Commerzbank: US-Wohnungsbau bleibt ein wichtiger Motor für den Arbeitsmarkt
Der Bausektor in den USA ist nun schon seit vier Jahren eine wichtige Stütze für die Konjunktur. Ein Ende der Erholung ist derzeit nicht in Sicht. Die steigende Zahl von Wohnungsbaubeginnen (+6,5% im September ggü. August) wirkt über mehrere Kanäle positiv auf die US-Wirtschaft: Sie sorgt natürlich direkt für eine steigende Bauproduktion. Indirekt wirkt sie zudem positiv auf die Einzelhandelsumsätze (Baumärkte, Möbelgeschäfte, etc.). Ferner kurbelt die steigende Bauproduktion auch die Beschäftigung an. Etwa die Hälfte der im Zuge der Immobilienkrise verlorenen Stellen wurde bereits wieder neugeschaffen. Hält der Trend an, dürften noch etwa 500.000 weitere Stellen in den nächsten beiden Jahren hinzukommen.
Zinsen und Anleihen
Nach einem zunächst freundlichen Start drehten gestern die Kurse der Staatsanleihen ins Minus. Dabei belastete den Markt der vierteljährliche „Bank Lending Survey“ der EZB. So sind die Kreditstandards für die Vergabe von Firmenkrediten im 3. Quartal weiter gelockert worden. Per Saldo hätten 4 Prozent der befragten Banken von einer Lockerung der Bedingungen gesprochen. Außerdem zog die Nachfrage nach Krediten im 3. Quartal an. Die Ursache hierfür liege vor allem bei den historisch niedrigen Zinsen. Bei der Kreditvergabe an private Haushalte wurde dagegen von einer Verschärfung der Kreditrichtlinien im 3. Quartal berichtet; in einigen Staaten hätten sich die Vorschriften bei der Kreditvergabe für Haushalte spürbar verschärft. Die EZB bemüht sich redlich, die Kreditvergabe wieder in Schwung zu bringen. Eine höhere Nachfrage nach Unternehmenskrediten ist ihr daher sehr willkommen. EZB-Chef Mario Draghi sprach erst vor kurzem von einer verbesserten Übertragung der Geldpolitik, die den Erfolg der Anleihekäufe (QE) signalisiere. Jetzt wird spekuliert, dass Draghi ähnliche Töne auf der Pressekonferenz am Donnerstag nach der EZB-Ratssitzung auf Malta anschlagen könnte. EZB-Ratsmitglied Christian Noyer sprach ebenfalls davon, dass das QE der EZB „gut justiert“ sei und die Anleger von der EZB-Sitzung nicht zu viel erwarten sollten. Der EUR stärkte sich gestern nur kurzzeitig. Die besser als erwarteten US-Daten setzten ihn wieder unter Druck. Die USA meldete gestern einen deutlichen Anstieg der Hausbau-beginne. Dafür sind die Hausbaugenehmigungen deutlich gesunken, aber auch dabei ist der Aufwärtstrend intakt (siehe „Im Blickpunkt“). Fed-Chefin Janet Yellen äußerte sich gestern in ihrer Rede im Bureau of Labour Statistics nicht zu geldpolitischen Themen.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte verzeichneten am gestrigen Handelstag zumeist Kursverluste. Die einzige Börse, die leichte Gewinne erzielte, war diejenige in Österreich (ATX: +0,3%). Während die Veröffentlichung der Erzeugerpreise die Aktienmärkte zunächst etwas stützte, sorgte dann die Bekanntgabe zur Kreditvergabe durch die EZB für etwas Abgabedruck. Der Aufwärtstrend bei der Vergabe der Unternehmenskredite weckte Befürchtungen, dass eine Aufstockung des Programms der sogenannten „Quantitativen Lockerung“ (QE) durch die Europäische Zentralbank nun schwerer wer-den könnte. In diesem Umfeld büßte der Dax 0,2% ein. Tagesgewinner im deutschen Leitindex war die Notierung der Deutschen Telekom (+2,2%), die u.a. von einer Votenheraufstufung profitierte. Die Versorgeraktien waren ebenfalls gefragt (RWE: +2%; Eon: +1,8%). Ansonsten gab es auf Einzelwertebene wenig Impulse. Auf europäischer Sektorebene gab es eine sehr heterogene Entwicklung. Während Aktien aus dem Bereich Reise und Freizeit als Tagesgewinner im Schnitt um 0,5% zulegten, büßten Pharmawerte als Schlusslicht durchschnittlich um 1,4% ein. Die Börsen in den USA tendierten mit leichten Abschlägen. Der Dow Jones-Index verlor 0,1%. Die Berichtssaison überzeugt nach wie vor nicht. Die Aktie von IBM verlor nach einer Absenkung der Gesamtjahresprognose um 5,8%. Die Notierung von SanDisk legte dank Übernahmespekulationen um 4,4% zu. Auf Sektorebene waren v.a. Telekomwerte (+0,8%) gefragt. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Während der Nikkei 225 um 1,9% zulegte, büßten Aktien in China deutlicher ein.