Commerzbank: Große US-Unternehmen spüren die Stärke des US-Dollar
In den USA ist das Verarbeitende Gewerbe enttäuschend ins neue Jahr gestartet. Der ISM-Index ging auf 53,5 Punkte (nach 55,1 im Dezember, Jahresmittel 2014 55,7 Punkte) zurück; dies lag vor allem an am schwächeren Auftragseingang. Hierin spiegelt sich nicht zuletzt die starke Aufwertung des USD wider; sie trifft die in dieser Umfrage besonders stark gewichteten, großen und exportorientierten Unternehmen stärker als den binnenwirtschaftlich ausgerichteten Dienstleistungssektor. Dort steht die Umfrage morgen an. Zudem wird spannend sein, wie sich die kleinen und mittleren, primär binnenorientierten Unternehmen (NFIB-Index, Bekanntgabe am 10.02.) gehalten haben, wo die Umfragewerte zuletzt kräftig anzogen.
Zinsen und Anleihen
Nachdem die Rendite 10-jähriger US-Treasuries am Freitag den tiefsten Stand seit 2013 und die Rendite 30-jähriger US-Treasuries mit 2,22% ein Rekordtief erreichte, stiegen sie zum Wochenauftakt nur wenig an, obwohl am Freitag ein merklicher Ölpreisanstieg einsetzte. Spekulationen auf ein Ende der Talfahrt haben den Preis für Nordseeöl (Brent) auf über 55 USD ansteigen lassen; er notierte damit so hoch wie Anfang Januar. Die Meldung eines deutlichen Rückgangs der Ölbohrungen in den USA hatten Deckungskäufe für Shortpositionen am Terminmarkt ausgelöst. Der Markt war klar überverkauft und die Stimmung extrem negativ für den Ölpreis gewesen. Am Freitag löste das einen Preisanstieg von fast 8% aus. Am Sonntag rief dann die US-Gewerkschaft United Steelworkers zum ersten Mal seit 1980 zum Streik auf. Die Arbeitnehmervertretung will einen einheitlichen Tarif für die Arbeiter in den 63 Raffinerien erreichen. Dies führte auch am Montag zu Ausschlägen nach oben. Offensichtlich wird das noch nicht als Trendwende am Ölmarkt gesehen. Die Inflationserwartungen stiegen kaum an. Auch der deutsche Rentenmarkt ignorierte den Ölpreisanstieg deswegen weitgehend. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen schwankte in geringer Spanne und testete mehrmals die Marke von 0,30%. Niedrigere Renditen mit dem Rückenwind der EZB etwa auf Marken von 0,25% halten wir für gut möglich, die Rendite 30-jähriger Bundespapiere erreichte gestern ein neues Rekordtief unter 0,95%. Griechische Anleihen erholten sich zwischenzeitlich. Der griechische Finanzminister schlug inzwischen versöhnlichere Töne an. Zudem versicherte Premier Tsipras, dass sein Land seine Verpflichtungen ggü. IWF und EZB einhalten möchte. Heute reisen die griechischen Regierungsvertreter nach Italien.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte ignorierten zu Wochenbeginn die schwachen Vorgaben aus den USA vom Freitag und aus weiten Teilen Asiens über Nacht. Auch die enttäuschenden Makrodaten aus China wurden abgeschüttelt. Vielmehr freuten sich die Börsianer zunächst über eine gewisse Entspannung im Streit zwischen Griechenland und seinen Gläubigern. Der griechische Leitindex ASE gewann daher 4,6%. Der Dax (+1,3%) stieg im späten Handel erneut über die Marke von 10.800 Punkten, und erzielte in der Schlussauktion sogar ein neues Allzeithoch. Die Börse in Spanien zählte erneut zu den Underperformern (IBEX: -0,7%). Hier drückt u.a. die Sorge vor einem möglichen Linksrutsch nach dem Vorbild Griechenlands. Starperformer im deutschen Leitindex war die Notierung von Lanxess (+2,6%). Der Kurs der Deutschen Lufthansa büßte dagegen rd. 3,3% ein. Belastend wirkten sich der steigende Ölpreis sowie die Streikdrohung der Flugbegleiter aus. In der zweiten Reihe setzte der Kurs von Aixtron (-9,3%) seine steile Talfahrt fort. Auf europäischer Sektorebene waren gestern v.a. Öl- & Gasaktien gefragt, die im Schnitt um 2,9% kletterten. Dagegen wiesen Werte aus der Branche Reise & Freizeit die größten Kursverluste (-1,7%) auf. Die Börsen in den USA tendierten nach schwächerem Start zum Handels-ende mit deutlichen Aufschlägen. Der Dow Jones-Index gewann 1,1%. Dank des steigenden Ölpreises waren v.a. Energieaktien gefragt, die im Schnitt um 3% stiegen. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Während der Nikkei 225-Index u.a. infolge des festeren Yen um rd. 1,3% nachgab, konnte die jüngste Verlustserie in Schanghai (+2,5%) gestoppt werden.