Commerzbank: Im US-Bausektor geht es weiter aufwärts – aber mit etwas weniger Schwung
Dienstag meldete die Baumarktkette „Home Depot“ Rekordzahlen für das dritte Quartal. Im jüngsten ADP-Arbeitsmarktbericht war zu lesen, dass im Oktober 35.000 neue Stellen im Bausektor geschaffen wurden. Der Branche geht es offenbar gut, auch wenn gestern ein Rückgang der Baubeginne im Oktober um 11% zum Vormonat gemeldet wurde. Der Rückgang konzentrierte sich auf die Mehrfamilienhäuser im Süden. Auch dies ein Zeichen, dass der Aufwärtstrend landesweit intakt ist. Allerdings ist aus dem Schaubild auch abzulesen, dass der Schwung in den letzten Monaten nachgelassen hat. Vor dem Platzen der Immobilienblase wurden 2 Mio. Wohnungen jährlich gebaut. Eine ähnlich ungesunde Entwicklung ist derzeit nicht erkennbar.
Zinsen und Anleihen
Eines muss man der EZB lassen: Ihr Schüren neuer Lockerungsphantasie hat die Wirkung nicht verfehlt. Fast täglich loten die für Zinssenkungsphantasie besonders empfänglichen 2-jährigen Bundesanleihen neue Renditetiefstände aus, was auch auf 10-jährige Bundestitel ausstrahlt, die gestern mit 0,51% rentierten. Mittlerweile ist in den einschlägigen Geldmarktfutures eingepreist, dass die Leitzinsen über 2017 hinaus in negativem Terrain verharren. Den jüngsten Schub hatte EZB-Chefvolkswirt Praet unlängst geliefert, als er seine Sorge um die „Entankerung“ der Inflationserwartungen artiku-lierte. Damit sind aber die Erwartungen für die kommende Ratssitzung am 3. Dezember sehr hoch gesteckt – mit entsprechendem Enttäuschungspotenzial. US-Treasuries traten gestern auf der Stelle. Das Protokoll der FOMC-Sitzung von 28.10. bestätigte, dass die Fed wohl im Dezember zur Leitzinsanhebung schreitet. Der Bondmarkt hat dies mit einem Renditeanstieg über das ganze Laufzeitenspektrum bereits eskomptiert. Betrachtet man den Renditeanstieg seit Ende Oktober, so stellt man fest, dass dieser bei klassischen und inflationsindexierten Anleihen im Gleich-klang vonstatten ging, also letzten Endes auf günstigeren Konjunkturperspektiven beruht. Die 10-jährige Inflationserwartung (gemessen als Renditedifferenz beider Anleihen) pendelt indes weiterhin um 1,55%. Wenn sich herausstellt, dass die US-Inflation im kommenden Jahr allein schon basisbedingt zügig Richtung 2% anzieht, sollte dies bei klassischen US-Treasuries für weiteren Aufwärtsdruck bei den Renditen sorgen.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten nach den deutlichen Zugewinnen des Vortages zunächst im Minus. Gewinn-mitnahmen prägten das Bild. In der zweiten Tageshälfte schöpften die Anleger aber wieder etwas Mut, sodass die Indizes zeitweise sogar wieder ins positive Terrain drehten. Belastend wirkt nach wie vor die sehr schwache Entwicklung bei den Rohstoffen. Der Sinkflug bei Kupfer geht ebenso weiter wie bei Gold, dessen Kurs ein neues Fünfjahrestief markiert hat. Auch die Notierung für Rohöl ist im Bereich der Jahrestiefs. Tagesgewinner im Dax (-0,1%) war am gestrigen Handelstag die Aktie von Volkswagen; der Kurs stieg um 2,8%. Auch die Aktien von BMW (+0,2%) und Daimler (+0,4%) waren u.a. aufgrund des schwachen Euros und niedriger Ölpreise gefragt. Zu den Tagesverlierern im Dax zählte Linde (-1,5%); der Konkurrent Air Liquide kaufte Airgas. Auf europäischer Sektorebene waren nach dem schwachen Vortag Rohstoffwerte gefragt, die im Schnitt um 1,9% gewannen. Am Ende der Performanceskala rangierten Telekommunikationswerte, die durchschnittlich um 1,2% nachgaben. Die US-Börsen tendierten fester. Der Dow Jones-Index gewann 1,4%. Im Fokus des Interesses der Anleger stand das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank. Es deutet darauf hin, dass eine mögliche Zinsanhebung eher in kleinen Schritten erfolgen wird. Auf Sektorebene waren insbesondere Pharmawerte (+2%) gefragt. Die Bereiche Telekom und Versorger (+0,7%) legten am wenigsten zu. Die Börsen in Asien tendierten nach den positiven US-Vorgaben ebenfalls freundlich. Die japanische Notenbank beschloss, ihre ohnehin schon sehr expansive Geldpolitik zunächst nicht auszuweiten. Der Nikkei 225- Index gewann 1,1%; der Yen notierte etwas fester.