artec technologies AG: „Daten sind das Öl der Zukunft und wir liefern die Verarbeitungstechnik“
Die Aktie der artec technologies AG hat im Jahr 2015 ein Comeback gefeiert. Der Aktienkurs des Entry Standard notierten Big Data-Unternehmens ist seit Anfang diesen Jahres von 1,30 Euro auf rund 4 Euro geklettert. Das Jahreshoch lag sogar bei 9 Euro. Die Redaktion von www.4investors.de sprach mit artec CEO und Gründer Thomas Hoffmann über die Hintergründe und Zukunftsperspektiven.
www.4investors.de: Ihr Aktienkurs ist in diesem Jahr deutlich gestiegen, was sind die Gründe dafür?
Hoffmann: Wir haben im Jahr 2014 den Turnaround bei Umsatz und Ergebnis geschafft und den positiven Trend in 2015 bestätigt. Die hohen Investitionen in die Weiterentwicklung und ständige Verbesserung unserer Produkte zahlen sich aus. Mit unseren wettbewerbsfähigen Produkten konnten wir in den letzten zwei Jahren namhafte Neukunden gewinnen. Durch die bereits platzierten Neu- und Folgeaufträge gestalten sich unsere Zukunftsperspektiven außerordentlich vielversprechend. Mit dem positiven Newsflow der letzten Monate sind auch wieder mehr Anleger auf uns aufmerksam geworden.
www.4investors.de: Insbesondere seit August wurde der Kursanstieg von einer hohen Volatilität begleitet. Woran lag dies?
Hoffmann: Die Kurssteigerung hat dafür gesorgt, dass die Wikifolios einiger unserer langjährigen und von unseren langfristigen Zukunftsperspektiven überzeugten Aktionäre unter den Top Performern waren. Dieses hat das Interesse an artec in der Social Trading Community deutlich erhöht, worauf die Kursschwankungen der letzten Monate zurückzuführen sind. Volatilität hat natürlich Vor- und Nachteile. Das Positive:
Die Liquidität unserer Aktie hat sich signifikant verbessert. Mit der höheren Aufmerksamkeit im Rücken sollte der zu erwartende positive Newsflow dafür sorgen, dass der Kurs sich wieder Richtung 9 Euro bewegt.
www.4investors.de: Aber gibt es nach einer solchen Kursentwicklung noch Luft nach oben?
Hoffmann: Davon bin ich fest überzeugt. Der Vorstand hat bisher keine Aktien verkauft und zieht dies auch nicht in Erwägung. Die Zukunftsperspektiven von artec sind einfach zu spannend. Wir haben uns in den vergangenen Jahren konsequent zum Spezialisten für die Speicherung und Auswertung von Echtzeitinformationen aus unterschiedlichsten Informationsquellen von Fernsehen, Video bis Internet -TV weiterentwickelt.
www.4investors.de: Woher kommt dieser Optimismus? Immerhin sind Sie schon seit dem Jahr 2006 an der Börse.
Hoffmann: Lassen Sie mich dazu kurz unsere Unternehmensgeschichte beschreiben. Der Börsengang im Jahr 2006 erfolgte mit dem Ziel, den IPTV-Markt – also das Fernsehen über das Internet – in Deutschland zu etablieren. Dazu hatten wir zwei Telekomkonzerne als Partner. Denn damals waren die Netzkapazitäten noch nicht ausreichend vorhanden und somit erhebliche Investitionen nötig. Als sich dann die Finanzkrise abzeichnete, haben sich unsere Partner zurückgezogen. Anschließend sind wir durch eine schwierige Zeit gegangen und haben dies dank unseres Kerngeschäfts, der Videosicherheitstechnik, überstanden. In dieser Zeit haben wir unsere Technologien im Bereich IPTV und Big Data konsequent weiterentwickelt. Heute sind die Netz- und Speicherkapazitäten vorhanden, um Audio, Video und Daten zu sammeln und weltweit auf Mobilgeräte und Computer zu übertragen. Damit ist die Zeit reif für unsere Produktplattformen MULTIEYE und XENTAURIX. Mit ihnen stehen wir technologisch in vorderster Reihe.
www.4investors.de: Können Sie uns die Anwendungsmöglichkeiten kurz beschreiben?
Hoffmann: Daten sind das Öl der Zukunft und wir liefern die Verarbeitungstechnik. Unsere Lösungen ermöglichen die Übertragung, Aufzeichnung und Auswertung von TV, Video-, Audio- und Metadaten. Damit eröffnen sich unterschiedlichste Einsatzmöglichkeiten. Ein klassischer Bereich ist die Videosicherheitstechnik. Unsere Systeme befinden sich in Leitzentralen der Polizei und anderen öffentlichen Einrichtungen, Logistikzentren oder auch Bürogebäuden. Es lassen sich Gesichter identifizieren, Brände frühzeitig lokalisieren oder die Brücken von Kreuzfahrtschiffen überwachen. Ein starker Wachstumsmarkt wird in den nächsten Jahren die Aufzeichnung und Analyse von TV Sendungen sein.
Ein Musterbeispiel ist der diesjährige Auftrag aus Katar. Mit den inzwischen ausgelieferten und bezahlten Systemen von artec werden TV-Sportübertragungen aufgezeichnet und durch Drittsysteme ausgewertet. Mit dieser Kombination werden Informationen über Spieler, Spielzüge und Mannschaften sowie Trainingssituationen gesammelt und analysiert. Diese Daten helfen bei der Spielvorbereitung und dem Scouting.
„ Erfahrung ist in einem so komplexen Bereich sehr wertvoll“
www.4investors.de: Auf diesen Gebieten sind sie jedoch nicht der einzige Anbieter. Wo sehen Sie Ihre Stärken?
Hoffmann: Wir bieten Erfahrung, Kompatibilität und schnelle Umsetzung. artec feiert in diesem Jahr 15-jähriges Firmenjubiläum und hat in dieser Zeit über 23.000 Projekte umgesetzt. Diese Erfahrung ist in einem so komplexen Bereich sehr wertvoll. Zudem sind unsere Systeme sehr kompatibel. Wir setzen seit Jahren nicht nur unsere eigenen Technologien ein, sondern kooperieren mit Partnern. So bieten wir maßgeschneiderte Lösungen aus einer Hand an und garantieren die Beherrschbarkeit. Letztendlich kommt es dem Kunden darauf an, dass er keinen Datensalat vorfindet, sondern dass ihm wichtige Informationen schnell und verständlich zur Verfügung stehen.
www.4investors.de: Dennoch, Sie sind ein Mittelständler, der schnell wächst und gleichzeitig in Forschung und Entwicklung investieren muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies ist eine große Herausforderung.
Hoffmann: In der Tat ist die Weiterentwicklung unserer finanziellen und personellen Ressourcen unsere größte Herausforderung. artec hat mit einer Eigenkapitelquote von rund 90 Prozent und einem eingeschworenen Team eine sehr solide Basis. Dennoch müssen wir unsere Kapazitäten sehr gezielt einsetzen. Letztlich haben wir zwei Optionen. Entweder wir wachsen aus eigener Kraft mit 20 bis 40 Prozent pro Jahr oder wir geben Gas. Denn wir könnten deutlich schneller wachsen.
So stehen wir beispielsweise in interessanten Märkten wie Großbritannien und den USA auf der Bremse. Mit einem zusätzlichen finanziellen Rahmen im unteren siebenstelligen Millionenbereich wären wir in der Lage, den Jahresumsatz in nur 24 Monaten auf gut 10 Millionen Euro zu entwickeln. Bei der Finanzierungsart sind wir offen, es muss allerdings passen. Denn aus der Unternehmenshistorie heraus sind wir konservativ.
„ Schätzungen absolut realistisch und eher konservativ“
www.4investors.de: Die Analysten von SMC erwarten nach einem Umsatz von 2,4 Millionen Euro im Jahr 2014 und 3,7 Millionen Euro in 2015 ein Wachstum bis 2017 auf 5,9 Millionen Euro.
Hoffmann: Aufgrund unserer beschriebenen Perspektiven sind diese Schätzungen absolut realistisch und eher konservativ.
www.4investors.de: Geben Sie uns doch abschließend noch einen Ausblick auf 2016. Was können Anleger erwarten?
Hoffmann: Wir werden unseren profitablen Wachstumskurs in 2016 fortsetzen und rechnen mit deutlich steigenden Auftragseingängen unter anderem von Medienanstalten und öffentlicher Institutionen aus dem In- und Ausland. Wir bedienen einen äußerst starken Wachstumsmarkt im Mittleren Osten, unter anderem Katar, wo wir seit 2007 aktiv sind. In Hinblick auf die WM 2022 investieren staatliche Unternehmen in hochmoderne Technologie. Dies betrifft sowohl TV Analyse, IPTV Systeme als auch Videosicherheit in Veranstaltungsorten.
Daher werden unsere TV- und Videosysteme mit intelligenten Analysefunktionen der Wachstumsmotor sein. In beiden Geschäftsbereichen – Videosicherheitstechnik und TV Broadcast+Media – wollen die Kunden in Echtzeit bestimmte Daten übermittelt bekommen oder in Aufzeichnungen nach bestimmten Ereignissen suchen. Das ist nur möglich, wenn bereits während der Aufzeichnung Metadaten erstellt und diese in einer Datenbank gespeichert werden. Die TV Sender können beispielsweise mit der Videofingerprint Technik Beitragskopien und Copyrightverletzungen in anderen TV Sendern auffinden. Marketing Unternehmen analysieren, wie oft und wann Werbung gelaufen ist. Im Bereich der Videosicherheitstechnik sind ebenfalls Echtzeitinformationen und Analysefunktionen wichtiger denn je. Videosysteme beispielsweise werden immer häufiger als Bestandteil eines Sicherheitskonzeptes eingesetzt.