Commerzbank: Inflation in den USA etwas schwächer als erwartet
Die Juli-Inflation in den USA fiel mit einen Anstieg von 0,1% (M/M) schwächer aus als von den Ökonomen erwartet. Diese hatten 0,2% vorhergesagt. Der Anstieg der Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, blieb mit einem jährlichen Zuwachs von 1,8% auf Vormonatsniveau. Der schwächer erwartete Anstieg gibt den Zweiflern an einer Zinserhöhung im September wieder Nahrung. Schaut man sich allerdings nur die letzten sechs Monate an, so errechnet sich eine annualisierte Inflationsrate von 2,2%. Wir gehen von einer ersten Zinsanhebung im September aus, sofern sich die Arbeitsmarktdaten weiter positiv entwickeln.
Zinsen und Anleihen
Der Bundestag hat gestern grünes Licht gegeben und das dritte Hilfspaket für Griechenland genehmigt. Die Abweichler, die gegen das Paket gestimmt haben, erfahren in den Medien viel Aufmerksamkeit – vielleicht aus gutem Grund. Letztlich ist das Paket, das eine Sammlung von Spar- und Reformauflagen enthält, ein Kompromiss. Wobei die Sparauflagen die etwaigen positiven Effekten aus dem Reformpaket zunächst aufzehren dürften. Für das Land wären vermutlich entweder ein Austritt aus dem Euro oder Reformprogramm mit weniger harten Sparauflagen die besseren Alternativen gewesen. Die Renditen an den Anleihemärkten tendierten gestern seit-wärts. Die Marktteilnehmer ignorierten die Inflationsdaten aus den USA weitgehend. Der unerwartet niedrige Preisanstieg hätte – für sich genommen – für niedrigere Renditen gesprochen (vgl. „Im Blickpunkt“). Allerdings ist die „Überraschung“ sehr gering, da die Monatsdaten abgerundet wurden. Ohne Rundung sind die Preise (ohne Energie und Nahrungsmittel) um 0,13% gestiegen. Zudem sprechen die Arbeitsmarktentwicklung und die soliden Bauinvestitionen für eine baldige Zinswende. Aus dem Protokoll der jüngsten FOMC-Sitzung lässt sich zum Timing der ersten Zinserhöhung jedoch nichts Neues erfahren. Allerdings fand die Sitzung ohnehin vor den Turbulenzen in China statt. Es ist mithin offen, wie die US-Notenbank die Schwäche in China bewertet. Die Sorgen vor einem Ende der billigen Liquidität sorgten dann gestern erneut für fallende Preise in anderen Marktsegmenten. Beispielsweise sank in den USA der Preis für ein Barrel Öl auf 41 US-Dollar – dem tiefsten Stand seit 2009.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten zur Wochenmitte sehr schwach. Die Leitindizes büßten um bis zu 2,1% (Deutschland) ein. Morgens sorgte die hohe Volatilität an den Börsen in China für Unruhe. Nachdem der Schanghai A-Index erneut deutlich nachgab, kam es später wahrscheinlich mittels erneuter Stützungskäufe der Regierung zu einer rasanten Kehrtwende, die den Leitindex ins positive Terrain hievte. Diese unberechenbaren Kursmanöver sorgen weiterhin für Unruhe an den globalen Aktienmärkten, zumal die Nervosität in Bezug auf das Thema rund um China (Währungsabwertung, geringere Konjunkturdynamik, hohe Volatilität an den Börsen etc.) wächst. Der deutsche Aktienmarkt leidet unter dieser Malaise weiterhin am stärksten. Tagesverlierer im Dax (-2,1%) war die Aktie von Lanxess (-5,6%); hier machte sich auch die Sorge vor einem möglichen „Rauswurf“ aus dem Dax bemerkbar. Unter Druck standen erneut Automobilwerte (BMW -2,3%, VW -1,9%) und andere zyklische Titel wie bspw. ThyssenKrupp (-3,1%). Auf europäischer Sektorebene lagen alle Branchen im Minus. Am stärksten verloren die Bereiche Rohstoffe (-4%) und Automobile (-2,5%). Am besten hielten sich noch Medien- und Versorgeraktien, die im Schnitt nur um 1,1% bzw. um 1,2% nachgaben. Die US-Börsen tendierten ebenfalls schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 0,9%. Während das Sitzungsprotokoll der Fed zeitweise für Auftrieb am Markt sorgte, belasteten fallende Rohstoffpreise insbesondere Titel aus den Sektoren Rohstoffe (-1,2%) und Energie (-2,8%). Die Börsen in Asien tendierten vor dem Hintergrund der schwachen Vorgaben im Minus. Der Nikkei 225-Index (-0,9%) verteidigte immerhin noch knapp die Marke von 20.000 Punkten. Der KOSPI-Index verlor 1,3%.