Raiffeisen: Griechenland-Krise, Alcoa, China-Aktien und Staatsanleihen im Blickpunkt
Griechenland hat gestern offiziell einen Antrag auf eine 3-jährige Kreditlinie an den ESM (das wäre das dritte Hilfspaket) gestellt. Der vom neuen Finanzminister E. Tsakalotos versandte Brief beinhaltet Willenserklärungen zur Steuer- und Pensionsreform (was bereits nächste Woche umgesetzt werden könnte) bzw. zur Sanierung der Wirtschaft generell. Die Hellenen wollen bis heute 24 Uhr dazu detaillierte Reform- und Sparvorschläge abgeben. Nur wenn diese zustimmungsfähig sind (hierüber entscheiden die Euro-Finanzminister am Samstag), wird beim EU-Sondergipfel am Sonntag über den Verbleib Griechenlands in der Eurozone beraten. Sollte es zu keiner Einigung kommen, sieht Ratspräsident Tusk Griechenland definitiv in der Pleite. Der IWF hat Griechenland mittlerweile offiziell für überschuldet erklärt und spricht von Schuldenrestrukturierung. Am Markt keimt bereits neue Hoffnung auf den Verbleib Griechenlands in der Eurozone. Dementsprechend reagierte EUR/USD mit leichten Zugewinnen (was auch auf die „dovishen“ Äußerungen der US-Fed laut FOMC Protokoll zurückzuführen ist), während sichere Häfen wieder weniger gefragt waren. Die Renditen der Peripherie-Staatsanleihen reduzierten sich um 5–10 Basispunkte. Heute stehen keine nennenswerten Wirtschaftsdaten zur Veröffentlichung an und auch der Emissionskalender für Staatsanleihen und Schatzbriefen ist leer. Die gestrige Aufstockung einer deutschen Staatsanleihe mit Restlaufzeit von zwei Jahren spülte EUR 2,4 Mrd. in die Kassen und war entsprechend nachgefragt: bid/cover ratio von 1,9; die Durchschnittsrendite lag bei -0,27 % (-0,16 % waren es bei der Aufstockung im Juni).
Aktienmärkte
An der New York Stock Exchange kam es aufgrund einer technischen Panne zu einem mehrstündigen Handelsausfall. US-Aktienindizes gaben gestern deutlich nach. Der S&P 500 notiert somit seit Jahresbeginn wieder im negativen Terrain und unterschritt zudem erstmals seit Mitte Oktober 2014 wieder die 200-Tageslinie. Nachbörslich konnte dann auch Alcoa wenig zu einer Stimmungsverbesserung beitragen. Der Aluminiumproduzent übertraf zwar mit seinen Umsatzzahlen den Analystenkonsens, der adjustierte Gewinn je Aktie blieb hingegen hinter dem Mittelwert der Analystenschätzungen zurück. Weiter abwärts geht es heute auch an der Tokioter Börse. Hier konnten immerhin Maschinenaufträge, welche ein 7-Jahreshoch markierten, etwas abfedernd wirkten. Aktuell notieren die Futures für DAX und FTSE 100 mit leichten Aufschlägen.
Credit
Die Ratingagentur Moody’s hat in einem gestern veröffentlichten Statement verlautbart, dass die massive Refinanzierungswelle von europäischen High-Yield Emittenten im Jahr 2014 die Spitze des Refinanzierungsbedarfs (von in Summe EUR 118 Mrd.) um ein Jahr auf 2019 nach hinten verschoben hat. Das unmittelbare Refinanzierungsrisiko sei demnach weitestgehend gebannt. Am Credit-Markt werden diese Fortschritte kaum honoriert. Die Risikoprämien von High-Yield Unternehmensanleihe tendieren weiterhin nach oben und haben mittlerweile ein Zweijahres-Hoch erreicht. Seit Jahresbeginn ist das High-Yield Segment aber noch das einzige Corporate Bond Segment, das eine positive Gesamtperformance aufweist (+1,52 % p.a.). + + + Die italienische Finmeccanica hat ein Tender Offer für ausstehende GBP und EUR Bonds angekündigt. Davon betroffen sind die 4,5 % EUR 950 Mio. 2021, die 5,25 % EUR 600 Mio. 2022, die 4,375 % EUR 600 Mio. 2017 und die 4,375% EUR 500 Mio. 2017Anleihe. Das Angebot seitens des Unternehmens ist bis zum 15. Juli gültig.
China
Die chinesischen Verbraucherpreise stiegen im Juni mit einem Plus von 1,4 % p.a. marginal stärker als erwartet (1,3 % p.a.), die Produzentenpreise fielen mit einem Minus von 4,8 % p.a. dagegen stärker als erwartet (-4,6 % p.a.). Nach einem schwachen Start sind heute Morgen chinesische Aktien sowohl am Festland wie auch in Hongkong stark im Plus. Als weitere „Beruhigungsmaßnahme“ hatten chinesischen Behörden gestern Investoren mit einem Anteil von über 5 % und Führungspersonen der Unternehmen verboten in den kommenden sechs Monaten Aktien zu verkaufen.
Zentraleuropa / Osteuropa
- CZ: Inflation sollte weiter ansteigen
- PL: Zinsen unverändert, Inflationsprognose für 2016 erheblich höher
- RO: Hoher Liquiditätsüberschuss im Juni
- RU: Wöchentlicher VPI beschleunigte sich auf 0,7%