Commerzbank: Öl-Terminmarktkurve signalisiert auch längerfristig niedrige Preise
Die OPEC hat im Juli mit geschätzt 32,0 Mio. Fass/Tag die Produktion weiter erhöht und fördert nun 1,7 Mio. Fass mehr als im November 2014. Die Lücke zwischen Produktion und Verbrauch an OPEC-Öl war noch nie so groß wie derzeit. Entsprechend prall gefüllt sind die Lager. Der Iran will das Angebot um weitere 0,5 bis 1,0 Mio. Fass/Tag erhöhen, sobald die Sanktionen aufgehoben werden. Nachdem die Ölpreiserholung im 1. Halbjahr durch Lageraufstockungen gestützt wurde, stoßen die Kapazitäten langsam an ihre Grenzen und dieser Effekt lässt nach. Vor diesem Hintergrund haben sich die Ölpreisterminkurven abgeflacht und die längeren Termine bereits die Preistiefs vom Januar unter-schritten – ein Signal für nachhaltige Schwäche.
Zinsen und Anleihen
Der Rentenhandel begann gestern mit deutlichen Kursgewinnen und ließ die Rendite zehnjähriger Bundespapiere auf knapp unter 0,60% sinken. Im Tagesverlauf konnte dieser Wert aber nicht gehalten werden, die Rendite pendelte sich bei 0,64% ein. Auch die Anleihen der EWU-Peripherie verzeichnen seit Tagen Kursgewinne, wobei sich die italienischen Anleihen besonders gut entwickelt haben: Zehnjährige Staatsanleihen rentieren inzwischen unter 1,80%. Das niedrige Preisniveau schlägt sich nicht nur in den Verbraucherpreisen, sondern auch in den Erzeugerpreisen nieder. Nach einem leichten Aufwärtstrend in den Vormonaten sind die Erzeugerpreise in der Eurozone im Juni wieder gesunken, wodurch sich der Preisrückgang auf Jahressicht verstärkte. Die Produzentenpreise gingen gegenüber dem Vormonat um 0,1% zurück, nachdem sie im Mai stagniert hatten. Es war der erste monatliche Rückgang seit Januar. Auf Jahressicht sanken die Erzeugerpreise um 2,2% und damit stärker als im Vormonat (-2,0%). In den USA erholten sich die Auftragseingänge in der Industrie für den Monat Juni etwas stärker als von Volkswirten prognostiziert, nachdem sie im April und Mai jeweils gesunken waren. Mit 1,8% lag das Auftragsplus leicht über den erwarteten 1,7%. Den Rückgang im Mai revidierte das US-Handelsministerium auf -1,1% von zuvor -1,0%. Nachdem Puerto Rico eine 58-Millionen-Dollar-Anleihe nicht zurückzahlen konnte, hat die Ratingagentur Moody’s den Zahlungsausfall erklärt. Das Land hat insgesamt Schulden von rund 72 Milliarden Dollar.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern überwiegend schwächer. Die Leitindizes büßten um bis zu 1% (Italien, Spanien) ein. Besonders unter Druck standen erneut die Bankenwerte in Griechenland, die wie schon am Vortag in der Spitze um bis zu 30% einbrachen (ASE-Index: -1,2%). Die Erholung der Aktienkurse in Shanghai (u.a. infolge neuer Regeln für Leerverkäufe) gab den europäischen Märkten kaum Auftrieb. Im Fokus der Anleger standen Quartalszahlen. Die Aktie von Continental (+5,7%) profitierte v.a. von einer Anhebung des Ausblicks für das Gesamtjahr. Demgegenüber büßte die Notierung von BMW rd. 1,3% ein; hier enttäuschte v.a. die schwache Ebit-Marge. Die Aktie von Evonik (-0,6%) litt trotz solider Zahlen und eines verbesserten Ausblicks unter Gewinnmitnahmen. Auf europäischer Sektorebene waren gestern v.a. Rohstoffwerte gefragt, die im Schnitt um rd. 1,2% zulegten. Die größten Abschläge gab es im Bankensektor, wo die Einzelwerte durchschnittlich um 1,2% nachgaben. Die US-Börsen tendierten leicht schwächer. Der Dow Jones-Index verlor 0,3%. Durchwachsene Quartalszahlen sowie der anhaltende Druck auf die Aktie von Apple (-3,2%) sorgten für etwas Gegenwind. Auf Sektorenebene legten Rohstoffaktien (+0,4%) am stärksten zu. Mit deutlichem Ab-stand verbuchten Aktien aus dem Bereich Versorger mit durchschnittlichen Abschlägen von 1,6% die größten Verluste. Die Börsen in Asien tendierten mit Ausnahme von China freundlicher. Der Nikkei 225-Index gewann 0,5%.