Raiffeisen: Alibaba, Wahlen Großbritannien, Ölpreis und Staatsanleihen im Blickpunkt
Die Konservativen konnten die Unterhauswahlen in Großbritannien überraschend klar für sich entscheiden. Auch wenn die absolute Mehrheit laut vorliegenden Auszählungen knapp verfehlt werden dürfte, ist mit einer neuerlichen Regierung unter den amtierenden Premier Cameron zu rechnen. Der im Tempo und Ausmaß außerordentliche Preisverfall beim Bund Future wurde gestern um eine historische Facette bereichert. Nach einem weiteren starken Rückgang um rund 2,3 Punkte erholte sich der Kurs und schloss nach einer Intraday Spanne von 3 Punkten im Plus. Die starke Kursbewegung entbehrte auch gestern einer grundlegend veränderten Infolage zu Wirtschaft oder Politik. Heute könnten zumindest was die US-Zinserwartungen betrifft, die Karten neu gemischt werden. Bei einer positiven Überraschung beim heutigen Arbeitsmarktbericht für April wäre eine Zinsanhebung im Juni nach wie vor am Tisch. Die Vorindikationen sind von unterdurchschnittlicher Beschäftigungszunahme (ADP Bericht) bis starkem Stellenzuwachs (Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe). Neben der Beschäftigung sind Arbeitslosenquote und vor allem Stundenlöhne relevant für das Timing der ersten Zinsanhebung. Immerhin dient einigen FOMC Mitgliedern der (noch) geringe Lohndruck als wesentliches Argument für eine abwartende Haltung. In Italien dürfte der Industrieoutput angesichts der deutlichen Verbesserung bei den Industrieumfragen nochmals zugelegt haben. Am Primärmarkt platzierte gestern Frankreich ein Volumen von knapp EUR 8,5 Mrd. Bei einer Überzeichnung von 1,6 bzw. 1,9fach (etwas geringer als zuvor) lag die durchschnittliche Emissionsrendite der Anleihen mit Laufzeit 10/23, 5/25 und 10/27 bei 0,74 %, 0,98 % bzw. 1,18 %. Spanien holte sich ein Gesamtvolumen von rund EUR 4,5 Mrd. via Anleihen mit Laufzeit 10/17, 11/19 inflationsindexiert und 4/25. Die Emissionsrenditen von 0,19 %, -0,29 % bzw. 1,88 % ergaben sich bei einem Bid/Cover Ratio von 1,9, 1,7 und 3,0. Laut Ratingkalender hat heute Moody‘s die Möglichkeit, für Portugal, Malta und Litauen eine erneuerte Einschätzung bekannt zu geben.
Aktienmärkte
Am gestrigen Handelstag zeigten sich die wichtigsten US-Aktienindizes wieder etwas freundlicher und konnten etwas zulegen. Einen kräftigen Kurszuwachs (+7,5 %) gab es beim Online-Einzelhändler Alibaba. Das in den USA gelistete chinesische Unternehmen konnte einen 45 %-Anstieg seines Quartalsumsatzes vermelden. Der bereinigte Nettogewinn stieg um 16 % auf CNY 7,74 Mrd. und lag damit deutlich über den Markterwartungen von im Schnitt CNY 6,90 Mrd. Die europäischen Börsen konnten sich gestern nach einem schwachen Start im weiteren Tagesverlauf wieder erholen. Gelitten haben gestern unter dem schwachen Ölpreis vor allem die Energietitel, welche auf globaler Ebene ein Minus von 1,4 % verzeichneten. Sowohl US-Leichtöl der Sorte WTI als auch die Nordseesorte Brent verbilligten sich gestern um 3,3 %, wobei insbesondere der US-Dollaranstieg als auch die Aussicht auf ein Ende der Sanktionen gegen den Iran den Preis belastet haben. Vor dem Hintergrund eines schwächeren Ölpreises gab auch der russische Leitindex MICEX 1,6 % nach. Mit Spannung blicken die Anleger heute vor allem auf den US-Arbeitsmarktbericht für April, welcher wegweisend für die Geldpolitik der US-Notenbank sein könnte. Aktuelle Futuresindikationen lassen für die europäischen Märkte einen Handelsstart mit geringen Kursveränderungen erwarten.
Credit
Auf der Non-Financial Seite war Colgate-Palmolive mit einer EUR 500 Mio. Anleihe aktiv (Laufzeit: 5 Jahre, Spread: 3mE +23 BP). Auf der Ratingfront hat S&P das A+ Rating von Electricite de France mit einem negativen Ausblick versehen. Financials: UBS preiste eine EUR denominierte Dualtrancheanleihe (Tranche A: EUR 2,5 Mrd., Laufzeit: 2 Jahre, Spread 3mE+28 BP; Tranche B: EUR 1,75 Mrd., Laufzeit: 3 Jahre, Spread MS+38 BP). Moody’s hat im Zuge der allgemeinen Überprüfung der Ratings der europäischen Banken infolge der Einführung der Europäischen Bankenabwicklungsrichtlinie das Rating der Hypo Tirol Bank und der Vorarlberger Landes- und Hypotheken Bank hinabgestuft. Die deutsche Bundesbank hat die Forderungen der Deutschen Banken gegenüber Griechenland auf EUR 2,4 Mrd. beziffert. Damit ist die Wahrscheinlichkeit einer direkten Ansteckung laut Bundesbank im Falle eines eventuellen Euro-Austritts Griechenlands mittlerweile viel geringer.
China
Chinesische Exporte fielen im April überraschender Weise um 6,4 % p.a. nach einem Minus von 15 % im März, wobei die Konsensus-Schätzung von einem leichten Anstieg von 2,5 % ausgegangen war. Besonders schwach waren Exporte in die EU und nach Japan. Auch Importe verzeichneten erneut einen Rückgang, um 16,2 % im April nach einem Minus von 12,7 % im März. Der Handelsbilanzüberschuss betrug USD 34,1 Mrd. Chinesische Aktien starteten positiv in den Tag, nach der Veröffentlichung der Daten wurden allerdings Kursrückgänge verzeichnet. Dennoch verzeichnen sie sowohl am Festland wie auch in Hongkong noch Gewinne.
Zentraleuropa / Osteuropa
- CZ: Märkte heute geschlossen
- HU: Inflation nähert sich der Nulllinie
- PL: Anleihenauktion gestoppt im Zuge des breiteren Abverkaufs
- RO: Inflationsreport wird heute präsentiert
- RU: Wöchentliche Inflation bleibe bei 0,1 %
- HR: Außenhandelsdefizit steigt im Februar