Shop Apotheke Europe: „Die erste Umsatz-Milliarde soll 2021 geknackt werden” - Interview
Shop Apotheke Europe hat am heutigen Donnerstag Neunmonatszahlen für 2019 vorgelegt. Während die Online-Apotheke deutliche Impulse aus der Einführung des eRezepts erwartet, zieht man sich aus dem spanischen Markt - vorerst - zurück. Für die internationale Strategie hat dies aber keine weiteren Konsequenzen. „Europa bleibt Kernmarkt”, sagt Stefan Feltens, CEO der Shop Apotheke Europe, im Kurz-Interview mit der 4investors-Redaktion zu den heutigen Nachrichten. Ein Ausblick auf 2020 und die möglichen Auswirkungen des eRezepts sind weitere Themen des Gesprächs mit Feltens.
www.4investors.de: Für 2019 prognostizieren Sie 700 Millionen Euro Umsatz und eine EBITDA-Marge zwischen -2,0 Prozent und -2,3 Prozent. Können Sie schon eine Indikation geben, wie die Zahlen sich 2020 entwickeln sollen?
Feltens: Für das Jahresergebnis 2020 gehen wir vom EBITDA break-even aus. Dabei werden wir das Umsatzwachstum weiter kräftig organisch vorantreiben. Die erste Umsatz-Milliarde soll 2021 geknackt werden. Langfristig streben wir eine EBIT-Marge von über 6 Prozent an. Vom Start unseres Marktplatzes erwarten wir im kommenden Jahr noch keinen nennenswerten Umsatz- und Ergebnisbeitrag, ab 2021 aber schon.
www.4investors.de: Aus der Einführung des eRezepts in Deutschland erwarten Sie ab Mitte 2021 nennenswerte Umsatz- und Ergebnisbeiträge. Gehen Sie davon aus, dass sich durch das E-Rezept der Medikamentenkauf noch stärker in Richtung „online” verschieben wird?
Feltens: Ein klares Ja. Erfahrungswerte aus anderen Ländern, in denen das eRezept eingeführt wurde, z.B. in Schweden, USA oder Großbritannien, zeigen, dass innerhalb von fünf bis acht Jahren der Rx-Anteil, also der Anteil verschreibungspflichtiger Medikamente, auf rund 10 Prozent steigt. Bei OTC Produkten, das sind die nicht-verschreibungspflichtigen Medikamente und apothekennahe Schönheits- und Pflegeprodukte, liegen wir in Deutschland zur Zeit bei einem Anteil von rund 17 Prozent. Der online-Rx Anteil in Deutschland bei zur Zeit ca. 1,3 Prozent. In Deutschland werden jährlich ca. 500 Millionen Rezepte ausgestellt, d.h. nur rund 4 bis 5 Millionen werden aktuell online bedient. Hochgerechnet auf die 10 Prozent ergibt sich also ein großes Potenzial für die online Apotheken.
www.4investors.de: Welche Umsätze erwarten Sie aus dem eRezept?
Feltens: Erste signifikante Umsätze werden wir voraussichtlich ab Mitte 2021 verbuchen, wenn sich das System bei allen Beteiligten (Ärzte, Patienten, Apotheken, Krankenkassen) eingespielt hat. Mit dem Kauf der Europa Apotheek Ende 2017 (Rx Versandspezialist) und unserem derzeit 120-köpfigen inhouse-IT-Team sind wir operativ sehr gut auf diesen neuen Markt vorbereitet.
www.4investors.de: Aus Spanien zieht sich Shop Apotheke Europe zurück. Warum konnte das Unternehmen hier nicht wie erwartet wachsen?
Feltens: Zunächst einmal möchte ich betonen, dass ich aus unternehmerischer Sicht eine unserer Stärken darin sehe, dass unser Geschäftsmodell es erlaubt, flexibel auf Marktentwicklungen zu reagieren. Genau das ist nun in Spanien geschehen. Obwohl Spanien zu den größten europäischen Volkswirtschaften zählt, sind die Online-Affinität und damit einhergehend die eCommerce-Nutzung im europäischen Vergleich anhaltend niedrig. Entsprechend hat sich der Markt für Online-Apotheken in den vergangenen Jahren weit weniger dynamisch entwickelt als wir es erwartet haben und hat bislang nicht die für unser Geschäft erforderliche Größenordnung erreicht. Außerdem konnten wir keine ausreichend guten Einkaufskonditionen erzielen. Oder anders formuliert: Aufwand und Ertrag stehen hier für uns schlicht nicht in einem angemessenem Verhältnis zueinander. Deshalb lenken wir unsere Ressourcen gezielt in den weiteren Ausbau unserer Marktposition in den zurzeit aussichtsreicheren und wachstumsstärkeren Regionen.
www.4investors.de: Hat der Rückzug aus Spanien Konsequenzen für ihre internationale Strategie?
Feltens: Keineswegs. Europa bleibt Kernmarkt. Wir verfügen mit den weiteren sieben europäischen Märkten weiterhin über eine breite geografische Präsenz und wir schauen uns die Entwicklung potenzieller Zukunftsmärkte genau an. Auch ein erneutes Engagement in Spanien schließen wir zu einem späteren Zeitpunkt explizit nicht aus, sofern sich die dortigen Markt- und Rahmenbedingungen entsprechend entwickeln.