Commerzbank: Schanghai A-Index konsolidiert – Neues BIP-Wachstumsziel für 2015
Nach den starken Kursgewinnen in 2015 korrigierte der Schanghai A-Index bis in die erste Februarwoche hinein, bevor dann erneut verstärkt Käufe einsetzten. Seit Jahresbeginn (per 9. März) hat sich der Schanghai A-Index damit per Saldo kaum von der Stelle bewegt. Ein deutlicherer Einbruch des Marktes ist aber auch ausgeblieben. Ein Grund hierfür dürfte in den mangelnden Alternativen für chinesische Anleger liegen. Der Immobilienmarkt, der lange Zeit als Performancegarant gegolten hat, schwächelt weiter. Zudem hat die chinesische Notenbank jüngst erneut den Leitzins gesenkt. Seit dem 1. März 2015 beträgt der Zins für einjährige Einlagen nur noch 2,25% (einjähriger Kreditzins: 5,35%). Bei einer auf Konsensusbasis geschätzten Verbraucherpreisinflation für 2015 in Höhe von 1,7% (J/J) beträgt der Realzins damit magere 0,55%. Die Anleger reagierten auf die jüngste Leitzinssenkung im Gegensatz zu derjenigen im vergangenen Jahr allerdings sehr verhalten. Hier spiegelt sich u.E. vor allem die wachsende Skepsis vieler Investoren in Bezug auf das sich weiter abschwächende Wirtschaftswachstum wider. So verwundert es nicht, dass Premierminister Li Keqiang in der vergangenen Woche auf dem Volkskongress ein neues Wachstumsziel für das BIP in 2015 von nur noch 7% (J/J) ausgegeben hat; dies ist die niedrigste Wachstumsrate seit 25 Jahren. In ungewöhnlich scharfer Form kritisierte er die mangelnde Innovationsfähigkeit der heimischen Industrie sowie die Schwächen in der Landwirtschaft. Das Wachstumsziel für die Einzelhandelsumsätze wurde von 14,5% auf 13% (J/J) nach unten revidiert. In Anbetracht des letztjährigen Zuwachses von 12,2% (J/J) ist das Ziel u.E. immer noch recht ambitioniert. Li Keqiang sprach unverändert von einer „proaktiven“ Fiskalpolitik; das Budgetdefizit soll in 2015 leicht auf 2,3% des BIP ausgeweitet werden. Die Hoffnung der Aktienanleger liegt damit weiterhin v.a. auf der Geldpolitik. Eine nochmalige Leitzinssenkung dürfte den Aktien tendenziell weiter Auftrieb geben. Wir bestätigen zunächst unser Votum „Übergewichten“ für den Aktienmarkt in China.
Rentenmarkt/Konjunktur
Die EZB hat mit den umfangreichen Anleihekäufen wie geplant am Montag begonnen. Das teilte sie per Twitter mit. Details wurden jedoch nicht genannt. Ab kommender Woche wird die EZB wöchentlich über den Umfang der Staatsanleihekäufe informieren, einmal monatlich sollen die Käufe nach Ländern aufgeschlüsselt werden. Noch unklar ist weiterhin, wie mit Anleihen, die eine negative Rendite aufweisen, umgegangen wird. Einige Notenbankvertreter weigern sich solche Anleihen zu erwerben, da für die Notenbank dadurch Verluste entstehen. Aber in sieben Euro-Länder werden schon Staatsanleihen mit negativer Rendite gehandelt. Das entspricht einem deutlichen Anteil umlaufender Staatsanleihen und würde die zur Verfügung stehenden Staatspapiere stark einschränken. Auf der EZB-Ratssitzung am vergangenen Donnerstag sagte EZB-Chef Mario Draghi, dass der Kauf negativer Rendite prinzipiell möglich sei, solange der Satz über dem EZB-Einlagensatz (minus 0,2%) liegt. Damit scheiden z.B. 2-jährige Bundesanleihen momentan aus, die gestern mit einer Rendite von minus 0,22% gehandelt wurden. Europäische Staatsanleihen tendierten zum Wochenauftakt überaus freundlich. So sank die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen um 8 Bp. auf 0,31%. In der Peripherie war der Renditerückgang nicht ganz so ausgeprägt, so dass die Spreads leicht anstiegen. Stärker war die Spreadausweitung zunächst in Griechenland, wo die Reformvorschläge Athens auf dem Treffen der Finanzminister der Eurogruppe zunächst als un- zureichend eingestuft wurden. Man einigte sich jedoch darauf, dass Griechenland den Kreditgebern wieder Einblick in ihre Bücher gewähren soll. Die wichtigen Verhandlungen finden in Brüssel statt, parallel dazu werden Teams nach Athen fahren, um die Daten vor Ort zu prüfen.
Aktienmarkt
Dank des Starts der Staatsanleihenkäufe durch die EZB sowie einer wieder freundlicher einsetzenden Wall Street konnten die europäischen Aktienmärkte die Belastungen durch den anhaltenden Schuldenstreit mit Griechenland abschütteln. So konnte der Dax 30 sogar mit einem kleinen Plus schließen. Stärkste Titel im deutschen Leitindex waren die Aktien von Bayer (+1,8%) und K+S (+1,7%), während die Titel der Deutschen Börse (-1%) die stärksten Abgaben erlitten. Insgesamt waren kursbewegende Unternehmensnachrichten dünn gesät. Dem EUROSTOXX 50 hingegen gelang es nicht, die Verlustzone zu verlassen. Hier schlugen die unzureichenden Reformvorschläge aus Griechenland stärker zu Buche. Der griechische Aktienmarkt selbst geriet deutlicher unter Druck (-4,6%). Beste Branche im Euroraum waren die Grundstoffe (+1,6%), während vor allem der Telekommunikationssektor (-1,7%) stärkere Abgaben verzeichnete, nachdem in Frankreich der Preiskampf wieder angeheizt wurde. Besonders stark unter Druck gerieten dabei die Aktien von Orange (-5,7%), Die Wall Street konnte einen Großteil der Verluste, die am Freitag nach Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten entstanden waren, wieder aufholen. Dabei konnten fast alle Branchen einheitlich zulegen, lediglich der Energiesektor (-0,7%) und Telekommunikationstitel (-0,3%) schlossen mit Verlusten. Schwächster Einzeltitel war Intel Corp. (-1,4%). Besonders im Fokus standen Übernahmen bei Energie und Grundstoffen. Die asiatischen Börsen tendieren heute Morgen insgesamt durchwachsen. Lediglich die Börsen Chinas können leicht zulegen. Die europäischen Aktienmärkte werden etwas schwächer eröffnen.