Commerzbank: Kein Ende der Yen-Schwäche in Sicht
Der japanische Yen hat seine seit Jahresanfang währende Seitwärtsbewegung gegenüber dem US-Dollar beendet; er schwächte sich innerhalb weniger Tage deutlich ab. Die Initialzündung kam von einer Rede der Fed-Chefin, die noch in diesem Jahr die US-Leitzinswende einleiten will. Zudem reifte mit dem basisbedingten Rückgang der Inflationsrate (April: +0,6% J/J nach +2,3%) die Einsicht, dass die Bank of Japan (BoJ) ihr Inflationsziel von 2% noch lange nicht erreicht hat und sie ihre ultraexpansive Geldpolitik auf nicht absehbare Zeit fortsetzen wird; eine Aufstockung der Staatsanleihenkäufe (im Volumen von jährlich ca. 16% des BIP) ist wahrscheinlicher als eine Drosselung. Die Abschwächung des JPY dürfte der BoJ sehr willkommen sein.
Zinsen und Anleihen
Nach dem Gipfeltreffen im Bundeskanzleramt Montagnacht, rätselten die Marktteilnehmer gestern über das Ergebnis der Beratungen. Die Kreditgeber würden wohl Griechenland ein letztes Angebot machen – so lauteten die Mutmaßungen. Man feile nur noch an den Details. Die Zeit drängt. Am Freitag wird eine Tilgungszahlung von 300 Mio. Euro an den Internationalen Währungsfonds fällig. Ein festerer Euro und deutliche Kursrückgänge bei den Bundesanleihen reflektierten die Hoffnung, dass mit Griechenland eine substanzielle Einigung erzielt werden könnte. Andererseits legten die Kurse griechischer Staatsanleihen gestern nur leicht zu. Da hatte man in der zurückliegenden Woche schon stärkere Kursgewinne gesehen – die dann freilich wieder abbröckelten. Die Agentur für Arbeit meldete saisonbereinigt einen Rückgang der Arbeitslosenzahl im Mai um 6000 gegenüber dem Vormonat. Die Arbeitslosenquote liegt gegenüber April unverändert bei 6,4%. Statt weiter Fahrt aufzunehmen, gehen die Stellenzuwächse derzeit Schritt für Schritt zurück. Offenbar verschlechtert sich das Umfeld für Neueinstellungen. Gestern hatten wir wohlwollend die deutschen Preisdaten kommentiert. Ähnlich wie in Deutschland befindet sich auch im Euroraum die Inflation in einem leichten Aufwind – die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) stieg von 0,6% auf 0,9%. Für den Euroraum wären aber angesichts der massiven Unterauslastung niedere Inflationsraten durchaus heilsam, da sie den realen Verbrauch stützen würden. In den USA ist die Nachfrage nach Neuwagen so stark wie seit 9 Jahren nicht mehr. Auch deutsche Autobauer profitieren von dem Aufwärtstrend.
Aktien
Die europäischen Börsen tendierten am gestrigen Handelstag uneinheitlich. Die Performance der Leitindizes schwankte zwischen einem Plus von 1% (Österreich) und einem Minus von 1,2% (Holland). Dass der Dax mit einem Verlust von fast 1% innerhalb Europas ebenfalls zu den größten Tagesverlierern gehörte, verwundert nicht. Verantwortlich hierfür zeichnet vor allem die kräftige Aufwertung des Euro, der ggü dem US-Dollar gestern die Marke von 1,11 Euro/USD übersprang und heute Morgen schon fast die Marke von 1,12 erreichte. Die deutliche Aufwertung resultiert aus den veröffentlichten Inflationsdaten für Europa; die Kerninflation stieg stärker als er-wartet an. Unter Verkaufsdruck in Deutschland standen daher u.a. Automobiltitel wie Volkswagen (-1,5%) oder Daimler (-2,4%). Die Notierung von Bayer (-1,2%) litt u.a. unter einer Votenherabstufung. Außerdem lastete nach wie vor das Thema Griechenland auf dem Gesamtmarkt; hier zeichnete sich im Schuldenstreit weiterhin keine Lösung ab. Auf europäischer Sektorebene waren am gestrigen Handelstag vor allem Titel aus dem Bereich Rohstoffe gefragt, die im Schnitt um 0,9% zulegten. Am Ende der Performanceskala rangierten die Sektoren Haushaltsgüter (-2,1%) sowie Immobilien (-2,7%). Die Börsen in den USA tendierten etwas leichter. Der Dow Jones-Index gab um 0,2% nach. Neben der Hängepartie um Griechenland belasteten auch einige schwächere Unternehmensergebnisse (u.a. Delta Airlines). Auf Sektorenebene (S&P 500) waren wie in Europa insbesondere Energie- und Rohstoffaktien gefragt, die im Schnitt um 0,5% bzw. um 0,4% gewannen. Stärker unter Druck gerieten dagegen Aktien aus den Bereichen Pharma (-0,6%) und Versorger (-1,4%). Die Börsen in Asien tendierten überwiegend schwächer. Der Nikkei 225 gab um 0,3% nach, nachdem der Yen seinen jüngsten Schwächeanfall ggü. dem USD stoppen konnte.