Commerzbank: Chinesischer Aktienmarkt weiter hoch volatil – Ein Viertel der A-Aktien ausgesetzt
Anleger, die in chinesische Aktien investieren, brauchen weiterhin starke Nerven. Die Hitze in der Börsenküche ist unverändert groß. Eine kurze Abkühlung gab es vom 9. Juli bis zum 13. Juli. In diesem Zeitraum stieg der Schanghai A-Index in der Spitze um fast 20 Prozent. Auslöser für die zwischenzeitliche Kursrally nach dem Crash waren drastische Stützungsmaßnahmen seitens der Regierung und der Zentralbank. Beispielsweise dürfen Anteilseigner, die Beteiligungen von mehr als fünf Prozent an einem Unternehmen halten, ihre Aktien in den nächsten sechs Monaten nicht veräußern. Zudem stellte die Zentralbank der China Securities Finance Corp. weitere Mittel zur Stützung von Brokern zur Verfügung. Nicht zuletzt kauften große Staatsfirmen wie bspw. Sinopec eigene Aktien am Markt zurück. Zeitweise war rd. die Hälfte der in China gelisteten A-Aktien vom Handel ausgesetzt; am 15. Juli waren es immerhin noch ein Viertel aller Werte, die nicht gehandelt wurden. Die Eingriffe der Regierung in den Aktienmarkt nehmen somit Dimensionen an, die mehr als fragwürdig sind. Von einem funktionierenden Kapitalmarkt, auf dem sich die Preise im Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bilden, kann somit also keine Rede mehr sein. Das Vertrauen in das reibungslose Funktionieren der Börse ist erst einmal tief erschüttert. Für Verunsicherung sorgten zur Wochenmitte auch die veröffentlichten BIP-Daten für das zweite Quartal 2015, die mit einem Plus von 7% (J/J) über den Erwartungen lagen. Durch die soliden Makrodaten ebbten Zinssenkungsfantasien etwas ab. Diese waren jedoch ein wesentlicher Kurstreiber der außergewöhnlichen Börsenhausse, die von den Fundamentaldaten unverändert nicht unterstützt ist. So dürften die Unternehmensgewinne in China in 2015 gerade einmal um magere 3,5% (J/J) zulegen. Aus analytischer Sicht ist es derzeit nahezu unmöglich einzuschätzen, wohin sich die Kurse in den kommenden Tagen bewegen werden. Wir bleiben weiter vorsichtig.
Zinsen und Anleihen
Nach den Turbulenzen der Vorwoche hat sich an den Rentenmärkten die Lage weiter beruhigt. Der Anflug von Risikoaversion scheint fürs Erste vorbei, zumal Griechenland gestern Abend wie erwartet die ersten der verlangten Reformgesetze (Renten, Mehrwertsteuer) auf den Weg brachte. Der Blick richtete sich vornehmlich auf die halbjährliche geldpolitische Anhörung der Fed-Chefin im Repräsentantenhaus sowie auf die zahlreichen US-Daten. Janet Yellen ließ sich nicht festlegen, sondern hielt an der Formulierung fest, dass wahrscheinlich später im Jahr eine Zinsanhebung angebracht sei. Wichtigstes Argument ist die anhaltende Besserung am Arbeitsmarkt. Dagegen birgt das internationale Umfeld Risiken (Griechenland, China), die bei einem erneuten Aufflammen dazu angetan sein könnten, mit diesem Schritt noch über September hinaus (der September ist für uns weiterhin der wahrscheinlichste Wendetermin) abzuwarten. Der Rentenmarkt reagierte auf diese Botschaft kaum, die Renditen 10jähriger US-Treasuries gaben im Verlauf eher nach. Am deutlichsten reagierte der USD, der in der Breite – auch gegenüber dem EUR – zulegte. Die US-Industrieproduktion ist im Juni – maßgeblich bedingt durch eine höhere Energieerzeugung – um 0,3% gestiegen während der Output im Segment des Verarbeitenden Gewerbes stagnierte und lediglich 0,5% über seinem Vorquartalsniveau lag. Stimmungsumfragen wie der New York Fed Index für Juli (+3,9 Saldenpunkte nach -2,0) deuten aber auf eine allmähliche Erholung hin.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern überwiegend freundlich. Die Kursgewinne hielten sich aber nach den starken Zuwächsen der vergangenen Tage in Grenzen (Ausnahme Italien: +1,3%). Es herrschte eine gespannte Ruhe vor der Entscheidung des griechischen Parlaments in Bezug auf die geplanten Reformen (Rente, Mehrwertsteuer etc.). Der zuversichtliche Grundton an den europäischen Börsen zeigt sich auch an der gelassenen Reaktion auf die Kursverluste in China, wo es nach einer Erleichterungsrally erstmals wieder zu spürbaren Abschlägen kam. Einzig der Automobilsektor leidet weiter unter den Geschehnissen in China. Hier machte sich zuletzt die Absatzschwäche im Reich der Mitte negativ bemerkbar. Tagesverlierer im Dax (+0,2%) war dann auch die Notierung von Continental (-1,9%). Die Aktie von VW büßte 1,4% ein. Tagesgewinner im Dax waren die Aktien von Fresenius (+1,8%) und der Deutschen Lufthansa (+1,7%). In der zweiten Reihe legte die Aktie von Hella nach guten Quartals-zahlen um 4% zu. Auf europäischer Sektorebene waren gestern insbesondere Aktien aus den Bereichen Versorger und IT gefragt, die im Schnitt um 1,1% zulegten. Am Ende der Performanceskala rangierten wie am Vortag Automobilaktien (-0,5%). Die US-Börsen tendierten in einer relativ engen Handelsspanne per saldo seitwärts. Die Aussage der US-Notenbank, wonach eine Zinserhöhung in diesem Jahr möglich ist, sorgte für etwas Gegenwind. Auf Sektorebene waren v.a. Finanzaktien (+0,7%) gefragt (Energie: -1,6%). In Asien reagierten die Börsen zumeist freundlich auf die Verabschiedung der Reformen in Griechenland (Nikkei 225: +0,7%).