Commerzbank: Verhandlungen über drittes Hilfspaket mit Griechenland machen Fortschritte
In Griechenland sind die Gespräche mit den Geldgebern über das dritte Hilfsprogramm offenbar schon weit gediehen. So verhandelte der griechische Finanzminister Tsakalotos mit den Gläubigern fast die ganze Nacht zum Montag. Das Programm sei in den Grundzügen fertig. Die Finanzminister der Euro-Staaten könnten am Freitag zusammenkommen, um den Weg für ein neues Griechenland-Hilfspaket zu bereiten. Ein Treffen der Eurogruppe in Brüssel gilt als wahrscheinlich. Bereits am 20. August braucht Griechenland frisches Geld zur Tilgung einer Anleihe. Die Kapitalmärkte sind aber immer noch skeptisch. Die Renditen sind zuletzt zwar wieder deutlich gesunken, befinden sich aber nach wie vor auf hohem Niveau.
Zinsen und Anleihen
Angesichts eines recht übersichtlichen Datenkalenders am Montag wirkten die Konjunkturdaten des US-Arbeitsmarktberichtes von Freitag noch nach. Erstaunlich war, dass die Staatsanleiherenditen nach der Bekanntgabe der Zahlen nicht gestiegen, sondern sogar gesunken sind. Auch gestern waren nur geringe Kursausschläge zu beobachten. Eigentlich spricht auf den ersten Blick alles für eine Zinswende im September und damit auch für höhere Renditen: Für die US-Notenbank kommt eine Leitzinsanhebung dann in Frage, wenn sich der US-Arbeitsmarkt positiv entwickelt. Und das zeigten auch die aktuellen Daten von Freitag, die einen längeren positiven Trend bestätigen. Wieso steigen jetzt die Renditen nicht stärker an? Der Markt scheint sich bezüglich des Zeitpunktes der Zinswende immer noch nicht einig zu sein. Schaut man auf den Terminmarkt, so liegt die Wahrscheinlichkeit einer Leitzinsanhebung im September nur knapp über 50% (vor der Veröffentlichung der Freitagsdaten waren es knapp unter 50%). Diese „Unsicherheit“ kann zum einen durch weitere positive Konjunkturdaten (von hoher Bedeutung sind zum Beispiel am Mittwoch die US-Einzelhandelsumsätze) und zum anderen durch konkrete Äußerungen aus dem Kreise der US-Notenbank verringert werden. Gestern veröffentlichte die Banque de France Daten zur Geschäftsstimmung für Juli. Gegenüber dem Vormonat gab es mit 98,0 keine Verbesserung – die Umfragen hatten einen höheren Wert erwartet. Frankreich bleibt derzeit in seiner wirtschaftlichen Entwicklung hinter den anderen großen europäischen Volkswirtschaften zurück. Wie groß dieser Abstand ist, werden am Freitag die Daten zum Brutto-Inlands-Produkt zeigen, die dann für die gesamte Eurozone veröffentlicht werden.
Aktien
Hohe Kursgewinne in China und eine freundlich eröffnende Wall Street haben den europäischen Aktienmärkten zum Wochenauftakt Auftrieb verliehen. Im deutschen Leitindex Dax 30 konnten bis auf den Versorger E.ON (-0,6%) alle Werte zulegen. Besonders positiv präsentierten sich die Aktien der Allianz (+2,6%), die von positiven Analystenkommentaren profitierten. Noch am Freitag hatten weder gute Quartalsdaten noch verbesserte Geschäftsaussichten Gewinnmitnahmen verhindern können. Im Fokus stand die Bekanntgabe der deutlichen Straffung der Geschäftsstruktur von RWE (+0,3%). Trotz der insgesamt positiven Kommentare zu die-ser Maßnahme standen die Titel des Versorgers im hinteren Bereich des Kurstableaus. Im EUROSTOXX 50 konnten alle Branchen fester notieren. Besonders positiv fiel die Kursentwicklung bei Versicherungen (+1,7%) aus. Im US-Handel sorgte die milliardenschwere Übernahme von Precision Castparts durch Warren Buffets Investmentfirma Berkshire Hathaway für einen Stimmungswandel. Auch gab die späte Erholung der Ölpreise vor allem den Energiewerten wieder Auftrieb. So zeigte der Energiesektor (+3,1%) gestern nach langem Abwärtsdruck die mit Abstand beste Entwicklung am US-Aktienmarkt auf. Einzig Versorger (-0,4%) tendierten schwächer. Auch hier war ein überraschend präsentierter Konzernumbau, präsentiert von Google, Thema des Tages. In Asien gestaltet sich der Handel heute Morgen uneinheitlich. Während der Hang Seng erneut zulegen kann, verlieren die Börsen in Tokio und Kuala Lumpur deutlicher. Die europäischen Aktienmärkte werden vor der Veröffentlichung der ZEW-Konjunkturerwartungen etwas schwächer erwartet.