Commerzbank: US-Berichtssaison wieder einmal über den Erwartungen
Während die US-Berichtssaison zum ersten Quartal 2015 den Zenit deutlich überschritten hat und auch bereits in Europa viele wichtige Großunternehmen ihre Daten vorgelegt haben, befindet sie sich in Deutschland noch in einer vergleichsweise frühen Phase. Bisher hat erst die Hälfte der Dax 30-Konzerne seine Daten vorgelegt, die unter anderem mit Hilfe des schwachen Euro meist über den Erwartungen lagen. Heute veröffentlichen allerdings insgesamt neun Unternehmen des deutschen Leitindex ihre Quartalsdaten. Für die US-Berichtssaison kann bereits ein positives Fazit gezogen werden, auch wenn man berücksichtigt, dass die Analysten zuvor angesichts des starken US-Dollar und der stark gefallenen Ölpreise ihre Prognosen übermäßig deutlich reduziert hatten. Nachdem zum aktuellen Zeitpunkt ca. 85% aller US-Konzerne ihre Vierteljahresergebnisse vorgelegt haben, kann ein positives Fazit gezogen werden. 56% der Unternehmen konnten die Gewinnerwartungen übertreffen und lediglich 15% verfehlten sie deutlicher. Den stärksten Eindruck hinterließen wenig überraschend wieder einmal die Pharmaunternehmen (79% über den Prognosen), dicht gefolgt vom Basiskonsum und den Versorgern (jeweils 74%). Die größte Überraschung gelang allerdings den Energiekonzernen, deren Vorgaben ja im Vorfeld angesichts des Ölpreissturzes massiv revidiert worden waren. Dank eines unerwartet starken Downstream-Geschäfts (Raffinerie und Chemie) lagen die Gewinne der Energietitel um 67% über den Erwartungen. Wenig überzeugend war vor allem das Ergebnis der Grundstoffkonzerne (42%). Auf aggregierter Basis können die Gewinne die Erwartungen um mehr als 5% übertreffen. Bei den Umsätzen ergibt sich ein anderes Bild. Diese liegen ca. um 3% unter den zuvor erstellten Prognosen, was wiederum hauptsächlich am Energiesektor liegt, denn ohne Energie werden die Umsatzprognosen um 3% übertroffen. Insgesamt also ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis.
Zinsen und Anleihen
Die internationalen Rentenmärkte standen auch gestern unter Druck. Zwischenzeitlich erholten sich europäische erstklassige Staatsanleihen wieder und kamen in die Gewinnzone. Schnell wurde spekuliert, dass der „Ausverkauf“ vorbei sei. Im Tagesverlauf trübte sich die Stimmung aber wieder ein. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen erreichte im späten Handel kurzzeitig sogar die Marke von 0,60%. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries überstieg kurzzeitig die Marke von 2,25%. Im Euroraum verbesserten sich die Einkaufsmanagerindizes im April ggü. der Erstschätzung. Der Composite-Index lag im April bei 53,9 Punkten (Erstschätzung 53,5 Punkte), ging also nur wenig vom Märzwert (54,0 Punkte) zurück. Frankreichs Werte verbesserten sich leicht, Italiens Werte dagegen deutlich ggü. der Erstschätzung. Die Einzelhandelsumsätze gingen im Euroraum im März stärker als erwartet zurück (-0,8% M/M nach +0,1% M/M). Gleichwohl legten die Einzelhandelsumsätze im 1. Quartal um 0,7% Q/Q merklich zu, nur etwas geringer als im 4. Quartal 2014 (+0,8% Q/Q). Dies unterstützt die Erwartung eines realen BIP-Wachstums von 0,4% Q/Q im 1. Quartal (Meldung nächste Woche). In den USA enttäuschten die Arbeitsmarktdaten des privaten Personaldienstleisters ADP erneut. Sie werden als Indikator für den nationalen Arbeitsmarktbericht gesehen, der am Freitag gemeldet wird. Danach wurden im April nur 169.000 neue Stellen geschaffen, der Märzwert wurde von 189.000 auf 175.000 nach unten revidiert. Andere Indikatoren deuten aber auf einen starken US-Arbeitsmarktmarktbericht hin. So fielen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf unter 300.000 und die Zahl der offenen Stellen ist ungewöhnlich hoch. Erwartet werden am Freitag 230.000 neue Jobs im April.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern unverändert volatil zu. Nach einem schwachen Start, bei dem der Druck eher über Absicherungsgeschäfte mit Futures, als über einzelne Positionsbereinigungen aufkam, konnten sich die Indizes aber im Verlauf wieder erholen. Dabei halfen auch positiv ausgefallene Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor, wenngleich schwächere US-Daten und der wieder stärkere Euro die Aufwärtsbewegung limitierten. Die Berichtssaison fiel gemischt aus. Während Allianz (+2,4%) von den Quartalszahlen profitieren konnte, ging es bei Societe Generale (-2,3%) oder auch Puma (-6,9%) nach unten. BMW (-2,3%) konnten die anfänglichen Kursgewinne von fast 2% angesichts guter Zahlen nicht halten. Am US-Markt rutschten die Indizes nach anfänglichen Gewinnen ins Minus. Unter den Investoren läuft derzeit eine Debatte darüber, inwiefern die Konjunkturdaten und steigen-de Inflationserwartungen die Märkte belasten. Passend dazu kamen schwache Beschäftigungsdaten vom privaten Dienstleister ADP und auch Fed-Chefin Yellen heizte die Diskussion mit ihrer Bemerkung an, dass die Bewertung am Aktienmarkt „recht hoch“ scheine. Allerdings sehe sie keine Spekulationsblase. Auf Einzelwertebene sorgten Übernahmeaktivitäten und Quartalszahlen für die größten Bewegungen. In Asien geht es heute Morgen weiter abwärts. Gewinnmitnahmen dominieren das Bild und auch in Japan geht es nach der Feiertagspause abwärts.