Commerzbank: Immobilienpreise fallen 2015 weiter – Shanghai A-Index erzielt Siebenjahreshoch
Nach den jahrelangen Preisanstiegen auf dem chinesischen Immobilienmarkt hat die Stimmung in 2014 gedreht. Vor allem in den kleineren und mittleren Städten fallen die Preise. Der Trend setzte sich Anfang des Jahres fort. Im Februar 2015 sanken die Wohnungspreise (70 Städte) ggü. dem Vorjahr um 6% (-0,5% ggü. dem Vormonat). Zwischen den einzelnen Kategorien – aufgeteilt nach der Größe der Städte – gab es aber deutliche Unterschiede. Während in den Metropolen wie Schanghai oder Shenzhen die Preise im Jan./Feb. 2015 im Vergleich zu Dezember 2014 nahezu stagnierten, fielen sie in den mittleren und kleinen Städten um 0,7% bzw. um 1,1%. Damit setzt sich hier der Preisrückgang aufgrund des strukturellen Überangebotes an Immobilien weiter fort. Die Regierung im Reich der Mitte steckt in einem Dilemma. Der Zielkonflikt sieht wie folgt aus: Die zu-nehmende Urbanisierung erfordert die Schaffung von immer mehr Wohnraum zu bezahlbaren Preisen, um großflächige soziale Schieflagen zu vermeiden. Andererseits ist die Immobilien- und Bauwirtschaft zusammen mit dem Rohstoffsektor unverändert das Rückgrat der Wirtschaft. Zu starke Eingriffe in den Wohnungsmarkt könnten sowohl das BIP-Wachstum als auch die Banken (steigende notleidende Kredite) weiter belasten. 2015 soll das BIP um 7% (J/J) wachsen, die niedrigste Zuwachsrate seit 25 Jahren. Regierungschef Li Keqiang sprach von einem „neuen Normalwachstum“. Er machte klar, dass das neue Ziel nicht einfach zu erreichen sein werde, betonte aber auch, dass genügend Spielraum für makroökonomische Anpassungen vorhanden sei. In ungewöhnlich scharfer Form kritisierte er die mangelnde Innovationsfähigkeit der heimischen Industrie sowie die Schwächen in der Landwirtschaft. Die Aktienanleger setzen unverändert v.a. auf weitere geldpolitische Impulse. In der Hoffnung auf eine abermalige Leitzinssenkung kauften sie in den vergangenen Wochen wieder verstärkt Aktien. Der Schanghai A-Index erzielte ein Siebenjahreshoch. Wir bestätigen zunächst unser Votum „Übergewichten“ für den Aktienmarkt in China.
Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten herrschte gestern eine freundliche Stimmung. Der US-Bondmarkt verteidigte weitgehend die Terraingewinne, die er nach der Fed-Sitzung errungen hatte. Der Markt zieht seine Zuversicht vor allem aus der Tatsache, dass die FOMC-Mitglieder offenbar geneigt sind, die Leitzinsen noch behutsamer anzuheben, als es ihnen noch im Dezember vorgeschwebt hatte; ein Grund ist die etwas abgeschwächte Wachstumsperspektive (starker USD). Dies überlagerte ganz offensichtlich die andere Botschaft der Fed: nämlich dass der erste Leitzinsschritt unweigerlich näherrückt und mit hoher Wahrscheinlichkeit im 3. Quartal - wir rechnen mit September - erfolgt. Unseres Erachtens sieht der Markt die Leitzinswende etwas zu gelassen. Er erwartet die Fed Funds Rate per Ultimo 2016 bei unter 1,2%, während die FOMC-Mitglieder im Mittel knapp 2% veranschlagen. Wir gehen davon aus, dass über kurz oder lang eine Erwartungskorrektur einsetzen wird. Von dieser Vorgabe profitierten Bundesanleihen, deren Rendite im 10-Jahresbereich auf 0,18% und damit ein neues Rekordtief sank - begünstigt zudem von der verworrenen Lage in Griechenland. So wurde gestern bekannt, dass sich der Aufsichtsarm der EZB dafür ausgesprochen habe, den Erwerb von heimischen Schatzwechseln durch griechische Banken zu deckeln, was aber von höherer Stelle noch zurückgewiesen worden sei, wohl auch mit Blick auf den laufenden EU-Gipfel, bei dem Griechenland gestern Abend die beschleunigte Implementierung seiner Zusagen versprach. Die Konjunkturdaten standen eher im Hintergrund. In den USA blieb der Philly Fed Index im März fast unverändert (5,0 nach 5,2 Saldenpunkte), die Frühindikatoren legten um 0,2% M/M und 6,2% J/J in ähnlichem Tempo wie im Vormonat zu.
Aktien
Während der griechische Aktienmarkt (-1,9%) einmal mehr unter Verlusten zu leiden hatte und damit seit dem Jahreshoch im Februar um 23% nachgegeben hat, notierten die übrigen Indizes in Europa gestern tendenziell freundlich. Allerdings verpuffte der positive Impuls, den die Fed den US-Aktien am Vortag verpasste, in Europa recht schnell, so dass die Indizes allesamt unter den Tageshochs blieben. Der Dax verzeichnete sogar ein kleines Minus. Zwar schafften es gestern 12 Titel der Dax-Familie nicht ins Plus, das schwarze Schaf war aber klar das Indexschwergewicht Siemens (-4,2%), dass den Index ins Minus drückte. Die Aussagen von Vorstandschef Kaeser, dass Siemens stärker als bisher gedacht unter dem fallenden Ölpreis leiden wird und zusätzlich operative Schwierigkeiten belasten, setzte den Kurs deutlich unter Druck. Dass sich die Autowerte vom vorherigen Rückschlag wieder deutlich erholen konnten reichte nicht aus, den Verlust von Siemens zu kompensieren. Auf der Branchenebene (Stoxx) führten Öl&Gas-Werte die Gewinner an. Gefolgt von Immobilien- und Autowerten (+1,25% bzw. +1,1%). Am US-Markt zeigte sich ein ähnliches Bild, auch hier konnte die positive Stimmung hinsichtlich der Fed-Aussagen nicht gehalten werden. Dies auch, da die Makrodaten gemischt ausfielen und somit keine neuen Impulse lieferten. Grund-stoff- und Energiewerte (je -1,7%) führten die Verlierer an, Healthcare (+0,5%) schloss als einziger Sektor, auch M&A-getrieben, im Plus. Nachbörslich konnte Nike nach guten Zahlen um rd. 4,5% zulegen. In Asien ging es in China weiter aufwärts. Anhaltende Hoffnungen auf weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen sorgten für den achten Tag mit Kursgewinnen in Folge. Der Wochengewinn im Festlandindex Schanghai Composite beträgt fast 8%.