Commerzbank: US-Einzelhandelsumsätze schwächer als erwartet gestiegen
Die US-Einzelhandelsumsätze sind im März um 0,9% gegenüber dem Vormonat gestiegen, nach drei aufeinanderfolgenden Rückgängen. Analysten hatten einen höheren Anstieg erwartet (1,1% M/M). Besonders stark konnten die Sektoren Autos (+2,7% M/M) und Baumaterialien (+2,1% M/M) zulegen, die den Rückgang mehr als kompensiert haben. Die Kernrate (Einzelhandel ohne Lebensmittel, Autos, Baumaterial und Treibstoffe) von 0,3% - die direkt in die BIP-Berechnung eingeht - blieb ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Vor dem Hintergrund eines extrem kalten Winters enttäuschen die Zuwächse im März erneut. Wir erwarten daher deutliche Nachholeffekte beim Privaten Konsum im zweiten Quartal.
Zinsen und Anleihen
Die Rentenmärkte haussierten gestern weltweit. Ein Grund dafür sind die massiven Staatsanleihekäufe der EZB, die vor allem Anleihen in der Währungsunion unterstützen. Inzwischen wird immer mehr spekuliert, dass es dort bald keine Anleihen mehr geben könnte, die für die EZB-Käufe in Frage kommen. Nach Einschätzung von Moody’s Investor’s Service könnte dies die EZB dazu veranlassen, die Regeln zu lockern oder sogar noch einmal ihren Einlagenzins zu senken, der derzeit bei minus 0,20% liegt. Denn die EZB will keine Anleihen mit einer Rendite unter dem aktuellen EZB-Einlagenzins erwerben. Damit fallen z.B. Bundesanleihen bis zu einer Restlaufzeit von 3 Jahren für den Erwerb weg. Die Spekulationen verstärkten sich einen Tag vor der heutigen EZB-Rats-sitzung. Dort werden keine neuen Maßnahmen erwartet, jedoch darf man gespannt sein, welche Informationen EZB-Chef Mario Draghi zu den Anleihekäufen preisgibt und wie er es eventuell schafft, die Lockerungsfantasie aufrecht zu er-halten. Der Renditerückgang beschleunigte sich gestern Nachmittag, nachdem schwächer als erwartete US-Einzelhandelsumsätze gemeldet wurden (siehe dazu „Im Blickpunkt“). Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen fiel nach den US-Daten auf ein neues Rekordtief von 0,13%. Die Renditen von US-Treasuries gingen über alle Laufzeiten kräftiger zurück. Auch andere US-Daten enttäuschten. So ging der Stimmungsindex für mittelständische Unternehmen (NFIB) überraschend von 98,0 auf 95,2 Punkte zurück. Die schwachen US-Daten und der abschmelzende Renditevorsprung der USA stärkten gestern den EUR, der auf über 1,0650 USD anstieg.
Aktien
Die europäischen Börsen tendierten am gestrigen Dienstag überwiegend schwächer. Die Leitindizes büßten um bis zu 1,4% (Spanien) ein. Vor dem Start in die Berichtssaison (ins-besondere in den USA) nahmen die Investoren eine abwartende Haltung ein; Gewinnmitnahmen beherrschten das Bild. Kurzfristig fehlte es an neuen Kaufimpulsen. Während der Ölpreis deutlicher zulegte, büßte der Euro ggü. dem USD rd. 0,7% ein. Beides belastete Automobilwerte, die im Dax (-0,9%) zu den größten Verlierern gehörten (Daimler: -1,4%; VW: -0,9%; BMW: -1%). Den größten Tagesverlust im Dax verzeichnete gestern die Aktie der Commerzbank (-2,3%). In der zweiten Reihe büßte die Aktie von Wincor Nixdorf nach der Veröffentlichung schwacher Zahlen weitere 2,3% ein. Auf europäischer Sektorebene wies der Bereich Rohstoffe mit durchschnittlichen Zuwächsen von 2,3% die mit Abstand größten Gewinne aus. Tagesverlierer waren Automobil- und Bankaktien, die im Schnitt um 1% bzw. um 1,2% nachgaben. Die Börsen in den USA verzeichneten nach zwischenzeitlichen Verlusten zum Handelsschluss leichte Kursgewinne. Der Dow Jones-Index gewann 0,3%. Für Rückenwind sorgten u.a. die Quartalszahlen von JPMorgan Chase; die Aktie legte um 1,6% zu. Auf Sektorenebene (S&P 500) erzielte wie in Europa der Bereich Energie die größten Zuwächse. Aktien aus diesem Sektor legten im Schnitt um 1,8% zu. Am Ende der Performanceskala rangierten IT-Werte (-0,3%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225-Index büßte trotz eines leicht schwächeren Yen um 0,2% ein. Vergleichsweise schwache Makrodaten aus China nährten erneut Zinssenkungsphantasien, die dem Schanghai A-Index zu leichten Kursgewinnen verhalfen.