Commerzbank: Rücksichtnahme der Fed sorgt nur für leichte Entspannung in Emerging Markets
Ein wesentlicher Grund für die US-Fed, die Leit-zinsen vorläufig nicht zu erhöhen, ist die schwierige Verfassung vieler Emerging Markets (EM). Wie der nebenstehende Chart zeigt, stellt die Aufwertung des USD, die eng mit den geldpolitischen Erwartungen zusammenhängt, eine große Herausforderung für die Schwellenländer dar. Derzeit sind diese zudem auch wegen struktureller Defizite, eines lahmenden Welthandels und niedriger Rohstoffpreise in Bedrängnis. Die Frage ist, ob ein Verschieben der US-Zinserhöhung sowie ein moderates „Wording“ der Fed genügen, um das Ruder in den EM herumzureisen: Die Reaktion der Märkte ist verhalten – der stützende Einfluss ist zwar da, aber nur moderat oder wie im Fall Brasilien nicht zu erkennen.
Zinsen und Anleihen
Das Schuldeingeständnis des VW-Konzerns, man habe in den USA die Abgastests von Dieselfahrzeugen manipuliert, drängte gestern alle anderen Meldungen – sogar den Aus-gang der Parlamentswahlen in Griechenland – in den Hintergrund. Nicht nur der Aktienkurs von VW sondern auch die Anleihenkurse kamen unter Druck. Zum Beispiel weitete sich der Renditeaufschlag einer 2024 fälligen VW-Anleihe gegenüber entsprechenden Bundesanleihen um 40 Basispunkte aus. Dies impliziert, dass der Rentenmarkt eine deutliche Ratingverschlechterungen von A+ Richtung BBB einpreist. Einerseits hat VW Liquiditätsreserven im zweistelligen Milliardenbereich, andererseits können die Folgen des Skandals z.B. auf das Image des Konzerns oder auf die Verkaufszahlen jetzt noch nicht abgeschätzt werden. In Griechenland kann Alexis Tsipras mit seiner Partei „Syriza“ zusammen mit der im rechten Spektrum angesiedelten Partei „Unabhängige Griechen“ die bisherige Koalition fortführen. Der Internationale Währungsfonds hält bekanntlich einen Schuldenschnitt für notwendig. Dieses Thema wird sicher noch einmal auf die Agenda gelangen. Wichtiger ist derzeit aber, dass die Reformen Fortschritte machen. Die Zinsen für die Staatsschulden werden derzeit ohnehin aus den Hilfspaketen gedeckt. In den USA sind die Verkäufe von bestehenden Immobilien im August deutlich zurückgekommen (-4,8% zum Vormonat). Nach drei sehr guten Monaten bedeutet dies eine gewisse Normalisierungen. Insgesamt hält der Aufschwung am Immobilienmarkt aber an, wie auch andere Indikatoren z.B. die Wohnungsbaubeginne zeigen.
Aktien
Der Handelstag in Frankfurt startete zunächst negativ. Die Angst vor weiteren Verlusten, nach dem Kurseinbruch vom Freitag, konnte im Tagesverlauf abgeschüttelt werden. Hauptgesprächsthema waren die Aktien von VW. Der Schock, dass bei den Abgaswerten von Diesel-Fahrzeugen in den USA manipuliert wurde, um sich eine bessere Marktposition bei den Absätzen zu verschaffen, saß tief. Der Autobauer aus Wolfsburg notierte zeitweise über 20% im Minus und schloss den Handel bei -18,60% (Vorzüge). Im Gespräch sind nun Strafzahlungen in Höhe von 18 Mrd. Euro. Im Sog dieser Meldung mussten auch die anderen Automobilhersteller BMW und Daimler Kursrückgänge um 1,5% verkraften. Nach VW waren allerdings RWE (-4,9%) und Continental (-3,4%) die größten Verlierer im DAX. Der deutsche Leitindex konnte sich trotz der negativen Meldungen am Ende gut behaupten und profitierte von dem positiven Wochenstart an der Wall-Street. Am Ende stand ein Plus von 0,33% zu Buche. Auch in der zweiten Reihe erschütterte eine Meldung aus der Autobranche die Anleger. Eine Gewinnwarnung des Autozulieferers ElringKlinger brachte dem MDAX-Wert am Ende einen Kurssturz von fast 15% ein. Im Immobiliensektor war zu hören, dass die Deutsche Wohnen (-4,8%) die kleinere LEG Immobilien (+5,9%) übernehmen wolle. Die europäischen Märkte konnten, wie der DAX, ebenfalls von den US-Vorgaben profitieren. Der EuroStoxx50 legte knapp 0,9% zu. Der französische Markt konnte gut 1% gewinnen. In den USA setzte eine Gegenbewegung auf die jüngsten Kursverluste ein. Der Dow Jones lag zum Handelsschluss knapp 0,8% im Plus. Japan hatte wegen eines Feiertags geschlossen. Die heutige Eröffnung des DAX wird wenig verändert erwartet.