Commerzbank: Sorgt der VW-Abgasskandal für Trendwende beim Platinpreis?
Der VW-Abgasskandal bzw. die Bedenken wegen der Nachfrage nach platinbeinhaltenden Dieselkatalysatoren drückte den Platinpreis deutlich unter die 1000 USD/Feinunze-Marke. Inzwischen hat er sich im Einklang mit den anderen Edelmetallen erholt und steht wieder knapp darüber. Dennoch liegt der Preis von Platin so stark wie kaum bei einem anderen Rohstoff unter den Produktionskosten (1600 USD/Feinunze), die zudem höher sind als bei Gold. Platin ist 160 USD/Feinunze billiger als Gold und das Platin-/Goldverhältnis mit 0,86 historisch niedrig. Die Bewertung spiegelt ein Industriemetall wider, für das es in der absehbaren Zukunft erheblich weniger Anwendungsmöglichkeiten geben wird. Aber der Markt dürfte übertreiben: 40% der Nachfrage entfällt auf die Automobilindustrie, die Platin in Katalysatoren für Pkws und LKWs benötigt. Aber selbst wenn die Dieseltechnologie grundsätzlich in Frage gestellt wird, was unwahrscheinlich ist, ist sie zunächst für einen Großteil der Nach-frage alternativlos. Zudem dürften sich die Anstrengungen der Automobilindustrie erhöhen, die Emissionsauflagen besser zu erfüllen, was wiederum auch einen höheren Platinanteil bedeuten könnte. Kurzfristig- und mittelfristig nachfragerelevant ist auch, dass Platin günstiger ist als Gold und daher die Platinschmucknachfrage anziehen dürfte. Langfristig bekommen alternative Antriebe Impulse und werden Benzin- und Dieselmotoren vielleicht rascher als bisher gedacht ersetzen. So will Toyota seine komplette Fahrzeugflotte bis 2050 transformieren und dabei vor allem auf die Brennstoffzelle setzen. Den Toyota Mirai als erstes (Klein-)Serienfahrzeug gibt es bald auch bei uns zu kaufen. Er wird in Japan mit 25 tsd. USD/Fahrzeug gefördert. Der Clou für Platin dabei ist, dass derzeit für eine Brennstoffzelle etwa 30g Platin benötigt werden und damit etwa sieben Mal so viel wie in einem Katalysator. Japan will zudem bis 2030 rund 10% der Haushalte mit Strom aus Brennstoffzellen versorgen.
Zinsen und Anleihen
Nach den spürbaren Kursverlusten am Dienstag erholten sich die Rentenmärkten gestern wieder. Die Kursrückgänge wurden fast wieder aufgeholt. Rückenwind bekamen die Anleihen durch die gestiegene Risikoaversion der Anleger, die sich nach Verlusten an den chinesischen Aktienmärkten am Mittwoch und rückläufigen Ölpreisen gestern aufbaute. Vor allem ein erneuter kräftiger Anstieg der US-Rohölvorräte, der gestern gemeldet wurde, nährte die Spekulation eines deutlichen Überangebots. Dies hat vor allem die im Markt weit verbreitete Erwartung gefestigt, dass die Fed in diesem Jahr nicht mehr an der Zinsschraube drehen wird. Im Euroraum wartete man indes auf die heutige in Malta stattfindende EZB-Ratssitzung. Noch vor einiger Zeit wurde darauf spekuliert, dass die EZB ihre Geldpolitik weiter lockert, möglicherweise noch in diesem Jahr. Diese Meinung wurde vor allem gestützt von der Inflationsrate, die im September wieder negativ (-0,1% J/J) wurde. Nach den massiven Wertpapierkäufen der EZB (monatlich 60 Mrd. EUR) hatte man erwartet, dass die Inflationsrate heute höher stehen sollte. Anders sieht es bei der Kreditvergabe aus. Positive Daten zu den Kreditstandards haben am Dienstag die Hoffnung einer Erhöhung der Anleihekäufe der EZB gedämpft. Denn nicht nur die Standards für Unternehmenskredite wurden weiter gelockert, sondern auch die Nachfrage stieg aufgrund niedriger Zinsen und notwendiger Ersatzinvestitionen deutlich an. Dies spiegelte sich auch in den Daten zur Geldmenge und dem Kreditwachstum. Vor der heutigen EZB-Sitzung wird noch das französische Geschäftsklima gemeldet und am Freitag folgen die Einkaufsmanagerindizes.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern zumeist freundlich. Die Aufschläge hielten sich aber im Vorfeld der Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag mit Ausnahme der Leitindizes in Österreich (+1,2%) und Deutschland (+0,9%) in Grenzen. Die Börse in der Schweiz verzeichnete einen Verlust von 0,6%. Wie am Vortag fehlte es erneut an signifikanten Impulsen. Einzelwertstories beherrschten daher das Geschehen. Tagesgewinner im Dax war die Notierung der Deutschen Post (+4,2%). Die Aktie profitierte u.a. von der (wahrscheinlichen) Genehmigung in Bezug auf die Portoerhöhung ab 2016 sowie durch die kartellrechtliche Genehmigung des Kaufs von TNT Express durch FedEx. In der zweiten Reihe sprang die Aktie von Südzucker nach einer positiven Analysteneinschätzung um 11,7% nach oben. Auf europäischer Sektorebene führten Technologiewerte (+1,8%) die Performancerangliste an. Die mit Abstand größten Verluste wies der Mediensektor aus, dessen Indexmitglieder im Schnitt 1,5% verloren. Die Börsen in den USA tendierten etwas schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 0,3%. Nach soliden Quartalszahlen legten die Aktien von General Motors und Boeing um 5,8% bzw. um 1,7% zu. Auf Sektorebene notierten nur Industriewerte leicht im Plus. Die größten Abschläge verzeichnete der Energiesektor (-1%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. In Japan büßte der Nikkei 225 rd. 0,6% ein; der Yen wertete leicht auf.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Volkswagen (VW) Vz..