Commerzbank: US-Einzelhandelsumsätze enttäuschen erneut
Nachdem die US-Einzelhandelsumsätze im Januar bereits fielen, verzeichneten sie auch im Februar einen überraschenden Rückgang um 0,6% gegen Januar (+1,7% gg. Vj.). Auch bereinigt um Autos und Tankstellenumsätze ging der Umsatz um 0,2% gegen Vormonat (+4,5% gg. Vj.) zurück. Der positive Einkommenseffekt niedriger Ölpreise, die gute Arbeitsmarktentwicklung und der feste USD sprechen eigentlich für einen robusten Konsum, auch wenn das kalte Wetter gebremst haben dürfte. Die höhere Kaufkraft ist dennoch vorhanden und könnte in den kommenden Monaten umso stärker stützen. Der Konsum bleibt, trotz leichter Unsicherheit, wohl Wachstumstreiber in den USA, während sich Produktion und Investitionen abschwächen.
Zinsen und Anleihen
Die Europäische Zentralbank hat in den ersten drei Tagen ihres Kaufprogramms Anleihen im Kurswert von 10 Mrd. Euro gekauft. Der durchschnittliche Kurs lag bei 125. Die Renditen stehen damit weiter unter Abwärtsdruck, auch wenn sie bei den 10-jährigen Bundesanleihen gestern ein paar Basispunkte angestiegen sind. Die Industrieproduktion im Euroraum blieb mit -0,1% im Januar ggü. Vormonat hinter den Erwartungen zurück. Die Dezemberdaten wurden jedoch nach oben revidiert. Während die Produktion in Spanien und Frankreich leicht zulegen konnte, stagnierte sie in Deutschland und ging in Italien zurück. Die vermeintliche Stagnation in Deutschland beunruhigt uns nicht. Die Mehrzahl der Indikatoren spricht für eine sich langsam beschleunigende Konjunkturdynamik. Auch für den Euroraum insgesamt hellt sich die Lage langsam auf. In den Wachstumszahlen fürs erste Quartal dürfte dies aber noch nicht sichtbar werden. In den USA enttäuschten gestern die für Februar gemeldeten Einzelhandelsumsätze (-0,6% ggü. Vormonat). Recht kräftig um über 2% legten allerdings die Umsätze der Onlinehändler zu. Dies und die schwachen Autoverkäufe und Baumarktumsätze sprechen dafür, dass die extreme Kälte im Norden und Osten des Landes viele Amerikaner von größeren Konsum-ausgaben abgehalten hat (vgl. „Im Blickpunkt“). Die Verbraucherumfragen zeichnen dagegen ein sehr positives Bild von der aktuellen Konsumstimmung in den USA. Der Stimmungsindikator der University of Michigan ist aktuell so hoch, wie seit 2004 nicht mehr. Angesichts des starken Dollars und der immer besseren Arbeitsmarktsituation dürften die Umfragedaten heute sich zumindest in der Nähe des Vormonatswertes bewegen.
Aktien
Während die asiatischen Börsen von den Zinssenkungen der Notenbanken von Thailand und Südkorea sowie durch die Erwartung einer Liberalisierung chinesischer Zinsen Rückenwind erhalten hatten, gönnten sich die europäischen Märkte nach der bisherigen Rekordfahrt eine Verschnaufpause. Nachdem am Vortag zuversichtliche Aussagen der EZB zur europäischen Wirtschaft noch einmal für ein Anspringen der Kurse gesorgt hatten, war der gestrige Handelstag von Zurückhaltung geprägt. Der Kursverlauf war wesentlich von Unternehmensmeldungen bestimmt. So sorgten eine überraschend hohe Dividende und ein optimistischer Ausblick von K+S (+7,5%) für eine deutliche Outperformance der Aktie. Die Papiere der Deutschen Post (-3,5%), die am Vortag mit ihren Jahreszielen enttäuscht hatte, blieben weiter unter Druck. Auch im EUROSTOXX 50 bewegten sich die Kurse in einer sehr engen Handelsspanne. Den positivsten Eindruck hinterließen die Sektoren Finanzdienstleister und Pharma (je +0,5%), während Technologie und Versorger (jeweils -0,8%) als einzige Branchen etwas stärkere Abgaben verzeichneten. Schwächster Einzeltitel war Generali (-4,4%) nach hohen Abschreibungen und einem niedriger als erwarteten operativen Ergebnis. An der Wall Street hingegen zogen die Kurse wieder an. Schwache Einzelhandelsdaten verminderten die Sorgen um eine frühere Zinswende. Positiv präsentierten sich neben den Gebrauchsgütern (+2,2%) nach dem zweiten Teil der US-Stresstests vor allem die Banken (+2%), die mit Morgan Stanley (+6,1%) auch den besten Einzelwert im S&P 100 stellten. Sehr stark entwickelten sich auch die Aktien von Walt Disney (+4,2%). Die asiatischen Börsen können heute Morgen im Gefolge der US-Börsen in der Breite zulegen. Der Nikkei steigt zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder über die Marke von 19.000 Punkten.