Commerzbank - Öl: Russland schürt Hoffnungen auf Förderkürzungen

Es ist schwer die Ernsthaftigkeit der Äußerungen Russlands zu möglichen Gesprächen über Förderkürzungen zu bewerten. Fakt ist, dass ohne erhebliche kurzfristige Förderkürzungen der Angebotsüberschuss, saisonal und durch höhere Exporte des Iran bedingt, erheblich von gut 1 Mio. Fass/Tag auf etwa 2 Mio. Fass/Tag steigen wird. Hinzu kommt die zuletzt wieder in den Extrembereich gerutschte Long-Positionierung am Terminmarkt. Hierdurch droht ein erhebliches zusätzliches Angebot von mehreren Hundert Mio. Fass, wenn diese Positionen reduziert werden. Selbst wenn man sich auf erhebliche, sofort wirksame Förderkürzungen einigen würde, dürften diese zunächst wohl nur eine Preisstabilisierung, aber keine Wende, bewirken.
Zinsen und Anleihen
Großbritannien: BoE-Zinsankündigung 13:00 Uhr
USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe 14:30 Uhr
USA: Auftragseingänge Industrie (Januar), 16:00 Uhr
Derzeit scheinen negative Nachrichten marktbestimmend zu sein. Selbst positive Wirtschaftsdaten können die Nervosität nur wenig eindämmen. Von der erhöhten Unsicherheit profitieren insbesondere Staatsanleihen. Zehnjährige Bunds handelten gestern im Tief mit einer Rendite von unter 0,27% – die Auktionsrendite der neuen fünfjährigen Bundesobligation erfolgte zu -0,24%. Zehnjährige italienische Staatstitel rentieren inzwischen wieder unter 1,50%. Für steigende Kurse sorgte der enttäuschende ISM-Index außerhalb des verarbeitenden Gewerbes in den USA: Der Januarwert sank um 2,3 auf 53,2 Punkte gegenüber dem Vormonat, dem niedrigsten Wert seit Februar 2014. Dieser Wert ist von hoher Bedeutung, da der Dienstleistungssektor für ca. 90% der US-Wirtschaftsleistung steht. Besonders negativ stach die Arbeitsmarktkomponente heraus, die um mehr als vier Punkte zurückging. Erfreuliche Daten kamen dagegen vom US-Arbeitsmarkt: Der Dienstleister ADP meldete für Januar einen Stellenzuwachs von 205.000 und damit mehr als erwartet. Außerdem wurde der Stellenaufbau für Dezember um 10.000 auf 267.000 neue Arbeitsverhältnisse nach oben revidiert. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese positive Entwicklung letztendlich im monatlichen Arbeitsmarktbericht der USA, der am kommenden Freitag veröffentlicht wird, niederschlägt. Die Stimmung im Dienstleistungssektor trübte sich in Spanien und Italien ein. Der von Markit berechnete Einkaufsmanagerindex fiel in Spanien von 55,1 im Dezember auf 54,6 Punkte im Januar. In Italien fiel der Rückgang noch stärker aus: Hier sank der Wert von 55,3 auf 53,6 Punkte. In Großbritannien verbesserte sich die Stimmung der Dienstleister leicht. Markit ermittelte für Januar 55,6 nach 55,5 Punkten im Dezember.
Aktien
Credit Suisse, Ergebnis Q4
Daimler, Bilanz-PK
ING Groep, Jahresergebnis
Munich Re, vorläufiges Jahresergebnis
Royal Dutch Shell, Ergebnis Q4
Symantec, Ergebnis Q3
Der Börsenkater geht weiter. Die Anleger werden auf eine harte Geduldsprobe gestellt und brauchen unverändert starke Nerven. Zwar erholte sich der Ölpreis spürbar, er konnte den Börsen gestern aber kaum Schubkraft verleihen. Zu tief sitzen die wachsende Konjunkturskepsis sowie die Furcht vor Kreditausfällen im europäischen Bankensektor u.a. im Zusammenhang mit Hochzinsanleihen aus dem Ölsektor. Auf europäischer Sektorebene zählte die Bankbranche mit Abstand zu den größten Verlierern; im Schnitt gaben die Indexmitglieder um 3,4% nach. Seit Jahresanfang sind europäische Bankwerte damit durchschnittlich um rd. 22% gefallen (Automobile: -19%). Lediglich die Sektoren Rohstoffe (+2,1%) sowie Öl & Gas und Immobilien (+0,1%) erzielten gestern Gewinne. Unter den Leitindizes hielt Italien mit einem Minus von 2,9% die rote Laterne. Hier belasteten vor allem massive Verluste von Bankaktien (Unicredit: -5,9%). Tagesgewinner im Dax (-1,5%), der zwischenzeitlich mit 9.350 Punkten nur knapp über dem Jahrestief notierte, war die Aktie von Linde mit einem Plus von 0,9%. Schwächster Wert war erneut die Aktie der Deutschen Bank mit einem Verlust von 6%. Die Börsen in den USA tendierten nach einem schwachen Start freundlicher. Der Dow Jones-Index gewann 1,1%. Verantwortlich hierfür zeichneten v.a. der schwächere Dollar sowie der starke Preisanstieg für Öl. Auf Sektorebene waren demnach vor allem Energiewerte gefragt, die im Schnitt um fast 4% zulegten. IT-Werte gaben als Tagesverlierer im Schnitt um 0,4% nach. Die Börsen in Asien tendierten bis auf Japan (Nikkei 225-Index: -0,9%) überwiegend freundlich.