Commerzbank - USA: Stimmungsgefälle zwischen Verarbeitendem Gewerbe und Dienstleistungssektor
Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe der USA ist im Oktober weiter abgebröckelt; mit 50,1 Punkten liegt der nationale ISM-Index nur noch knapp über der Expansionsschwelle von 50. Grund dafür ist das schwache internationale Umfeld zusammen mit einem festen US-Dollar, wie am zwar verbesserten, aber noch immer mäßigen Teilindex der Exportaufträge (47,5 Punkte nach 46,5) ablesbar ist. Wichtig freilich: Die Stimmung im Dienstleistungsgewerbe, das den Löwenanteil der US-Wirtschaft ausmacht, ist weit besser und dürfte es auch bleiben: Denn das Beschäftigungswachstum ist weiter rege und stärkt die Binnennachfrage. Das gestrige Datum jedenfalls steht einer Leitzinsanhebung der Fed im Dezember nicht entgegen.
Zinsen und Anleihen
Aus den USA wurde der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes für Oktober gemeldet: Der Wert ging leicht auf 50,1 Punkte zurück – besser als mit 50,0 erwartet. Positiv überraschten die Zahlen der Produktion und Auftragseingänge, negativ dagegen die Daten zur Arbeitsmarktsituation (sie auch „Im Blickpunkt“). Für die Eurozone wurden gestern die endgültigen Zahlen für den Einkaufsmanager Index zum verarbeitenden Gewerbe im Oktober veröffentlicht: Der vom Markit-Institut erhobene Index stieg im Vergleich zum Vormonat auf 52,3 Punkte, nachdem er zuvor drei Monate in Folge zurückgegangen war. Zur positiven Entwicklung trug vor allem Deutschland bei – die finalen Daten fielen besser aus als in der Erstschätzung. Auch Italien und die Niederlande weisen jetzt bessere Werte auf, Spanien enttäuschte dagegen mit einem Rückgang. Mit Ausnahme Griechenlands zeigen alle Euroländer Indexstände über der Expansionsschwelle von 50. Der Rentenmarkt reagierte auf die nach oben revidierten Daten mit Kursverlusten – der Bundfuture tauchte auf unter 157 ab. Damit erhöhte sich die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf 0,56%. Auch die Stimmung in der britischen Industrie hat sich im Oktober aufgehellt. Hier verbesserte sich der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes für Oktober kräftig von 51,8 auf 55,5 Punkte, seinem höchsten Stand seit Juni 2014. Das britische Pfund profitierte zunächst von den guten Daten und legte gegenüber dem Euro um 1 Cent zu, gab aber am Nachmittag die Gewinne wieder ab. EZB-Ratsmitglied Nowotny kommentierte die jüngsten eher schwach ausgefallenen Inflationszahlen des Euroraumes: Diese zeigten, dass die EZB ihr Inflationsziel von 2% deutlich verfehlen würde und daher zu weiteren Lockerungsmaßnahmen gezwungen sei.
Aktien
Nachdem die insgesamt enttäuschend ausgefallenen chinesischen Einkaufmanagerindizes im asiatischen Handel noch für Ernüchterung gesorgt hatten, konnten die europäischen Aktienmärkte diese Belastung noch am Vormittag abstreifen und so positiv in den November starten. Unterstützt wurde diese Entwicklung von einer überraschend starken Stimmung der Industrieunternehmen in der Eurozone. Im deutschen Leitindex Dax 30 konnten sich vor allem die Aktien der Commerzbank (+6,6%) nach positiv aufgenommenen Quartalsdaten in Szene setzen. Im EUROSTOXX 50 konnten bis auf Nahrungsmittel (-0,5%) alle Branchen zulegen, besonders stark entwickelten sich dabei Grundstoffe (+1,8%) und Automobile (+1,5%). In Athen legte der Leitindex um rund 3% zu. Hier stützten Kurssprünge der Bankaktien, nachdem das Parlament ein Gesetz zur Rekapitalisierung der griechischen Banken beschlossen hatte. Der National 100-Index in Istanbul reagierte auf den deutlichen Wahlsieg der AKP unter Staatspräsident Erdogan mit einem Kursplus von 6,4% Auch der Wall Street verhalfen insgesamt positive Konjunktursignale zu einem guten Monatsauftakt. Besonders stark entwickelten sich dabei die Energiewerte Chevron (+4,5%) und Exxon (+3,1%), die sowohl von den überraschend guten Quartals-vorlagen von Freitag als auch von den sich stabilisierenden Ölpreisen profitierten. Energie (+2,4%) führte so die insgesamt positive Branchenentwicklung an. Auch die asiatischen Börsen tendieren heute Morgen in der Breite fester. In Japan findet wegen eines Feiertags kein Handel statt.