Commerzbank: Deutsche Inflationsrate bleibt gering genug, dass EZB am Donnerstag handeln wird
Gestiegene Nahrungsmittelpreise und langsamer fallende Energiepreise haben die Inflationsrate in Deutschland im November von 0,3% auf 0,4% J/J erhöht. Insbesondere die Nahrungsmittelpreise sind aufgrund schlechter Ernten bei Obst und Gemüse stärker angestiegen (+2,3% J/J nach +1,6% J/J). Auch der Effekt von fallenden Energiepreisen hat abgenommen, denn die Energiepreise fielen „nur“ noch um 7,5% J/J nach minus 8,7% J/J im Oktober. Wir rechnen auch für den Euroraum mit einem leichten Anstieg der am Mittwoch zur Meldung anstehenden Inflationsrate von 0,1% auf 0,2% J/J. Damit liegt sie aber noch so weit unter dem Notenbankziel, dass die EZB eine Lockerung am Donnerstag damit gut rechtfertigen kann.
Zinsen und Anleihen
Der Handelsauftakt der neuen Woche verlief am Rentenmarkt ruhig. Der Markt scheint vor der anstehenden EZB Zinsentscheidung am Donnerstag auf volkswirtschaftliche Daten kaum zu reagieren. Die gestern veröffentlichten Verbraucher-preise in Deutschland untermauern die Marktsicht, dass die EZB zu weiteren geldpolitischen Maßnahmen greift. Trotz höherer Preise für Nahrungsmittel stieg die Inflationsrate in Deutschland nur leicht von 0,3% auf 0,4% J/J gegenüber Oktober an. Zwar ging auch der dämpfende Effekt der sinkenden Energiepreise etwas zurück, insgesamt bleibt die Preissteigerung aber unter dem 2%-Ziel der EZB (siehe auch „Im Blickpunkt“). Nachdem auch in Italien und in Spanien die Verbraucherpreise nur schwach stiegen bzw. sogar zurück-gingen, dürfte die Teuerungsrate für den gesamten Euroraum, die am Mittwoch veröffentlicht wird, eher verhalten ausfallen. Diese Entwicklung sollte EZB-Chef Mario Draghi bestärken, das Anleihenkaufprogramm auszuweiten und wohl auch den Einlagensatz noch einmal abzusenken. Der deutsche Einzelhandel setzte im Oktober nach vorläufigen Schätzungen real 2,1% mehr um als im Vorjahresmonat. Im Vergleich zu September wurde aber ein Rückgang um 0,4% vermeldet. Vom Januar bis Oktober ergibt sich eine reale Steigerung um 2,8% gegenüber 2014. Aus den USA enttäuschte der Chicago Einkaufsmanagerindex; dieser fiel deutlich von 56,2 auf 48,7 Punkte und liegt nun unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Damit liegen nun aktuell drei von fünf regionalen Einkaufsmanagerindizes unter der Wachstumsschwelle.
Aktien
Die Erwartungshaltung einer noch expansiveren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank hat den Aktienmärkten des Euroraums auch zum Auftakt der neuen Handelswoche weiter Auftrieb verschafft. Im deutschen Leitindex Dax 30 konnten unter der Führung von VW Vz. (+6,2%), die ihren Erholungstrend weiter fortsetzten, vor allem die Werte der Automobilindustrie auf sich aufmerksam machen. Sehr positiv war auch der Kursverlauf bei Infineon (+3,2%), wo nach den starken Geschäftszahlen der Vorwoche nun ein Broker eine Höherstufung der Aktie folgen ließ. Die Titel der Deutschen Lufthansa (+1,4%) profitierten von der Einigung im Tarifkonflikt mit dem Bodenpersonal. Negativ tendierte hingegen der Dax-Neuling Vonovia (-3,2%), nachdem die Aktionäre der feindlichen Übernahme von Deutsche Wohnen zugestimmt hatten. Auch im EUROSTOXX 50 hatten Automobiltitel (+2,3%) deutlich die Nase vorn. Im allgemein positiven Umfeld stachen zudem die eher zyklischen Grundstoff- und Industrietitel (jeweils +1,1%) hervor. An der Wall Street war die Stimmung nach dem Feiertagswochenende dagegen relativ zurückhaltend. Im Vorfeld der wichtigen Arbeitsmarktdaten und den Reden von Fed-Präsidentin Yellen hielten sich die Anleger deutlich zurück. Besonders die defensiven Branchen Basiskonsumgüter (-1%) und Gesundheit (-1,3%) standen unter Druck. Leicht positiv tendierten indes angesichts der sich weiter stabilisierenden Ölpreise die Titel der Energiebranche (+0,4%). Die Aktien von Morgan Stanley (+1,5%) stachen aus dem eher schwachen Branchenumfeld heraus. Hier sorgte die Agenturmeldung, dass das Institut einen umfangreichen Stellenabbau plane, für steigende Kurse. Die asiatischen Märkte entwickeln sich heute Morgen insgesamt fester. Vor allem der Nikkei 225 kann nach positiven Konjunkturdaten deutlicher zulegen.