Commerzbank - Im Blickpunkt: Autonomes Fahren
Die griechische Vorsilbe „auto“ bedeutet „selbst“ und genau das ist das Ziel: der selbstständig fahrende (autonome) Kraftwagen/das autonome Fahren (manchmal auch als „robot driving“ bezeichnet). Zwar werden bis dahin noch Jahre ins Land gehen - technisch ist es in vielen Bereichen aber schon möglich, die Regulatorik hinkt jedoch deutlich hinterher (vermutlich erfolgt der Einsatz zuerst in China - noch vor den USA und dann in Europa). Aber schon heute kommen Vorstufen zum Einsatz (Fahrassistenzsysteme usw.), die enorme Wachstumsraten aufweisen. Durch das autonome Fahren wird es u. E. zu massiven Veränderungen in unterschiedlichen Branchen der Wirtschaft kommen, beispielsweise in der Auto-Versicherungsbranche. Diese Technik wird die Anzahl der Unfälle extrem reduzieren (die Fahrzeugführer sind mittlerweile nahezu alleinige Unfallverursacher, technische Defekte fast nie), die Berechnungsgrundlage für Versicherungsprämien müsste vom Fahrer (Beförderten) auf das Fahrzeug (den Autohersteller/Softwareproduzenten) verlagert werden. Auch das Mietwagengeschäft, das Taxigewerbe und Logistikunternehmen werden sich deutlich wandeln. Bei den Autoproduzenten könnten die Massenhersteller langfristig zu ei-nem „Commodity“ verkommen (d.h. sie würden zunehmend zu einem Chassis-„Lieferanten“ degradiert), der Wunsch auf Eigentum an diesen Autos dürfte stärker in den Hintergrund treten, stattdessen werden sie situationsgerecht für kurze Zeit gemietet, die Fahrzeuge kommen dann von selber zum gewünschten Standort. Gleichzeitig werden insbesondere die Zulieferer profitieren, die in den Bereichen Sensorik (beispielsweise Continental), Daten(-verarbeitung/-speicherung etc.) und Elektronik stark positioniert sind.
Zinsen und Anleihen
Der gestrige Handelstag verlief aufgrund des leeren Datenkalenders sowie des Feiertages in den USA ruhig. Bundesanleihen konnten leicht zulegen und rentierten im zehnjährigen Bereich unter 0,60%. Schaut man sich die Entwicklung der Renditeabstände von Staatsanleihen der Euro-Peripheriezone und Deutschlands an, so zeigt sich eine bemerkenswerte Einengung der Spreads in den letzten Monaten. Anfang Juli waren zum Zeitpunkt der Griechenlandkrise die höchsten Abstände gemessen worden: So lag hier der Renditeabstand im Zehn-Jahres-Bereich zwischen Italien und Deutschland bei 1,62%, aktuell werden 1,08% gehandelt. Dies ist aber immer noch gut 0,3% höher als zum Jahrestief, das Mitte März gemessen wurde. Solange das Griechenlandthema im Marktbewusstsein eine eher untergeordnete Rolle spielt und die Konjunkturdaten im Euroraum positiv bleiben, dürfte sich der Einengungstrend noch fortsetzen. Relativ stabil hält sich seit einigen Monaten auch der Euro gegenüber dem US-Dollar. Vom Jahrestief im März bei unter 1,05 USD je Euro konnte die europäische Gemeinschaftswährung inzwischen auf über 1,13 zulegen. Die Zweifel an einer baldigen Leitzinserhöhung in den USA tragen zur Schwäche des Dollars bei. Aktuell liegt die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung – gemessen an den sogenannten Fed Funds Futures – erst ab März 2016 bei mehr als 50%. Für die Oktobersitzung des FOMC rechnen derzeit nur 10% der Marktteilnehmer mit einer Anhebung. Hinweise auf einen Zinsschritt können im Laufe der Woche einige US-Konjunkturdaten – wie zum Beispiel Einzelhandelsumsätze und die Verbraucherpreise – liefern. Sie sollten eine größere Relevanz als die zahlreichen divergierenden Kommentare der FOMC-Mitglieder aufweisen.
Aktien
Die Handelswoche beim DAX begann uneinheitlich bei insgesamt lustlosem Handel. Der deutsche Aktienindex konnte die runde Marke von 10.000 Punkten zwar verteidigen, in der Breite war das leichte Gesamtmarktplus von 0,2% aber nicht zu beobachten. Besonders die Kursavancen der Versorger (RWE +9,35% und E.on +4,95%) sorgten dafür, dass der Index nicht im Minus geschlossen hat. Der bestandene Stresstest zu den Atomkosten bei den Energiewerten war Ausschlag für die Kurssteigerungen. Auch die Automobilwerte tendierten freundlich. So konnten sich VW (+1,8%) Daimler (+1,76%) und BMW (+1,65%) von den Rückschlägen um den VW-Dieselskandal erholen. Bei BMW sorgten zudem positive Absatzzahlen in China für Gesprächsstoff und entsprechende Nachfrage. An der Spitze der Verlierer standen einmal mehr die Anteilscheine von K+S. Die jüngsten Turbulenzen an den Rohstoffmärkten würden laut Unternehmenschef Steiner bei den anvisierten Gewinnen Probleme bereiten. Der Index der zweiten Reihe, MDAX, gab 0,74% nach. Hier fielen die Anteile von MTU mit einem Minus von 4% negativ auf. Eine negative Pressemeldung führte zu dem Kursabschlag. Die anderen europäischen Märkte tendierten ebenfalls leicht im Minus. Die US-Börse konnte zum Wochenstart leicht zulegen. Die Zuversicht bezüglich der begonnen Berichtssaison brachte beim Dow Jones ein Plus in Höhe von 47 Punkten. Zudem wird weiterhin die Verschiebung der Zinswende am Markt diskutiert. Negativ wurde Eli Lilly (-7,78%) votiert, da die Entwicklung eines Medikaments gestoppt wurde. Der japanische Aktienmarkt liegt kurz vor Handelsende mit gut 1% im Minus. Der Deutsche Markt dürfte heute mit leichten Abschlägen in den Handel starten.