Commerzbank: Kein Durchbruch bei gestrigen Griechenlandverhandlungen
Gestern fand das lang geplante Euro-Finanzminister-Treffen in Brüssel statt, bei dem über Griechenlands Reformen beraten wurde. Griechenland läuft langsam die Zeit davon. Heute wird für Griechenland eine Zahlung in Höhe von 756 Mio. EUR an den IWF fällig, die bereits gestern überwiesen wurde. Es wurde befürchtet, dass Griechenland seinen Verpflichtungen bald nicht mehr nachkommen könne, Finanzminister Varoufakis beteuerte aber vor kurzem, dass sein Land allen Zahlungsverpflichtungen nachkommen werde. Im Sommer werden größere Summen zur Rückzahlung fällig, für die Griechenland Finanzhilfen braucht, denn eine Refinanzierung am Kapitalmarkt ist im Moment nicht möglich. Die Verhandlungen begannen gestern Nachmittag. Auch das EZB-Direktoriumsmitglied Coeuré soll dabei gewesen sein. Einen Durchbruch hat niemand erwartet; EU-Währungskommissar Moscovici betonte gestern, dass er keine baldige Einigung mit Athen erwarte. Andere Stimmen waren deutlich optimistischer, wie Eurogruppenchef Dijsselbloem, der eine positive Erklärung erwartet. Finanzminister Schäuble gab sich offen für ein griechisches Reform-Referendum. Man solle das Volk entscheiden lassen, was notwendig sei. Ende Februar war vereinbart worden, dass bis Ende April ein detaillierter Reformplan vorliegen muss, der bis heute aber nicht geliefert wurde. Nach dem Eurogruppentreffen wurde gesagt, dass man eine Einigung über ein Reformpaket anstrebe, die Nennung genauer Termine wurden vermieden. Griechische Staatsanleihen preisen im Moment eine hohe Unsicherheit, aber keine Zahlungsunfähigkeit, ein. 10-jährige griechische Staatspapiere rentieren zurzeit bei gut 10%, Mitte April lag die Rendite noch bei über 13%. Der Renditerückgang ist damit zu erklären, dass man eine rechtzeitige Einigung der Konfliktparteien erwartet oder dass die griechische Regierung bei einem Zahlungsausfall private Gläubiger besser stellt.
Zinsen und Anleihen
Nach den hektischen Bewegungen und massiven Verschiebungen der vergangenen beiden Wochen blieb das Geschehen an den Rentenmärkten gestern zunächst ruhig. Im Nachmittagshandel zogen aber die Renditen von US-Treasuries und auch Bundesanleihen ohne besondere Nachrichten deutlich an; die Suche nach einem neuen Gleichgewicht dauert offensichtlich noch an. Die mancherorts gepflegte Vorstellung, dass die Zinskurve bei Bundesanleihen bis in den 10-jährigen Laufzeitenbereich oder gar noch darüber hinaus in negatives Terrain abrutschen und dort verharren wird, ist nach der Erfahrung der vergangenen Woche wohl abgehakt. Bemerkenswert ist, dass mit der Aufwärtsbewegung der Rentenrenditen auch eine gleichgerichtete Bewegung der impliziten Zinssätze der Geldmarktfutures einherging. Preiste beispielsweise der 3-Monats-Euribor-Future noch am 21. April, seinem Kurs-Kontrakthoch, per Dezember 2017 einen 3-Monatssatz von 0,105% ein, waren es gut zwei Wochen später in der Spitze immerhin 0,315%. Das indiziert: Mittlerweile scheint sich der Markt immerhin wieder vorstellen zu können, dass die Ultratiefzinspolitik der EZB Richtung 2018 auf ein Ende zusteuert. Damit geht die Erwartung einher, dass die EZB mit ihrem QE-Programm Erfolg hat, zumindest aber die Inflationsrate auf ein für die EZB akzeptables Niveau ansteigen und dann eine Normalisierung der Geldpolitik beginnen wird. Freilich sollte man nicht zu viel aus diesen impliziten Botschaften herauslesen wollen. Aber soviel ist für uns klar: Die Deflationshysterie hat ihren Zenit überschritten. Und dies ist für uns ein gewichtiges Argument, dass 10-jährige Bundesanleihen ihr Renditetief hinter sich haben.
Aktien
Nach den deutlichen Kursgewinnen vom Freitag ging es zum Auftakt der neuen Woche an den Märkten gemäßigter und uneinheitlich zu. Es fehlten entsprechende positive Kurstreiber, da weder von der Makroseite noch von der Berichtssaison Daten kamen, die den breiten Markt weiter nach oben treiben konnten. Somit stand die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in der „Griechenland-Thematik“ im Vordergrund und drückte angesichts fehlender Fortschritte auf die Stimmung. So ging es an der Athener Börse, angeführt durch hohe Kursverluste bei den Banken, mit rd. 3% deutlich nach unten. Auf Branchenseite führten Rohstoffwerte (+1,6%), angetrieben durch weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der chinesischen Notenbank, die Gewinner an. Auch der Einzelhandelssektor (+1,5%) konnte überdurchschnittlich zulegen. Hier waren es im Wesentlichen Übernahmespekulationen (Ahold (+5,5%) und Delhaize (+14,5%) stehen derzeit im Fokus), die für Aufsehen sorgten. Wie bereits zuvor in Europa fehlten auch an den US-Märkten die positiven Treiber. So ging es bei ruhigem Handel leicht abwärts. Auf Branchenseite (S&P500) führten Energiewerte (-2,1%) angesichts des wieder fallenden Ölpreises die Verlierer an (und das trotz Übernahmespekulationen im Ölservice-Bereich), während sich Healthcare (+/-0%) am besten halten konnte. An den asiatischen Märkten dominierten ebenfalls Gewinnmitnahmen. Am deutlichsten ging es in Indien abwärts (Performance seit Jahresanfang damit -1,7%), während der chinesische Markt einmal mehr die Ausnahme darstellte und zulegen konnte.