Commerzbank: Momentum der Unternehmensgewinne spricht für Europa
Über viele Jahre hat sich die Profitabilität amerikanischer Unternehmen erheblich besser entwickelt als die in Europa. Dieser Trend scheint sich jetzt umzukehren. Dabei spielt natürlich der feste Dollar eine wichtige Rolle: Er begünstigt die europäischen Exporteure im gleichen Umfang, wie er die Ertragsrechnung der US-Konzerne beeinträchtigt. Da zudem die Bewertung europäischer Aktien im Durchschnitt spürbar niedriger ist als die der amerikanischen Konkurrenz, bleiben wir in unserer regionalen Aktienallokation derzeit bei unserer Präferenz für Europa.
Zinsen und Anleihen
Aufgrund des kräftigen Rückgangs der Energiepreise ist die Inflationsrate im Euroraum im September wieder negativ geworden; sie ging von +0,1% auf -0,1% J/J zurück. Die Kernrate, also Verbraucherpreise ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise verharrte bei 0,9% J/J. Der neuerliche starke Rückgang der Inflationsrate dürfte der EZB nicht gefallen. Denn nicht nur die Inflationsrate ist stark zurückgegangen, sondern auch die Inflationserwartungen sind wieder stark gesunken. Für nächstes Jahr rechnet die EZB mit einer Kerninflationsrate von 1,4% J/J, wir schätzen das als zu hoch ein und rechnen eher mit 1% oder sogar darunter. Die Arbeitslosenquote für den Euroraum verharrte im August bei 11,0%, erwartet worden waren 10,9%. Der Trend einer abnehmenden Arbeitslosenquote - der Höhepunkt lag bei 12,1% in der ersten Jahreshälfte 2013 - ist zwar intakt, allerdings ist das Niveau weiterhin inakzeptabel hoch und dürfte der EZB ebenfalls ein Dorn im Auge sein. Damit bleibt es für uns wahrscheinlich, dass die EZB noch in diesem Jahr ihr Anleiheprogramm ausweiten dürfte. Der EUR gab gestern deshalb wie-der deutlicher nach. Die Rentenmärkte tendierten gestern richtungslos und schlossen fast unverändert. In den USA überwogen leichte Kursgewinne. Der US-Arbeitsmarktbericht des privaten Personaldienstleisters ADP überraschte positiv; im September wurden 200.000 neue Stellen aufgebaut. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed in diesem Jahr nicht mehr erhöht, ist kaum zurückgegangen. Man wartet auf den ISM-Index heute und auf den nationalen US-Arbeitsmarktbericht morgen.
Aktien
Die starke Erholungsbewegung des japanischen Aktienmarktes vom Vortag unterstützte am Mittwoch zum Handelsstart den deutschen Aktienindex. Die Konjunkturdaten zum deutschen Einzelhandel und zu den Arbeitslosenzahlen in Deutschland wurden am Markt kaum kommentiert. Der Index legte gut 2% zu, konnte aber nicht verhindern, dass das abgelaufene Quartal das schwächste seit vier Jahren darstellt. Die zuletzt stark unter Druck geratenen Automobil-Aktien konnten sich leicht erholen. So gehörten VW mit +2,7% ebenso zu den Gewinnern, wie BMW (+3,7%) und Daimler (+2,5%). Die stärkste DAX-Aktie war aber Lufthansa (+6,2%) die von einem positiven Analystenkommentar profitierte. Die zuletzt stark gefallenen Versorger konnten sich ebenfalls kräftig erholen. So gewannen E.ON knapp 5% und RWE legten gut 4% zu. In der zweiten Reihe fiel Gea mit einer gesenkten Umsatzprognose auf. Die Aktie lag trotzdem mit knapp 6% Plus an der MDAX-Indexspitze, da diese Rücknahme von den Marktteilnehmern bereits erwartet wurde. Am Ende des zweiten deutschen Marktsegments lagen die Anteile von Axel Springer (-0,5%) die unter der angekündigten Übernahme einer US-Nachrichten-Website litten. Auch in Europa konnten die wichtigsten Börsen einen Großteil der Vortagesverluste wieder aufholen. So legte der EuroStoxx50 über 2,5% zu. Ebenso tendierten die französische und englische Börse mit gut 2,5% im Plus. Nachdem die Wall Street in der vergangenen Handelssitzung fast 1,5% zulegen konnte, hat sich auch der japanische Markt kurz vor Börsenende freundlich gezeigt. Hier gingen die Notierungen um rund 2,3% nach oben. Wegen dieser positiven Vorgaben dürfte der DAX seine Erholungsbewegung heute weiter fortsetzen.