Commerzbank: Weiterhin neutrale Gewichtung für den Aktienmarkt in der Türkei empfohlen
Der Leitindex National 100 legte in 2014 rd. 25% zu (in Euro: +29,6%). Beflügelt haben v.a. deutlich gesunkene Preise für viele Rohstoffe (u.a. für Rohöl), die zu einer Entlastung für die Wirtschaft und zu einer Reduzierung des Leistungsbilanzdefizits für die stark rohstoffabhängige Türkei führen. Auch die Zinssenkung im Januar 2015 gab noch einmal einen Schub für die Aktienbörse, sodass sich der Kursaufschwung bis Ende Januar fortsetzte. Im Februar 2015 setzten dann allerdings deutliche Gewinnmitnahmen ein; der National 100-Index verlor seit Jahresanfang rd. 2% an Wert (per 04. Mai 2015). Die abermalige Senkung des Leitzinses am 24. Februar beflügelte die Aktien nicht. Zu groß sind mittlerweile die Sorgen der Anleger vor einem noch stärkeren Druck seitens der Politik auf die Zentralbank, die Zinsen trotz hoher Inflation zu senken. Zwischenzeitliche Gerüchte über einen Rücktritt des Notenbankchefs ließen die Lira auf ein Rekordtief fallen. Gegenüber dem US-Dollar büßte die Lira seit Jahresbeginn bereits rd. 14% ein. Für 2015 erwartet der Konsensus ein Wachstum der Unternehmensgewinne von rd. 14% (J/J), nach prognostizierten -3% (J/J) im Vorjahr. Für 2015 ergibt sich somit ein KGV von rd. 10, was wir als fair erachten. Das BIP-Wachstum dürfte 2015 wieder etwas anziehen. Für Rückenwind sollten dabei vor allem die stark gesunkenen Rohstoffpreise sorgen. Auch eine Stabilisierung der Konjunktur in der Euro-Zone könnte in 2015 positive Wachstumseffekte generieren. Etwas bremsend wirken dagegen die starken Handelsbeziehungen mit Ländern wie dem Irak und Iran, mit Russland und den Arabischen Emiraten, die vom starken Rückgang des Ölpreises negativ tangiert werden und somit tendenziell weniger Waren aus der Türkei importieren. Die Inflation ist weiter hoch (April 2015: +7,9%). Besonders problematisch ist der Anstieg der Importpreise aufgrund der schwachen Lira; auf der anderen Seite gibt es eine gewisse Entlastung durch die zum Teil deutlich gesunkenen Preise für diverse Rohstoffe. Wir empfehlen weiterhin eine neutrale Gewichtung für die Börse in der Türkei.
Zinsen und Anleihen
Die Staatsanleiherenditen sind zu Wochenbeginn bei dünnem Handel – im Vereinigten Königreich war Feiertag – weiter angestiegen. Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte in der Spitze bei 0,45%; Bundespapiere weisen inzwischen nur noch in den Laufzeiten bis zu vier Jahren eine negative Rendite auf, nachdem vor zwei Wochen sogar die Renditen neunjähriger Anleihen negativ waren. Diese Entwicklung nimmt den Druck von der EZB, ihr Kaufuniversum zu erweitern. Auch zehnjährige US-Treasuries ziehen weiter an und erreichen Renditen von über 2,14%. Im Dauerthema Griechenland sind Zeitungsberichten zufolge Fortschritte zu erkennen: Die griechischen Verhandlungspartner scheinen den Gläubigern in einigen Punkten entgegenzukommen – so sei eine Reform der Mehrwertsteuer ins Auge gefasst worden. Demnach sollen die verschiedenen Sätze vereinheitlicht und die Ausnahmen begrenzt werden. Außerdem gibt es Annäherungen bei Privatisierungen, der Markt für Erdgas soll geöffnet und ein unabhängiger Rechnungshof geschaffen werden. Der Geldabfluss von griechischen Konten verlangsamt sich inzwischen. Hoben die Haushalte im Januar noch 9,2 Mrd. Euro ab, so waren es im Februar 5,4 Mrd. Euro und im März 2,4 Mrd. Euro. Diese positiven Meldungen spiegeln sich im Kursanstieg der griechischen Anleihen wieder. So konnten sich die Kurse zehnjähriger Staatstitel von ihrem Wochentief von 50% auf fast 60% erholen. Aus den USA wurden die Auftragseingänge in der Industrie für den Monat März veröffentlicht. Mit 2,1% M/M wurde die Erwartung leicht übertroffen (2,0% M/M), was wieder auf eine positivere Wirtschaftsentwicklung hindeutet.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte erwischten einen guten Start in die neue Handelswoche. Die Leitindizes stiegen um bis zu 1,4% (Deutschland). Schwächer als erwartet ausgefallene Makrodaten aus China (HSBC-Einkaufsmanagerindex) schüttelte der Markt ab. Für Rückenwind sorgten dagegen der schwächere Euro sowie Fusions- bzw. Übernahmespekulationen (u.a. Syngenta und Monsanto). In der Erwartung guter Quartalsergebnisse stiegen die Notierungen von Adidas (+2,9%) und Infineon (+4,2%) recht stark an. Die Aktie von K+S (+3,7%) profitierte u.a. von steigenden Kali-Preisen. BASF und Credit Suisse notierten ex-Dividende. Auf europäischer Sektorebene notierten gestern alle Branchen im Plus. Am stärksten gesucht waren Chemiewerte, die im Schnitt um 1,4% kletterten. Der Sektor Nahrungsmittel & Getränke legte als Tagesverlierer nur um 0,2% zu. Die Börsen in den USA verzeichneten leichte Zugewinne. Der Dow Jones-Index gewann 0,3%. Unterstützung bekam der Markt insbesondere von soliden Quartalsergebnissen sowie von guten Makrodaten (Auftragseingänge US-Industrie). Die Aktie von McDonald´s büßte nach einer Absenkung der Bonitätsnote durch die Ratingagentur S&P rd. 1,7% ein. Auf Sektorebene waren v.a. Finanzwerte (+1%) gefragt. Energie- und Rohstofftitel gaben dagegen etwas nach. Die Börsen in Asien tendierten überwiegend schwächer. In China gab es Gewinnmitnahmen. Die Börse in Tokio hat weiter feiertagsbedingt geschlossen.