Raiffeisen: Deutsche Bank, EZB, Konjunkturdaten und Anleihen im Blickpunkt

Heute gilt das Hauptinteresse der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank. Es wird zwar allgemein mit keiner neuerlichen Lockerung der Geldpolitik gerechnet. Allerdings hat sich der Markt auf zusätzliche expansive Maßnahmen im Laufe des Jahres eingerichtet. Viele dürften wohl auf ein klares Signal der EZB für eine baldige neuerliche Absenkung des Einlagesatzes oder einer nochmaligen Ausweitung des Anleihekaufprogrammes hoffen. Wir gehen davon aus, dass aufgrund der deutlichen Rückschläge auf den Aktienmärkten bzw. des ungebremsten Verfalls des Ölpreises zwar die Abwärtsrisiken für die Konjunktur und vor allem die Inflationsentwicklung betont werden. Mehr als ein Hervorheben des „easing bias“ mit Verweis auf die Handlungsfähigkeit bei Zinsen und Anleihekäufen erwarten wir allerdings nicht, was am Markt zu einer kleinen Enttäuschung führen könnte. Die Daten heute: Das Verbrauchervertrauen (vorläufige Schätzung) in der Eurozone sollte weniger durch negative politische Einflüsse (Terroranschläge, Konflikte im Nahen Osten, Unsicherheit aufgrund des Flüchtlingsstroms, etc.) als mehr durch die verringerten Energiekosten bei verbesserter Arbeitsmarktlage geprägt werden. Wir setzen daher einen neuerlichen Anstieg an. In den USA wird der Philadelphia Fed Index weitere Informationen über die Dynamik im Verarbeitenden Gewerbe im Januar liefern. Am Primärmarkt plant heute Frankreich Fixzinsanleihen mit Fälligkeit im Jahr 2019, 2020 und 2022 um ein Gesamtvolumen von EUR 7,5 bis 8,5 Mrd. aufzustocken. Zudem soll die Auktion von inflationsgeschützten Anleihen mit Laufzeit 2025 und 2030 EUR 1 bis 1,5 Mrd. in die Kassa des französischen Trésor spülen. Weiters emittiert Spanien Anleihen mit Restlaufzeit 2019 und 2030.
Aktienmärkte
An den europäischen Leitbörsen setzte sich gestern die starke Abwärtsbewegung fort. Im Zuge der Abverkäufe markierte der breit gefasste STOXX Europe 600 einen 15-Monatstiefstand. Auch an der Wall Street ging es zunächst kräftig abwärts, ehe in Richtung Handelsschluss die Kursverluste erheblich begrenzt werden konnten. Die Stimmung überschatten nach wie vor die China-Wachstumssorgen und der fallende Ölpreis. Letzterer schürt die Ängste vor einer Pleitewelle der US-Frackingindustrie und führt zu deutlichen Kürzungen bei den Ausrüstungsinvestitionen. Nahezu vollständig von den Investoren ausgeblendet wird aber momentan, dass in den letzten Monaten durchaus schon ermutigende Daten aus China veröffentlicht wurden und der tiefe Ölpreis per Saldo für die Konjunktur der etablierten Volkswirtschaften positive Effekte haben sollte. Vor diesem Hintergrund erscheint der aktuelle Abverkauf überzogen. Für eine zumindest kurzfristige Gegenbewegung spricht zudem, dass zahlreiche Indikatoren ein hohes Maß an „Überverkauftheit“ zahlreicher wichtiger Aktienindizes signalisieren. Ungeachtet dessen geht es heute beim japanischen Nikkei 225 nach anfänglichen Kurszuwächsen abermals kräftig abwärts. Die ersten Indikationen für die europäischen Leitindizes lassen auf einen schwächeren Handelsauftakt schließen. Neben der EZB-Zinssitzung stehen heute vordringlich Unternehmensergebnisse (u.a. die gestern nachbörslich veröffentlichte Gewinnwarnung von Deutsche Bank) im Fokus.
Credit
An den Credit-Märkten setzte sich gestern die Aufwärtsdynamik der Risikoprämien wieder fort. Vor allem das High-Yield Segment hat mit einer massiven Verschlechterung der Refinanzierungsbedingungen am Corporate Bond Markt zu kämpfen. Seit Jahresanfang weist das EUR Non-Financial High-Yield Segment mit -2,81 % gar die schlechteste Jänner-Performance seit 2008 aus. Primärmarkt: Der österreichische Glücksspielkonzern Novomatic AG (BBB) gab bekannt eine Reihe von Investorenmeetings (vom 27. bis 29. Jänner 2016) abzuhalten. In Abhängigkeit von der Marktverfassung dürfte eine EUR Anleiheemission folgen. Einer der größten Covered Bond Emittenten, die französische CFF, hat gestern eine geplante Emission aufgrund des deutlich schwächeren Marktumfeldes verschoben. Somit ist es wahrscheinlich, dass wir diese Woche keine Covered Bond Emissionen mehr sehen. Bislang war der Covered Bond Markt in 2016 der mit Abstand aktivste Emissionsmarkt im Unternehmensanleihen-Segment.
Zentraleuropa / Osteuropa
- CZ: J. Rusnok voraussichtlich neuer CNB-Präsident
- PL: Einzelhandelsumsätze und Industrieproduktionsdaten für heute erwartet
- PL: Arbeitsmarkt fördert noch immer Konsumwachstum
- RO: EUR-Staatsanleihen in heimischen und ausländischen Märkten in Q1 geplant
- RU: Wöchentliche VPI Messung bei 0.2% im Vergleich zur Vorwoche
- HR: Regierungsbildung im Gange