Commerzbank: Schwellenländeraktien im Oktober mit leichter Underperformance
Im Oktober gab es an den weltweiten Aktienmärkten eine Erholungsrallye. Während der MSCI-Welt und der MSCI-Developed Markets um jeweils 7,8% zulegten, gewann der MSCI-EM „nur“ 7%. Kurstreibend wirkten vor allem die Erwartung einer späteren Leitzinswende in den USA sowie die Hoffnung auf eine Ausdehnung der ohnehin schon sehr expansiven Geldpolitik in Europa und in Japan. Auch eine Stabilisierung der Makrodaten in China sowie dortige Zinssenkungen strahlten positiv auf die übrigen Märkte aus. Alle zehn MSCI-EM-Sektoren erzielten im Oktober Gewinne. Der Rohstoffsektor konnte seine zeitweisen Gewinne von bis zu 5,6% allerdings nicht verteidigen, rettete aber auf Monatsbasis immerhin ein Plus von 1,1% ins Ziel. Positiv stimmte auch die Währungsentwicklung, die den Anlegern in den Vorquartalen zum Teil drastische Performanceverluste eingebrockt hatte. So gewann die indonesische Rupiah rd. 6,5%; auch der koreanische Won und die türkische Lira legten ggü. dem US-Dollar um 4% zu. Unser Ausblick 2016 für die EM-Aktien bleibt zunächst vorsichtig. Wir empfehlen die Region weiterhin unterzugewichten, da wir an den Aktienmärkten in Europa (Übergewichten) sowie in den USA (Neutral) und in Japan (Neutral) in den kommenden Monaten bessere Performancechancen sehen. Eine mögliche Leitzinsanhebung in den USA im Dezember 2015 könnte noch einmal zu erheblicher Volatilität an den Währungsmärkten der Schwellenländer führen. Zudem ist das Wachstum in einigen Ländern der Region weiter schwach (v.a. in Brasilien und Russland). Zusammen mit weiter fallenden Rohstoffpreisen und vielfältigen politischen Spannungen (u.a. in der Ukraine/Russland, in der Türkei (Wahlen), in Brasilien etc.) drückt dies immer wieder auf die Stimmung der Anleger. Überdies ist die Unternehmensverschuldung in USD in einigen Ländern gestiegen. Nicht zuletzt ist das Gewinnwachstum vergleichsweise schwach; mögliche Abwärtsrevisionen könnten folgen.
Zinsen und Anleihen
Die europäischen Rentenmärkte profitierten gestern von Spekulationen auf weitere Lockerungen der EZB bei ihrer nächsten Sitzungen am 3. Dezember und den Spannungen zwischen der Türkei und Russland, die die Risikoaversion der Investoren erhöhten. Die von Deutschland, Italien und Portugal neu platzierten Anleihen wurden gut aufgenommen. Medienberichten zufolge könnte die EZB ihre Geldpolitik noch stärker lockern als bisher angenommen. Danach sollte die EZB ihren Einlagenzinssatz (derzeit: minus 0,2%) noch weiter senken als bisher erwartet. Als Reaktion auf die neuen Spekulationen gab der EUR deutlich nach. Er fiel unter 1,0580, den niedrigsten Stand seit April. Die Rendite 2-jähriger Bundesanleihen sank unter minus 0,42%, auf einen neuen Rekordtiefstand. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen ging auf 0,47% zurück. Die Staatsanleihen der EWU-Peripherie tendierten ebenfalls freundlich. Von den gemischten US-Konjunkturdaten blieben die europäischen Rentenmärkte weitgehend unbeeindruckt. In den USA zeigten die gestrigen Daten einen verhaltenen Start ins 4. Quartal. So stiegen die Konsumausgaben im Oktober mit 0,1% M/M geringer als erwartet, die Einkommen aufgrund des festen US-Arbeitsmarktes und allmählich steigender Löhne dagegen um 0,4% M/M stärker als erwartet; die Sparquote vergrößerte sich von 5,3 auf 5,6% auf den höchsten Stand seit 2013. Es verbleibt damit mehr Potenzial für das Weihnachtsgeschäft. Die Aufträge langlebiger Güter erhöhten sich kräftig um 3,0% M/M (nach -0,8%). Die zivilen Aufträge ohne Transport und Luftfahrt, die als Indikator für Ausrüstungsinvestitionen gelten, stiegen ebenfalls kräftig an (+1,3% M/M). Die Auslieferungen dagegen, die direkt in die BIP-Daten eingehen, gingen um 0,4% M/M zurück.
Aktien
Die Schwäche an den europäischen Aktienmärkten währte nur kurz. Nach geopolitischen Sorgen rückten gestern wieder verstärkt die Geldpolitik und Unternehmensnachrichten in den Vordergrund. Hoffnungen auf zusätzliche geldpolitische Lockerungen der EZB ließen den Euro sinken und die Aktienkurse steigen. Zudem ist nach den jüngsten politischen Reaktionen aus Russland und der Türkei ein bewaffneter Konflikt unwahrscheinlicher geworden. Entsprechend konnten sich Tourismus- und Luftverkehrstitel erholen, wobei auch gute Unternehmensmeldungen wie z.B. bei Thomas Cook (+10,8%) und Lufthansa (+2,7%, Streik abgesagt) halfen. Überhaupt dominierten bei den Unternehmensnachrichten positive Meldungen. Bei Metro (+5,8%) soll es eine höhere Ausschüttungsquote geben. HolcimLafarge (+4,3%) profitierten von einer Dividendenerhöhung. K+S (+7,7%) halfen erneute Übernahmespekulationen. Lediglich der spanische IBEX35 (+0,2%) kam kaum vom Fleck. Hier belasteten Kursverluste im Bankenbereich. Die Kurse litten unter der Sorge von möglichen Kreditausfällen im Zuge der drohenden Insolvenz des Industriekonzerns Abengoa (-54%). An den US-Märkten herrschte vor dem heutigen Thanksgiving-Feiertag ein eher ruhiges Geschäft bei dem auch die Indizes fast unverändert aus dem Handel gingen. Der Fokus der Anleger richtete sich - wie auch in Europa - auf das EZB-Meeting in der kommenden Woche. Die US-Makrodaten hatten nur wenig Einfluss. Während auf der Branchenseite Healthcare (+0,5%) die Gewinner anführte, standen Grundstoff- und Energiewerte (-0,6% bzw. -0,8%) weiter unter Druck. In Asien notieren die Indizes uneinheitlich. Während in China leichte Verluste zu verzeichnen sind, geht es in Japan und Korea aufwärts. Insgesamt fehlen aber neue Impulse, so dass die Umsätze unterdurchschnittlich ausfallen.