Commerzbank: Technische Rezession in Japan, Erholung im Schlussquartal, Druck auf Notenbank steigt
Japan ist nach gängiger Lesart in eine Rezession abgerutscht, denn das reale BIP ist im 3. Quartal das zweite Mal in Folge gesunken (wie im Vorquartal -0,2% Q/Q). Während der Private Verbrauch um 0,5% zulegte und vom Außenhandel dank steigender Exporte ein leicht positiver Wachstumsbeitrag kam, gingen die Investitionen abermals zurück. Vor allem drückte der starke Lageraufbau den Wachstumsausweis um einen halben Prozentpunkt. Allein schon ein schwächerer Lagereffekt sollte ausreichen, um im Schlussquartal die Minirezession zu beenden. Das ändert aber nichts an der durchwachsenen Bilanz der in 2013 begonnenen neuen Wirtschaftspolitik („Abenomics“). Der Druck auf die Notenbank, noch mehr zu tun, steigt.
Zinsen und Anleihen
Auf die schrecklichen Terroranschläge von Paris reagierten die Finanzmärkte zum Wochenstart relativ besonnen. Der EUR fiel nur kurzzeitig unter die Marke von 1,07 USD pro EUR, erholte sich aber schnell wieder, schloss schließlich leicht darunter. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen eröffnete nur leicht tiefer als am Freitag, was im Rahmen üblicher Tagesschwankungen lag. EZB-Vizechef Vitor Constancio betonte am Montag, dass es zu früh sei, die Auswirkungen der Anschläge auf die Finanzmärkte zu beurteilen. Die Erfahrung zeigt, dass Terroranschläge normalerweise keine größeren ökonomischen Folgen mit sich bringen. Sowohl die Bombenanschläge in London im Jahr 2005 als auch die Terroranschläge in Madrid 2004 sowie auf das World Trade Center am 11. September 2001 haben gezeigt, dass die ökonomischen Folgen begrenzt blieben. In 2001 ging der US-Einzelhandel im September stark zurück, aber bereits im Oktober stiegen die Umsätze wieder an. Schon im Dezember 2001 setzte in den USA wieder ein Aufschwung ein, der bis 2007 andauerte. Dafür musste allerdings die US-Notenbank Fed reagieren. Sie setzte mit dem Versprechen, jedwede Liquiditätsnachfrage zu decken, ein starkes Signal. Am 17. September senkte sie ihren Leitzins um 50 Bp. auf 3,0%; sie befand sich damals aber wegen der Rezession ohnehin in einem Zinssenkungsmodus. Der Leitzins erreichte erst Mitte 2003 seinen Tiefpunkt bei 1,0%. Folgen keine weiteren Anschläge oder andere negative Nachrichten, rechnen wir weiterhin mit einer Zinserhöhung der Fed im Dezember. Für die EZB spielen die Anschläge keine Rolle, wir erwarten daher eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik.
Aktien
Die internationalen Aktienmärkte haben zum Wochenauftakt vergleichsweise verhalten auf die Terroranschläge von Paris reagiert. Während an den asiatischen Börsen noch Molltöne vorherrschten, setzte sich in Europa die Einschätzung durch, dass diese Ereignisse weder die Weltwirtschaft noch den globalen Handel grundlegend gefährden sollten. So schüttelte der Dax seine anfängliche Schwäche schnell ab und pendelte im Tagesverlauf eng um den Schlussstand vom Freitag. Noch besser konnten sich die Nebenwerte-Indizes behaupten, der MDax (+0,8%) und der TecDax (+0,9%) legten etwas deutlicher zu. Schwächster Einzeltitel im Leitindex war indes die Deutsche Lufthansa (-2,3%), die nach den Streikbelastungen nun auch unter den Auswirkungen des Terrors leidet. Auch im weiteren Europa zeigten sich vor allem die Aktien aus der Reisebranche belastet. Im französischen CAC 40 wiesen die Aktien der Hotelkette Accor (-4,7%) die stärksten Abschläge auf. Die Fluggesellschaft Air France-KLM (-5,5%) stand eben-falls deutlich unter Druck. An der Wall Street hingegen setzte sich nach der schwachen Vorwoche wieder eine klare Kauflaune durch. Unter der Führung von Energiewerten (+3,3%), die von sich im Tagesverlauf erholenden Ölpreisen profitierten, konnten alle Branchen deutlicher zulegen. Auch hier erlitten indes Fluggesellschaften Kursverluste. Im Fokus standen Übernahmeangebote. So plant die Hotelkette Marri-ott den Konkurrenten Starwood für 12 Mrd. USD zu schlucken. Der US-Kabelriese Liberty Global wiederum greift nach Cable & Wireless Communications. Auch an den asiatischen Märkten setzt sich die verbesserte Stimmung heute Morgen durch. Mit diesen Vorgaben dürften die europäischen Börsen deutlich fester in den Handel starten.