Commerzbank: September bleibt wahrscheinlichster Termin für US-Leitzinswende
Die Fed behält sich die Option einer Leitzins-wende im September offen, doch hat sie – wie wir erwartet hatten – in ihrer Pressemitteilung auf eine Vorfestlegung verzichtet. Sie aktualisierte lediglich die Beschreibung der Wirtschaftslage; am Arbeitsmarkt und Wohnungsmarkt sieht sie weitere Fortschritte. Diese müssten am Arbeitsmarkt noch „etwas“ größer werden, bevor man hinreichend sicher sein könne, dass die Leitzinswende angebracht sei. Die Nuancierung „etwas“ war gleichfalls neu und zeigt: Die Leitzinswende rückt näher – hängt aber nach wie vor von der weiteren Datenentwicklung ab. Die entspannte Lage an der Preisfront gibt der Fed den Komfort, im Zweifelsfall über September hinaus abzuwarten.
Zinsen und Anleihen
Der gestrige Handelstag am Rentenmarkt verlief ruhig, da zum einen wenig marktbewegende Konjunkturdaten zur Veröffentlichung anstanden und zum anderen sich die Akteure vor der wichtigen geldpolitischen Sitzung der US-Notenbank eher passiv positionierten. Wie erwartet blieben die Leitzinsen in der FOMC-Sitzung unverändert bei 0,25%. Konkrete Hinweise auf eine Zinserhöhung im September wurden in der Pressekonferenz vermieden (Näheres siehe „Im Blickpunkt“). Gestern handelten zehnjährige Bundesanleihen mit einer Rendite um 0,70%; italienische Staatsanleihen bei knapp 1,90%. Die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen konnten sich – trotz der für heute angekündigten Neuemissionen dreier Tranchen im Gesamtvolumen von bis zu 6,5 Mrd. Euro –- gegenüber Bundesanleihen leicht einengen. Die deutschen Verbraucher sind laut des gestern veröffentlichten Indikators des Forschungsinstituts GfK weiter zuversichtlich. Der Index, der die Erwartungen der privaten Verbraucher bezüglich Einkommen, Konjunktur und Anschaffungen abbildet, blieb mit hohen 10,1 Punkten für August auf dem Niveau von Juli. Die Einkommenserwartung verbessert ihren Rekordwert aus dem Vormonat ein weiteres Mal, während die Konjunkturerwartung deutliche und die Anschaffungsneigung leichte Einbußen hinnehmen müssen. In den USA ist die Zahl der noch nicht vollständig abgeschlossenen Hausverkäufe im Juni überraschend gesunken. Die auch als „schwebend“ bezeichneten Hausverkäufe sind zum Vormonat um 1,8 Prozent gefallen. Der Zuwachs im Vormonat wurde von 0,9 auf 0,6 Prozent nach unten korrigiert.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern mit Ausnahme der Börse in Italien (-0,3%) freundlich. Während der Stoxx Europe 50 um 1,4% zulegte, gewann der Dax nur 0,3%. Die Furcht vor weiteren Schockwellen aus China hat sich ein wenig verflüchtigt, nachdem sich der Schanghai A-Index etwas erholen konnte. Der Fokus der Anleger richtete sich auf die bevorstehende Zinsentscheidung der US-Notenbank sowie auf die Vielzahl von Quartalsergebnissen. Starperformer im Dax war nach guten Zahlen die Aktie von Bayer (+3,9%). Die Notierung von Linde büßte nach einer Senkung des Umsatzziels rd. 1,9% ein; die Aktie von VW fiel nach Zahlen um 2,3%. Größter Dax-Verlierer war die Aktie von HeidelbergCement (-6,3%); das Unternehmen hatte eine milliardenschwere Übernahme (Italcementi) bekanntgegeben. Auf europäischer Sektorebene waren gestern v.a. die Bereiche Öl & Gas, Rohstoffe und Telekom gefragt, die im Schnitt um fast 2% zulegten. Die größten Abschläge gab es im Automobilsektor, wo die Einzelwerte durchschnittlich um 0,3% nachgaben. Die US-Börsen tendierten freundlich. Der Dow Jones-Index gewann 0,7%. Die Aktie von Twitter (schwaches Nutzerwachstum) verlor fast 15%. Auf Sektorebene waren wie in Europa insbesondere Energieaktien (+1,3%) gefragt. Am Ende der Performancerangliste notierten Pharmatitel (+0,2%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225 legte nach Vorlage überwiegend guter Firmenergebnisse um 1,1% zu. Der KOSPI-Index büßte um 0,9% ein.