Weberbank: Aktien mittelfristig attraktiv, kurzfristig schwankungsintensiv
Mit Spannung wurde die Pressekonferenz der US-Notenbankchefin Janet Yellen am Freitag erwartet. Immerhin ging es um die Frage, ob die US-Notenbank (Fed) ihren Leitzins nach 11 Jahren zum ersten Mal wieder anhebt. Und so wurde vorher viel analysiert, mit Wahrscheinlichkeiten gearbeitet und diskutiert. Am Ende fehlte es der Fed aber offenbar an Überzeugung, dass ein Zinsschritt im aktuellen Marktumfeld angemessen wäre. Der Leitzins wurde nicht verändert. Dabei bietet die US-Wirtschaft eine Reihe von sehr positiven Entwicklungen. So fiel die Arbeitslosenquote zuletzt sogar unter die sogenannte „natürliche Arbeitslosenquote“ auf nunmehr 5,1%. Damit herrscht in den USA Vollbeschäftigung. Die Beschäftigungsaussichten werden speziell auch im Mittelstand als sehr positiv erachtet. Die weiter niedrigen Energiepreise unterstützen die Wirtschaftsentwicklung neben dem soliden Konsum. Allerdings rückte Janet Yellen auch die negativen Effekte des Rohstoffpreisverfalls in den Fokus. Denn ein Blick auf die Inflation in den USA verrät, dass sich die US-Preisentwicklung deutlich unterhalb des Fed-Inflationszieles bewegt. Mithin beobachte die Fed sehr aufmerksam Risiken in China und den globalen Schwellenländern. Denn diese haben eine sehr starke Wirkung auf die Rohstoffpreise und damit auf die Inflation. Insgesamt hob die Fed ihre Wachstumserwartung für 2015 an. Gleichzeitig senkte sie jedoch die Erwartung für 2016. Damit reiht sie sich in den Reigen der großen Notenbanken ein, die ihre Wachstumsprognosen für 2016 jüngst zurückgeschraubt hatten. Allerdings, und das ist für die Einordnung dieser Revisionen wichtig, milderten die Notenbanken ihre Aufschwungsszenarien nur ab. Allen gemein ist, dass sie für die Industrienationen im nächsten Jahr weiterhin ein höheres Wachstum als in diesem Jahr erwarten. Ob die Fed in diesem Jahr ihre Zinsen nun überhaupt noch anhebt, bleibt im Unklaren. Eigentlich müsste sie bald damit beginnen, sich eine Manövriermasse für die Zukunft zu schaffen, damit sie mögliche wirtschaftliche Abschwünge dann wieder mit Zinssenkungen begegnen kann. Immerhin halten 13 von 17 Fed-Mitglieder mindestens einen Zinsschritt noch in diesem Jahr für angemessen. Yellen wird jedoch weiter auf Sicht fahren. Für Spannung vor den nächsten Fed-Sitzungen ist also gesorgt.
Konjunktur: Entwickelte Märkte stabil, Schwellenländer teils labil
Die Aktienmärkte reagieren verschnupft auf das Fed-Statement vom Freitag. Offensichtlich hat die erneute Erwähnung von Risiken in China und den übrigen Schwellenländern nicht gerade zur Beruhigung der Börsianer beigetragen. Auch die Wahl in Griechenland und das Flüchtlingsthema sind geeignet, die Märkte weiter schwankungsintensiv zu halten. Wenngleich wir mittelfristig nach wie vor ein solides Umfeld für Aktien sehen, empfehlen wir zunächst etwas zurückhaltender positioniert zu bleiben. Die aktuelle Unruhe dürfte noch einige Zeit anhalten. Generell sehen wir aber weiteres Kurspotential für die Aktienmärkte.
Anleihen: Niedrigzinsumfeld bleibt bestehen
An den Rentenmärkten konnten zumindest die Schwellenländeranleihen von der weiter verschobenen Zinserhöhung der Fed profitieren. Insgesamt ist es aber wichtig, seine Investments in Schwellenländern sehr selektiv vorzunehmen. Brasilien wurde zuletzt von S&P sogar von Investment Grade auf High Yield Status herabgestuft – also vom Anleihensegment hoher Bonität in das Segment niedriger Qualität. Neben Brasilien befindet sich auch Russland weiter in der Rezession. In diesem Umfeld sollten allerdings Qualitätstitel gefragt und damit die Renditen niedrig bleiben. Überhaupt leiden speziell rohstoffproduzierende Länder unter den Preisabschlägen von Öl und Industrierohstoffen. Damit einhergehend stehen die dortigen Währungen unter Druck. Auch die Aussichten für die Entwicklung des Ölpreises bleiben mäßig. Zuletzt lehnte Saudi-Arabien eine von Venezuela angeregte, außerplanmäßige OPEC Sitzung wegen des rasanten Ölpreisverfalls ab. Gerüchte um eine mögliche Allianz Russlands und der OPEC zum Zwecke einer Angebotsverknappung zerschlugen sich schnell wieder. Das Angebot an Öl ist global sehr auskömmlich. Eine schnelle Erholung auf alte Preisniveaus scheint damit sehr unwahrscheinlich.