Deutsche Bank: Zwei Jahre ohne Dividende – die Kosten-Axt kreist
Gespannt hat die Börse auf den heutigen Tag gewartet: Die Deutsche Bank hat zum einen die Quartalszahlen vorgelegt, zum anderen – und das war die weitaus spannendere Nachricht heute – Details zur neuen Strategie des Konzernchefs John Cryan bekannt gegeben. Die erste Reaktion der Börse auf die zahlreichen Neuigkeiten der Bank zeugen von wenig Begeisterung: Gegen Mittag liegt der Aktienkurs der Deutschen Bank "/image/pfeil-unten.png" alt="Aktienkursverluste" title="Aktienkursverluste" class="pfeile" /> 26,055 Euro mit 5,17 Prozent im Minus.
Die Quartalsbilanz ist, allerdings wenig überraschend nach vorherigen Ankündigungen der Deutschen Bank, von einem milliardenschweren Verlust geprägt. Der Verlust je Aktie ist von 0,07 Euro auf 4,35 Euro gestiegen, verursacht vor allem durch hohe Sondereffekte. Die zinsunabhängigen Aufwendungen der Bank sind im Vorjahresvergleich von 7,33 Milliarden Euro auf 13,22 Milliarden Euro geklettert. Unter dem Strich sorgt dies für 6 Milliarden Euro Verlust nach 92 Millionen Euro im dritten Quartal 2014.
Cryan; „Ein absolut enttäuschendes Ergebnis“
„Im dritten Quartal 2015 haben wir einen Rekordverlust nach Steuern ausgewiesen – ein absolut enttäuschendes Ergebnis. Die Erträge in den Kerngeschäftsfeldern blieben stabil – trotz eines im Quartal durchwachsenen geschäftlichen Umfelds mit Marktvolatilität im August und September“, sagt der neue Konzernchef Cryan am Donnerstag – und will gegensteuern.
Für die Bank steht eine Rosskur an. Die Aktionäre können frühestens in zwei Jahren wieder auf eine Dividende hoffen, die Ausschüttungen für die Geschäftsjahre 2015 und 2016 wurden gestrichen. Für das Jahr 2017 strebe man „eine wettbewerbsfähige Ausschüttungsquote“ an, kündigt die Deutsche Bank an. Konkreter wird man nicht. Mit dem einbehaltenen Geld soll die Kapitalbasis gestärkt werden, ohne dass man erneut das Kapital erhöhen muss. Eine harte Kernkapitalquote von mindestens 12,5 Prozent ist Cryans Ziel, derzeit liegt die Bank bei 11,5 Prozent. Um das Ziel zu erreichen, sollen zudem die risikogewichteten Aktive der Bank deutlich gesenkt werden. Die „Non-Core Operations Unit“ will man bis Ende 2016 weitgehend abgebaut haben, so die Frankfurter.
Abbau von Arbeitsplätzen und Verkauf von Aktivitäten
Zudem sollen die Kosten massiv gesenkt werden. 3,8 Milliarden Euro jährliche Kosteneinsparungen setzt sich der Bankkonzern zum Ziel, die Aufwendungen für den Kostenabbau sollen einmalig bis zu 3,5 Milliarden Euro betragen. Sparen will Cryan unter anderem bei der Konzernstruktur, die vereinfacht werden soll, sowie bei der IT des Bankkonzerns, die man modernisieren und zugleich vereinheitlichen will. Zudem will sich die Deutsche Bank von Beteiligungen mit einer Gesamtkostenbasis von rund 4 Milliarden Euro trennen und damit zugleich 20.000 Arbeitsplätze aus dem Konzern bekommen. Weitere rund 9.000 Arbeitsplätze bei der Deutschen Bank wird man streichen, weitere 6.000 bei externen Dienstleistern, die für die Infrastrukturfunktion Global Technology + Operations aktiv sind. Nach Umsetzung des Maßnahmenpaketes werden rund 35.000 Menschen weniger für den Deutsche-Bank-Konzern arbeiten, zudem die Zahl der Filialen um 200 gesunken sein.
Auch auf die zahlreichen Skandale reagiert die Bank. Man wolle Disziplin und Verantwortung erhöhen, kündigt der DAX-notierte Konzern am Donnerstag an, zugleich sollen Hierarchien und Komplexität des Konzerns abgebaut werden. Das Group Executive Committee werde abgeschafft und die Zahl der Vorstandsausschüsse verringert. Man habe „ein einziges vollverantwortliches Management Team aufgesetzt, in dem alle Geschäftsbereiche direkt vertreten sind“, so die Deutsche Bank. Vergütungen sollen zukünftig „stärker mit Leistung und Verhalten in Einklang stehen“, kündigt das Unternehmen darüber hinaus an.
Eine erste Analystenstimme zu den heutigen Nachrichten der Deutschen Bank kommt von der UBS: hier klicken. Alle Details zur neuen Strategie hat die Deutsche Bank auf ihrer Internetseite veröffentlicht.