Commerzbank: Kräftiger Renditeanstieg trotz EZB-Käufen
Mitte April setzte, ausgehend von Bundesanleihen, ein kräftiger Renditeanstieg ein. Die Renditen stiegen um 60 Bp. (10-j.) bzw. 80 Bp. (30-j.) Die Kurse brachen ein; 30-jährige Bundesanleihen erlitten Kursverluste von bis zu 18%. Die Gründe für die Kursrückgänge sind nicht eindeutig. Vielfach wird die Marktpositionierung genannt. Nach absurd niedrigen Renditen traten möglicherweise nur noch die Notenbanken als Käufer auf, während sich bekannte Rentenfondsmanager (z.B. Gross oder Gundlach) von Bundesanleihen lossagten. Außerdem wurden just zu diesem Zeitpunkt unerwartet positive Konjunkturdaten aus dem Euroraum gemeldet. Dies zeigt, dass trotz der stützenden EZB-Käufe die Renditen auch ansteigen können.
Zinsen und Anleihen
Die Kurse am Rentenmarkt standen gestern den achten Tag in Folge unter Druck. Zeitweise stiegen die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen auf knapp 0,80%. Nach unserer Ansicht decken sich die Renditen nun besser mit dem wirtschaftlichen Umfeld. Auf Jahressicht dürften sie noch etwas weiter ansteigen (vgl. „Im Blickpunkt“). Allerdings ist auch nicht auszuschließen, dass sich die Kurse nach dem scharfen Anstieg wieder erholen. Zumal die Europäische Zentralbank weiterhin mit massiven Käufen im Markt agiert. So kam es am Nachmittag auch zu leichten Kursanstiegen. Ein wichtiger Einflussfaktor für die Zinserwartungen ist auch der weitere Konjunkturverlauf in den USA. Der Arbeitsmarktbericht wird heute hierzu wichtige Hinweise liefern. Die Signale im Vorfeld waren gemischt. Die Einkaufsmanagerindizes zeigen, dass die Unternehmen weiter neue Stellen schaffen; die Zahl der offenen Stellen ist markant angestiegen und so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Ferner werden derzeit nur sehr wenige Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung gestellt. Auf der anderen Seite steht die niedrige Investitionsneigung und – aktuell – der recht schwach ausgefallene Arbeitsmarktbericht des Dienstleisters ADP. Aus unserer Sicht dürfte das Wachstum nach dem schwachen Winterquartal trotz der Investitionsschwäche wieder spürbar anziehen. In Großbritannien hat die konservative Partei überraschend klar die meisten Stimmen erhalten. Für eine Regierungsmehrheit im braucht sie aber wohl einen Koalitionspartner. Nach den schwachen Aufträgen fiel auch die deutsche Industrieproduktion im März schwach aus. Trotz der stagnierenden Auslandsnachfrage legten die gemeldeten Exporte aber recht deutlich zu.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte schlossen gestern uneinheitlich. Während es u.a. für den britischen FTSE (-0,7%) im Vorfeld der Wahlen abwärts ging, konnten der Dax und der italienische MIB (+0,8%) solide Gewinne ausweisen. Der leicht nachgebende Euro stützte die Kurse und die Nachrichtenlage aus Griechenland ließ diverse griechische Banktitel deutlich zulegen. In dieser Gemengelage konnten sich die Indizes von den anfänglichen Verlusten (z.B. Dax -1,5%) wieder erholen und schlossen deutlich über den Tagestiefs. Auch half am Nachmittag die positiv eröffnende Wall Street. Von der Bereichssaison kamen zusätzliche Impulse. So konnten Ryanair (+3,6%), Alcatel Lucent (+2,4%), ING (+2%) und AXA (+2,8%) nach guten Zahlen genauso zulegen wie am deutschen Markt die Titel von Beiersdorf (+3,2%) oder HeidelCement (+3,5%). Für Siemens (-1,5%) und Metro (-5,1%) ging es dagegen abwärts. Im Gegensatz zu Windeln.de am Vortag gelang das Börsendebüt von Sixt Leasing. Der Kurs schloss rd. 2% über dem Ausgabepreis. An den US-Märkten konnten sich die Indizes erholen. Hier sorgten u.a. die besser ausgefallenen wöchentlichen Arbeitsmarktdaten für gute Stimmung. Während Energiewerte (-1,1%) als einziger Sektor im Minus schlossen, führten Finanz- und IT-Werte (je +0,7%) die Gewinner an. In Asien geht es heute ebenfalls aufwärts. Zwar fielen die Exportdaten in China schwach aus und bestätigten damit die konjunkturelle Schwächephase, dies sorgte aber für Hoffnung auf geldpolitische Lockerung und steigende Indizes. Heute Nachmittag steht der US-Arbeitsmarktbericht klar im Fokus der der Marktteilnehmer. Sollten sich die Umfragen zur Wahl in Großbritannien (Sieg Camerons, Minderheitsregierung möglich) bestätigen und der erwartete knappe Wahlausgang doch nicht eintreffen, dürfte sich neben dem britischen Pfund auch der britische Aktienmarkt erholen.