Raiffeisen: HeidelbergCement, Telecom Italia, Brent und Anleihen im Blickpunkt
Wie von uns erwartet verzichtete das FOMC im gestern veröffentlichten Statement nach der Zinssitzung auf die Formulierung, wonach es sich bei der Normalisierung der Geldpolitik in Geduld üben könne. Gleichzeitig wurde ein Zinsschritt im April ausgeschlossen. Überdies wurde erwartungsgemäß betont, dass der Leitzins nun nicht automatisch steigen müsse, sondern vielmehr von der weiteren Arbeitsmarkt- und Inflationsentwicklung abhängig sei. Alles in allem wären die Voraussetzungen für einen ersten Zinsschritt im Juni unserer Ansicht nach erfüllt. Allerdings wurde gleichzeitig auch der vom FOMC Ende 2015 erwartete Leitzins um 50 Basispunkte auf 0,625 % heruntergenommen, was bis Jahresende nur zwei Zinsschritte implizieren würde. Nach einer ersten Zinsanhebung im Juni wäre damit nur noch Raum für eine weitere bis Jahresende, was eher ungewöhnlich wäre. Vor diesem Hintergrund hat sich unserer Meinung nach die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinserhöhung erst im September (und nicht schon im Juni) erhöht. Während datenseitig heute lediglich der Philadelphia Fed Index in den USA erwähnenswert ist, dürfte Griechenland wieder in den Fokus rücken. Entgegen der Warnungen seitens der internationalen Geldgeber verabschiedete das Parlament in Athen gestern ein Gesetzespaket, das eine Erhöhung der Sozialausgaben zur Folge hat. Am Rande des heute beginnenden Treffens der EU Staats- und Regierungschefs wird Tsipras auf die Auszahlung einer Teil-Tranche der noch ausstehenden Hilfsgelder sowie die Erhöhung der Obergrenze für Geldmarktpapiere drängen. Am Primärmarkt beabsichtigt heute Irland die Emission von Geldmarktpapieren (EUR 0,5 Mrd., 6M), während sich Frankreich mit Anleihen angekündigt hat (2018, 2020, 2022 sowie inflationsindexiert 2018, 2019, 2024).
Aktienmärkte
Die wichtigsten US-Aktienindizes haben auf die gestrige Notenbanksitzung positiv reagiert, weil sich die Erwartung einer baldigen Zinserhöhung nach hinten verschoben hat. Fester reagierte infolge eines schwächeren US-Dollars auch der Ölpreis. So verteuerte sich die Nordseesorte Brent gegenüber dem Vortag um 5,8 %. Als stärkster Sektor erwies sich auf globaler Ebene der Energiesektor, welcher im Tagesverlauf um rund 2,5 % zulegen konnte. Die europäischen Börsen konnten gestern ebenfalls mehrheitlich zulegen. Abverkauft wurden allerdings griechische Aktien: der Athener ASE-Index sackte um mehr als 4 % ab, weil es im anhaltenden Schuldenstreit mit den Gläubigern keine nenneswerten Fortschritte gibt. Unternehmensseitig legen heute unter anderem Telecom Italia sowie die deutsche HeidelbergCement Geschäftszahlen vor. Der weltweit drittgrößte Zementhersteller konnte seinen Schuldenstand kräftig verringern und den operativen Gewinn um knapp 3 % auf EUR 2,3 Mrd. steigern. Im laufenden Jahr rechnet der Baustoffkonzern dank günstiger konjunktureller Rahmenbedingungen, eines schwachen US-Dollars und niedrigerer Rohstoffpreise mit einer deutlichen Steigerung der Ergebniszahlen.
Credit
Am Primärmarkt hat gestern Infor Software zwei Anleihen mit einem Caa1/BRating begeben. Die USD Tranche zahlt einen Kupon von 6,5 %, während die mit denselben Konditionen ausgestattete EUR Tranche mit Tilgungszeitpunkt 2022 und Kündigungszeitpunkt 2018 einen Kupon von 5,75 % bietet. Damit liegt die Rendite der EUR Tranche am oberen Ende der am Tag zuvor festgelegten Bandbreite. Die australischen Unternehmen Mirvac (BBB+) und Telstra (A2/A) haben indes für nächste Woche Investorenmeetings angekündigt. Union Chimique Belge, ein Biopharmazieunternehmen, hat ebenfalls Investorenmeetings angekündigt, die nächste Woche fortgesetzt werden sollen. Am Covered Bond Markt hat Nationwide BS (Aaa/AAA/AAA) EUR 750 Mio. bei einer Laufzeit von zwölf Jahren zu MS+10 BP emittiert, während die Caixa Bank (A1/A) für ihre EUR 750 Mio. bei einer Laufzeit von zehn Jahren MS+15 BP zahlen musste.
Zentraleuropa / Osteuropa
- Der EU-Gipfel dürfte zu einem zusätzlichen Nachrichtenfluss bezüglich der Ausweitung der EU-Sanktionen gegen Russland führen.
- Der mögliche Nachfolger des tschechischen Nationalbankgouverneurs Singer, Jiri Rusnok, hat sich zum Wechselkursregime geäußert und nahegelegt, dass er im Falle einer möglichen Übernahme der Gouverneursfunktion im Juli 2016 keinen „übereilten Ausstieg“ in Betracht ziehe.
- Der CEE-Eurobondmarkt blieb nach der Sitzung der Fed relativ ruhig.
- Am Primärmarkt emittierte Slowenien eine 20-jährige 1,5 % EUR Anleihe bei 72 BP gegenüber Mid Swap oder 103,5 BP gegenüber der vergleichbaren deutschen Bundesanleihe.