Commerzbank: US-Berichtssaison stimmt nachdenklich
Auf den ersten Blick ist man sicherlich geneigt, der europäischen Berichtssaison zum zweiten Quartal des Jahres ein besseres Zeugnis auszustellen als der US-amerikanischen. Vor allem der negativ empfundene Auftritt der IT- und Medien-Flagschiffe, aber auch die massiven Belastungen der Energiekonzerne durch die erneut gefallenen Ölpreise als auch die immer stärker sichtbar werdenden Belastungen durch den starken US-Dollar prägen dieses Bild. Bei einem etwas intensiveren Studium der Quartalsvorlagen kommt man allerdings zur Erkenntnis, dass die Ergebnisse der IT-Konzerne durchaus die veröffentlichten Erwartungen schlagen konnten und auch die massiven Kursabschläge bei Disney und Co. eher einer überzogenen Erwartungshaltung als einer schwachen Geschäftsentwicklung geschuldet waren. Eine konservative Prognose bei Time Warner und enttäuschende Detailumsätze beim Branchenführer Disney stellen keine Negativfaktoren dar, die diese starken Kursrückgänge rechtfertigen. Bei einem Blick auf die Energiekonzerne stellt man fest, dass diese zwar durch die wieder gefallenen Ölpreise starke Gewinneinbußen erleiden, aber dass die Analysten genauso wie im vierten Quartal 2014 in vielen Fällen deutlich zu negativ prognostiziert hatten. Insgesamt kann man konstatieren, dass die noch laufende Berichtssaison in den USA besser verläuft, als es zuletzt den Anschein hatte. Rein statistisch gesehen kann man das Ergebnis als durchschnittlich bezeichnen. Nachdem ca. 85% der Unternehmen des S&P 500 ihre Zahlen vorgelegt haben, konnten 70% die Prognosen um durchschnittlich 4,5% übertreffen. Nicht ganz so positiv sieht es ölpreis- und dollargeschuldet im Vorjahresvergleich aus. Hier lag das Ergebnis sogar knapp unter dem Vorjahreswert.
Zinsen und Anleihen
Tagesthema war gestern die kräftige Abwertung des Yuan; die chinesische Notenbank senkte den Mittelkurs des Yuan im Vergleich zum USD überraschend um 1,9%. Dies war der stärkste Währungseingriff der chinesischen Zentralbank seit Peking 2005 die direkte Bindung an den US-Dollar aufgab. Obwohl die Notenbank von einer einmaligen Anpassung sprach, senkte sie den Mittelkurs heute Morgen erneut um 1,6%. China möchte damit der Schwäche im Außenhandel entgegentreten, um das Wachstumsziel von 7% einhalten zu können. Erst Ende Mai hatte der IWF ein Ende der chinesischen Währungsmanipulationen bestätigt und ihn als fair bewertet bezeichnet. Die Rentenmärkte reagierten mit kräftigen Kursgewinnen, da Zweifel am Zustand der chinesischen Wirtschaft aufkamen. Sie profitierten von den schwachen Aktienmärkten und der gestiegenen Risikoaversion. Zudem könnte die erste Zinsanhebung der US-Notenbank Fed zeitlich in das nächste Jahr verschoben werden. Die Kurse der Fed Funds Futures legten gestern deutlich zu. Wann die Fed die Zinswende einläutet, ist nach wie vor ungewiss; wir rechnen damit aber nach wie vor im September. Die EU-Kommission gab gestern bekannt, dass Griechenland mit den Geldgebern konkrete Bedingungen für ein Hilfspaket vereinbart habe. Eine Grundsatzeinigung auf technischer Ebene sei erzielt worden. Nach einer Telefonkonferenz von Vertretern der 28 EU-Staaten gestern Nachmittag, dürften sich die Euro-Finanzminister am Freitag in Brüssel treffen, um grünes Licht zu geben, bevor die nationalen Parlamente dem Hilfsprogramm noch zustimmen müssen. Die Rendite 10-jähriger griechischer Staatsanleihen fiel auf 10,2%, den tiefsten Stand seit März dieses Jahres.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern schwächer. Die Leitindizes büßten um bis zu 2,7% (Deutschland) ein. Für Kursdruck sorgten vor allem zwei Faktoren: Zum einen wertete China seine Währung infolge anhaltend schwacher Konjunkturdaten um rd. 2 Prozent ab. Dadurch erhofft sich die Regierung u.a. eine Wiederbelebung des lethargischen Exportwachstums (Juli: -8,3% ggü. dem Vorjahr). Zum anderen fiel der ZEW-Index deutlich schlechter als erwartet aus. Auf der Verkaufsliste ganz oben standen exportsensitive Werte. Im Dax (-2,7%) gehörten Automobilaktien (BMW -4,3%; Daimler -5,2%, VW -3,7%, Continental -4,4%) mit Abstand zu den größten Verlierern. Einziger Tagesgewinner im deutschen Leitindex war die Notierung der Deutschen Lufthansa (+0,1%). Auf europäischer Sektorebene lagen gestern alle Branchen im Minus. Während Versicherungsaktien im Schnitt lediglich rd. 0,7% verloren, büßten Automobilaktien durchschnittlich um 4,1% ein. Die US-Börsen tendierten ebenfalls schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 1,2%. Auch an der Wall Street belastete vor allem das Thema China. Insbesondere Unternehmen, die viel nach China exportieren, gerieten unter verstärkten Druck (General Motors -3,5%). Auf Sektorebene waren v.a. Versorgerwerte gefragt, die im Schnitt um 0,4% zulegten. Die größten Verluste verzeichneten IT-Titel (-1,7%) sowie Rohstoffwerte (-1,9%). Die Börsen in Asien tendierten schwächer. Der Nikkei 225-Index büßte 1,6% ein. Auch viele asiatische Währungen setzten ihre Abwertungsdynamik fort, darunter auch der Yuan.