwarten.
Von Unternehmensseite reduziert sich die Zahl der vorhersehbaren Meldungen. Die Berichtssaison läuft endgültig aus, wobei auch in den kommenden Tagen noch einige Unternehmen wie der Dax-Wert E.On oder der MDax-Wert Rocket Internet Zahlen präsentieren werden.
Ab Mitte der Woche könnte es an den hiesigen Märkten etwas ruhiger, auf jeden Fall aber Impuls-ärmer zugehen, da die US-Pendants am Donnerstag feiertagsbedingt geschlossen bleiben und am Freitag lediglich ein verkürzter Handel stattfindet.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 25.11.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Chicago Fed nationaler Aktivitätsindex (USA)
Dienstag, 26.11.: GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); US-Verbrauchervertrauen; Verkäufe neuer Häuser in den USA; S&P/Case-Shiller-Hauspreisindex (USA)
Mittwoch, 27.11.: Bruttoinlandsprodukt der USA; Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Beige Book der US-Notenbank; Anstehende Hausverkäufe in den USA
Donnerstag, 28.11.: Verbraucherpreise in Deutschland; Geschäftsklima in der Eurozone; US-Börsen feiertagsbedingt geschlossen (Thanksgiving)
Freitag, 29.11.: Arbeitsmarktzahlen für Deutschland; Importpreise in Deutschland; Verbraucherpreise in der Eurozone; Chicagoer Einkaufsmanagerindex; Verkürzter Handel an den US-Börsen
Autor: Dr. Robert Ertl, Vorstand der Bayerischen Börse AG