Commerzbank: Inflationsrate im Euroraum geht trotz gesunkenem Ölpreis nicht zurück
Im Euroraum verharrte die Inflationsrate im August bei 0,2% J/J. Da die Energiepreise weiter zurückgingen (Teuerungsrate -7,1% J/J nach -5,6% J/J im Juli) hatten wir zwar mit einem Rückgang gerechnet. Der Anstieg der Teuerungsrate von Nahrungsmitteln von 0,9% J/J auf 1,2% J/J hat aber den Energiepreisrückgang ausglichen. Die Kerninflation ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise verharrte bei 1,0% J/J. Da die Löhne aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit nur moderat ansteigen und die Energiepreise rückläufig bleiben dürften, sollte die Trend-wende bei der Preisentwicklung nach oben noch einige Zeit auf sich warten lassen. Die EZB könnte daher das Volumen ihrer Anleihekäufe noch einmal erhöhen.
Zinsen und Anleihen
Am gestrigen Handelstag gab es an den Rentenmärkten zunächst nur geringe Kursveränderungen zu verzeichnen. Erst gegen Handelsschluss stiegen die Renditen etwas an. Die wenigen Konjunkturdaten lieferten kaum Munition für stärkere Marktbewegungen. Zudem war in London Bankfeiertag, so dass auch von dort keine Impulse kamen. Deutschlands Einzelhändler haben im Juli einen kräftigen Umsatzzuwachs geschafft. Ihre Verkäufe stiegen im Juli um 1,3% zum Vormonat. Das war der stärkste Zuwachs seit zehn Monaten. Im Juni hatte es noch ein Minus von 1,3% gegeben. Hierbei gilt es aber zu beachten, dass der Index recht volatil ist und auch häufig revidiert wird. Eine deutlich marktrelevantere Zahl lieferten die Verbraucherpreise für den Euroraum. Für August stagnierte die Inflationsrate bei 0,2% (J/J), etwas höher als Volkswirte mit +0,1% erwartet hatten. Die Kernrate (ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak) blieb ebenfalls mit einem Zuwachs von +1,0% im Jahresvergleich stabil. Hauptursache für die höher als erwartete Rate dürften aufgrund des schwachen Euros teurere Importpreise – besonders für Industriegüter – sein (siehe auch „Im Blickpunkt“). Der Chicago Einkaufsmanagerindex für August ist um 0,3 auf 54,4 Punkte im Vergleich zu Juli zurückgegangen. Im Jahres-verlauf liegt der Augustwert weit über anderen Monatsdaten und bestätigt somit den robusten Zustand des verarbeitenden Gewerbes im Großraum Chicago. Da aber auch andere Indikatoren von industriellen Großräumen, wie der Empire, Richmond und Kansas jüngst zurückgingen, ist mit einem geringeren ISM Index für heute Nachmittag zu rechnen.
Aktien
Nachdem sich die internationalen Aktienbörsen zum Schluss der vergangenen Woche zumindest teilweise von den zuvor erlittenen Verlusten erholen konnten, zeigt das Börsenbarometer nun erneut nach unten. Bereits am gestrigen Handelstag tendierten die europäischen Aktienmärkte angesichts der unveränderten Konjunktursorgen und der Unsicherheit über die erwartete Zinswende in den USA in der Breite schwächer. Deutlich schwächster Einzeltitel im deutschen Leitindex Dax 30 war RWE (-4,2%). Einerseits rechnen die öffentlichen Anteilseigner mit einer deutlichen Dividendenkürzung, andererseits fällt der Versorger aus dem Euro Stoxx 50. Positiv abheben konnten sich dagegen die Aktien des Halbleiterproduzenten Infineon (+2,1%), die von einem Zeitungsinterview ihres Vorstandsvorsitzenden profitierten. Im MDax waren die Aktien von Gerresheimer (+4,2%) nach einer positiven Analystenstudie Spitzenreiter. Im Leitindex des Euroraums, dem Euro Stoxx 50, war Repsol (-3,4%) nach RWE der zweitschwächste Einzeltitel. Auch Repsol verlässt den Leitindex. Während sich vor allem Grundstoffe (-2,6%) wieder rückläufig entwickelten, konnten Baustoffe (+0,5%) ihren schon längere Zeit stabilen Trend fortsetzen. Auch in den USA hielt der Erholungstrend nicht lange vor. Bis auf die Energiebranche (+1,1%) lagen alle Sektoren meist deutlicher im negativen Bereich. Besonders unter Druck gerieten dabei Gesundheitswerte (-1,9%). Große Energiewerte wie Chevron profitierten von der zwischenzeitlichen Erholung der Ölpreise. Die enttäuschenden chinesischen PMI schicken heute Morgen die asiatischen Börsen erneut auf Talfahrt und werden so auch die europäischen Aktienmärkte belasten. Im Tagesverlauf werden dann zunehmend die US-Makrodaten in den Fokus rücken. Besonderes Interesse dürfte dabei der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe finden.