Commerzbank: Britische Einzelhandelsumsätze wachsen etwas schwächer als erwartet
Die britischen Einzelhandelsumsätze sind im Juli wegen gesunkener Treibstoffpreise nur leicht gestiegen. Sie erhöhten sich um 0,1% zum Vormonat. Ökonomen hatten einen Zuwachs von 0,4 Prozent erwartet. Nach der Herausrechnung der Tankstellenumsätze legten die Verkäufe im Juli wie erwartet um 0,4% zum Vormonat zu. Im Juni waren sie noch um 0,3% zurückgegangen. Im Jahresvergleich zeigt sich ein Umsatzanstieg (ohne Treibstoffe) von 4,3%. Vor allem Haushaltsgeräte wurden stark nachgefragt. Letztendlich sind die Zahlen Ausdruck der wirtschaftlichen Stärke, so dass eine Leitzinserhöhung möglicherweise Anfang 2016 im Vereinigten Königreich immer wahrscheinlicher wird.
Zinsen und Anleihen
Die Rentenmärkte profitierten gestern abermals von der Risikoaversion, die sich nicht zuletzt aus der anhaltenden Labilität des chinesischen Aktienmarktes speist und Sorgen um die Verfassung der dortigen Wirtschaft und möglichen Folgen für die globale Entwicklung nährt. Im Zuge dessen schwindet die Erwartung am Markt, dass die Fed im September mit der Leitzinswende beginnt. Im Protokoll der FOMC-Sitzung von Ende Juli wurde zwar deutlich, dass sie mit der heimischen Konjunkturentwicklung sehr zufrieden ist und den Zeitpunkt zur Anhebung des Leitzinses nahe sieht. In dieses Bild fügten sich übrigens auch die Daten des gestrigen Tages – z.B. die sich auf langjährigen Tiefständen befindlichen Erstanträge zur Arbeitslosenversicherung. Was aber schwerer wog: Aus dem Protokoll ließ sich gleichzeitig herauslesen, dass es mit dem Erreichen des Inflationsziels noch etwas länger dauern könnte als gedacht. Der jüngste Einbruch des Ölpreises, der im Zweifelsfalle zudem auch als Spiegelbild der gestiegenen globalen Konjunkturunsicherheiten angesehen werden kann, könnte die Fed somit noch zögern lassen. Wie auch immer: Die nächste FOMC-Entscheidung ist noch völlig offen. 10-jährige Bundesanleihen reagierten darauf mit einem Rückgang der Renditen unter 0,60%, entsprechende US-Treasuries rentierten mit 2,05% so niedrig wie zuletzt Ende April; die für Leitzinserwartungen besonders sensiblen 2- Jahresrenditen gaben auf ein Wochentief nach. Dies begünstigte den EUR, der die Marke von 1,12 USD überwand. Aus den heutigen PMI-Daten erhofft sich der Markt Aufschluss, inwieweit „China“ tatsächlich auf die Weltwirtschaft abstrahlt.
Aktien
Sorgen um die chinesische Konjunktur sowie um bald steigende Leitzinsen in den USA haben am gestrigen Handelstag die europäischen Märkte auf Talfahrt geschickt. Zwar konnten die Indizes des Euroraums die negativen Vorgaben aus Asien im Tagesverlauf sukzessive abmildern, doch kam mit der Eröffnung der Wall Street und insgesamt robust ausgefallenen Wirtschaftsdaten – die die Ängste vor einer baldigen Leitzinsanhebung schürten – erneuter Kursdruck auf. Letztendlich schlossen im deutschen Leitindex Dax 30 fast alle Werte deutlich im Minus, lediglich der zuletzt schwer angeschlagene Versorger RWE (-0,2%) konnte die Verluste im Rahmen halten. Ein ähnliches Bild entwickelte sich auch im EURO-STOXX 50. Hier lagen unter Führung von Finanzdienstleistern und Telekommunikation (jeweils -2,8%) alle Branchen deutlich im Minus. Dabei erlitten die im bisherigen Jahresverlauf schwächsten Branchen, Grundstoffe (-1,2%) und Energie (-1,4%), die geringsten Abschläge. Lediglich die Titel von Ahold (+2,1%) konnten sich nach starken Quartalsdaten im niederländischen Aktienhandel positiv abheben. An der Wall Street sorgte die allgemeine Stimmungseintrübung dafür, dass der Dow Jones seine ohnehin geringen Jahresgewinne komplett einbüßte. Auch hier mussten die meisten Branchen deutliche Verluste hinnehmen. Nur die defensiven Sektoren Versorger (-0,6%) und Telekommunikation (-1,3%) konnten sich vergleichsweise stabil halten. Die größten Abschläge erlitten die Gebrauchsgüter (-2,8%). Besonders schwach entwickelten sich unter Einzelwerten die Aktien von Disney (-6%) und Time Warner (-5%) nach Herabstufungen. Die nachbörslich vorgelegten Quartalszahlen von Hewlett Packard konnten ebenfalls nicht überzeugen. Im asiatischen Handel setzt sich heute Morgen der Abwärtstrend vermehrt fort. Auch die europäischen Börsen werden deutlich schwächer eröffnen.