Commerzbank: US-Preisdaten noch unter dem Eindruck des Ölpreisrückgangs
Die US-Konsumentenpreise stiegen im Oktober kräftig wie erwartet um 0,2% M/M (nach -0,2% M/M) an; die Jahresrate stieg auf 0,2% J/J. Deutlich höher liegt die Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittelpreise), die nicht den Ölpreisrückgang enthält; sie verharrte bei 1,9% J/J. Der Effekt des Ölpreises in der Gesamtinflationsrate wird basisbedingt schwinden. Das liegt daran, dass ein Großteil des Ölpreisrückgangs zwischen November 2014 und Januar 2015 lag. Beim Vorjahresvergleich wird damit das Vorzeichen positiv. Wir gehen davon aus, dass im Februar 2016 Gesamtinflationsrate wieder etwa auf dem Niveau der Kernrate liegt. In diesem Umfeld bleibt es sehr wahrscheinlich, dass die US-Notenbank im Dezember ihre Leitzinsen erhöht.
Zinsen und Anleihen
Die Verbraucherpreise in den USA ziehen langsam an. Dank der gegenüber Vorjahr rückläufigen Energiepreise ist die Inflation insgesamt zwar mit 0,2% zurzeit noch sehr niedrig. Ohne Energie und Nahrungsmittel gerechnet liegt die Inflation aktuell aber bereits bei 1,9%. Die Preisdaten gestern stehen somit einer Zinserhöhung im Dezember nicht im Weg. Kursverluste bei den US-Staatsanleihen waren die Folge (vgl. „Im Blickpunkt“). Bundesanleihen konnten dagegen ihr Kursniveau halten. Die Daten zur US-Industrieproduktion zeigen, dass das Verarbeitende Gewerbe sich von dem ersten Schock der Dollaraufwertung langsam erholt. Der Zuwachs dort betrug real 0,4% – Oktober ggü. September. Die Industrieproduktion insgesamt ging zwar im Vormonatsvergleich zurück, doch dies war allein den ungewöhnlich warmen Temperaturen geschuldet. Viele Haushalte konnten darauf verzichten, ihre Heizung zu nutzen. Weiter abwärts geht es allerdings auch im Bergbau. Als Folge des niedrigen Ölpreises werden immer weniger neue Ölquellen erschlossen und auch die Produktion wird heruntergefahren. Wegen der Wetterkapriolen würden wir auch den Rückgang des NAHB-Wohnungsmarktindex im November nicht überbewerten. Auch hier könnten die warmen Temperaturen die Lage Bewertung durch die Bauunternehmer positiv beeinflusst haben, dann wäre der Rückgang nur eine Korrektur. Einen kleinen Lichtblick für Deutschland lieferte der ZEW-Index. Der Indikator für die Konjunkturerwartungen konnte nach sechs Rückgängen in Folge erstmals etwas zulegen. Der Indikator für die Lage hält sich seit dem Ende der Griechenlandkrise klar über dem langjährigen Durchschnitt.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern sehr fest. Die Leitindizes legten um bis zu 2,8% (Frankreich) zu. Verantwortlich für die zuversichtliche Stimmung unter den Investoren zeichneten mehrere Faktoren. Zum einen fiel der ZEW-Index besser als erwartet aus. Zudem sorgten Äußerungen der Europäischen Zentralbank für weitere Spekulationen auf eine baldige Ausweitung der ohnehin schon sehr expansiven Geldpolitik. Das wiederum schwächte den Euro, der gegen-über dem US-Dollar auf ein Siebenmonatstief fiel. Im Fokus der Anleger standen daher u.a. Automobilwerte wie BMW (+2,7%) oder Daimler (+2,3%). Auch andere Zykliker wie bspw. ThyssenKrupp (+3,2%) verzeichneten ansehnliche Gewinne. In der zweiten Reihe honorierten die Investoren die Geschäftszahlen von United Internet mit einem Plus von 1,6%. Auf europäischer Sektorebene waren vor allem die Bereiche Öl & Gas (+3,4%), Telekommunikation (+3%) sowie Pharma (+2,9%) gesucht. Am Ende der Performanceskala rangierten Rohstofftitel, die im Schnitt nur um 0,6% zulegen konnten. Die US-Börsen tendierten uneinheitlich. Der Dow Jones-Index verzeichnete minimale Gewinne, der S&P 500 büßte 0,1% ein. Für Rückenwind sorgten gute Zahlen aus dem Einzelhandel. Die Aktien von Wal-Mart und von Home Depot legten nach Vorlage solider Zahlen um 3,5% bzw. um 4,4% zu. Auf Sektorebene waren insbesondere Pharmatitel gefragt, die im Schnitt um 0,4% zulegten. Die mit Abstand größten Verluste erlitten Versorgerwerte (-1,9%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich (Nikkei 225-Index: +0,1%).