Commerzbank: Nur technische Ölpreiserholung, aber keine Trendwende

Die Ölpreise haben sich seit Freitag letzter Woche, um in der Spitze etwa 10 USD/Fass bei den Spot- und kurzlaufenden Terminpreisen der europäischen Benchmarksorte Brent, erholt. Je länger der Termin, desto geringer war die Erholung. Die steile Contango-Kurve hat sich also abgeflacht und den Erholungseffekt für den Investor gedämpft. So betrug die Erholung beim 12-Monatsterminpreis nur 8 USD/Fass und auch wegen der höheren Preisbasis betrug die Erholung nur gut 13% gegenüber ca. 20% beim 1-Monatsterminpreis. In der US-Benchmarksorte WTI fiel die Erholung etwas geringer aus als im Brent, obwohl der Anlass die Meldung rasch fallender Ölbohrungen in den Fracking-Gebieten der USA war. Jetzt liegen die Ölpreise – Brent und WTI – wieder knapp auf dem Niveau von Mitte Dezember. Gemessen am Rückgang von Niveaus über 100 USD/Fass seit Sommer, ist die Erholung überschaubar. Wir gehen davon aus, dass sie relativ kurzlebig ist, da es sich wohl vor allem um Short-Eindeckungen spekulativer Marktteilnehmer handelt, die aber nicht in zu großem Umfang vorhanden waren. Wegen der steilen Terminkurve sind Short-Positionen weiter attraktiv und könnten bald wieder aufleben. Der Großteil der spekulativen Marktteilnehmer ist trotz der Preiserholung nach wie vor falsch positioniert und liegt mit seinen Kaufpositionen im negativen Performancebereich. Dies gilt auch für ETF-Investoren. Über die Zeitschiene verlieren sie wegen des Terminmarktaufschlags weiter Geld. Es ist daher damit zu rechnen, dass viele die Erholung für Glattstellungen nutzen werden. Dazu wird auch die zunehmende Eintrübung des Sentiments für den Ölmarkt beitragen, denn immer mehr Marktteilnehmer gehen davon aus, dass der Angebotsüberschuss noch länger anhält und senken ihre Ölpreisprognosen. Bis die Nachfrage das Angebot übersteigt und die bis dahin weiter zunehmenden Lagerbestände wieder deutlich reduziert sein werden, dürfte es noch länger dauern.
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Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten sind die Renditen gestern angestiegen. Hintergrundmusik boten zumindest im Euroraum die etwas besser als erwarteten finalen Daten der Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor. Der Index für den Euroraum ist von 51,6 im Dezember auf 52,7 Punkte im Januar angestiegen. Besonders markant war die Steigerung in Spanien (56,7 Punkte nach 54,3), aber auch Deutschland übertraf den Vormonatswert stärker als erwartet (54,0 nach 52,1) und ebenso Italien (51,2 nach 49,4). Enttäuschend weiterhin Frankreich, das nach einer Erholung im Vormonat wieder unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten zurückfiel. Insgesamt weisen die Daten auf eine Erholung der Konjunktur im Euroraum und eine leichte Wachstumsbeschleunigung im laufenden Quartal hin. In den USA ist der ISM-Index im Dienstleistungssektor gleichfalls angestiegen, wenn auch nur geringfügig (56,7 Punkte nach 56,6 im Dezember). Die Auftragskomponente hielt sich auf hohem Niveau, während die Neueinstellungsabsichten zurückgingen. Etwas enttäuscht hat gestern auch der Arbeitsmarktbericht des Personaldienstleisters ADP, der im Januar „nur“ 213.000 neue Stellen auswies. Heute darf man gespannt sein, wie der Markt auf die EZB-Mitteilung von gestern Abend reagiert, die Ausnahmeregelung zu stoppen, die es griechischen Banken bislang erlaubte, griechische Staatsanleihen (kein Investment Grade) als Sicherheiten im EZB-System zu verwenden. Die EZB antwortete damit auf die Weigerung Griechenlands, den Reformprozess weiter durch die Troika überprüfen zu lassen.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten zur Wochenmitte uneinheitlich. Die Leitindizes fielen um bis zu 0,5% (Österreich). Eine positive Ausnahme bildete der Aktienmarkt in der Schweiz, der v.a. infolge der jüngsten Abwertung des Franken ggü. dem Euro von weiteren Zukäufen profitierte (SMI-Index: +1,9%). Trotz einer Senkung des Mindestreservesatzes durch die chinesische Notenbank sowie besser als erwartet ausgefallener Makrodaten in Deutschland (Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen) tat sich der Dax (+0,2%) lange schwer, bevor er gegen Handelsende leicht ins Plus drehte. Tagesgewinner im deutschen Leitindex war die Notierung von Henkel mit einem Plus von 2,2%. Wie am Vortag zählten die Versorger Eon (-0,7%) und RWE (-1,4%) aufgrund negativer Meldungen in Bezug auf die Brennelementesteuer mit zu den größten Verlierern. In der zweiten Reihe stieg die Aktie von Osram nach guten Zahlen um 3,1%. Auf europäischer Sektorebene waren gestern v.a. Haushaltsgüter- und Pharmaaktien gefragt, die im Schnitt um 1,7% bzw. um 1,2% kletterten. Dagegen wiesen Werte aus der Branche Öl & Gas infolge des schwächeren Ölpreises Verluste von durchschnittlich 0,9% auf. Die Börsen in den USA tendierten nach der kräftigen Gewinnserie der beiden Vortage uneinheitlich. Während der Dow Jones-Index leichte Gewinne erzielte, verlor der S&P 500-Index 0,4%. Belastend wirkte sich v.a. der wieder deutlich gefallene Ölpreis aus (Öl & Gas: -1,6%). Die Börsen in Asien tendierten überwiegend schwächer. Der Nikkei 225 verlor 1%; der Yen wertete ggü. dem USD um 0,3% auf.