euromicron: „Wir liegen innerhalb unserer Erwartungen“
Trotz Belastungen durch russische Sanktionen bestätigt euromicron-Vorstand Thomas Hoffmann im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de die Erwartungen für 2014. Es werde „keine bösen Überraschungen“ geben, sagt der Manager. Man sei fit für den nächsten Wachstumsschritt – euromicron peilt einen Jahresumsatz von 500 Millionen Euro an. Übernahmen im Bereich Herstellerbetriebe sind geplant und Prozesse sollen weiter verbessert werden, kündigt Hoffmann im Interview an.
www.4investors.de: Das Jahr 2014 ist zu Ende und das vierte Quartal war von größer werdenden geopolitischen Unsicherheiten sowie schwächerer wirtschaftlicher Dynamik geprägt. Wie haben sich ihre Aufträge bei euromicron vor diesem Hintergrund in den letzten drei Monaten 2014 entwickelt?
Hoffmann: Gleich vorweg: Wir liegen innerhalb unserer Erwartungen. Die geopolitischen und makroökonomischen Entwicklungen 2014 haben selbstverständlich für eine gestiegene Volatilität im gesamtwirtschaftlichen Umfeld gesorgt. Trotzdem lag unser Auftragseingang mit 250,5 Millionen Euro nach den ersten neun Monaten 2014 leicht über dem Vorjahr. Wir beobachten die Situation natürlich weiter mit höchster Aufmerksamkeit. Stand heute sind jedoch keine nennenswerten Projektstornierungen oder -verschiebungen aufgetreten oder absehbar. Die Effekte auf unser Geschäft sind entsprechend überschaubar und haben keinen substanziellen Einfluss auf das vierte Quartal 2014 gehabt. Wir starten also mit einem gut gefüllten Orderbuch in das Jahr 2015.
www.4investors.de: Sie haben für 2014 einen Umsatz von 340 Millionen Euro bis 360 Millionen Euro und eine EBITDA-Marge zwischen 6 Prozent und 8 Prozent in Aussicht gestellt. Sind die Ziele erreicht worden?
Hoffmann: Aktuell befinden wir uns noch Mitten in der Erstellung des Jahresabschluss 2014. Entsprechend ist es heute noch zu früh, um über die Ergebnisse 2014 zu sprechen. Wir erwarten jedoch keine bösen Überraschungen und gehen davon aus, dass wir innerhalb der ausgegebenen Prognose liegen werden. Die finalen Ergebnisse werden wir mit unserem Geschäftsbericht 2014 am 27. März 2015 veröffentlichen.
www.4investors.de: Wie sehr belastet die politische Krise zwischen dem Westen und Russland inklusive der gegenseitigen Sanktionen ihr Geschäft derzeit?
Hoffmann: Das russische Embargo auf EU-Produkte betrifft unter anderem die Hersteller von Informations-, Telekommunikations- und Sicherheitstechnik – also auch die euromicron AG als einen der führenden deutschen Anbieter in diesem Bereich. Die Auswirkungen auf Umsatz und Ertrag bewegen sich beim Umsatz der Hersteller in einer Größenordnung um 10 Millionen Euro. Das Erreichen unserer Gesamtjahresplanung 2014 ist davon beeinflusst. Ungeachtet dessen bewegen wir uns im prognostizierten Korridor. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass sich unser operatives Geschäft auf Deutschland fokussiert, einen der größten europäischen ITK-Märkte. Wir erwirtschaften hier zwischen 80 Prozent und 90 Prozent unseres Umsatzes. Maßgeblich entscheidend für den Gesamterfolg unseres Geschäfts ist daher die Situation auf dem heimischen Markt – und die zeigt sich auch weiterhin positiv. Potenziale bieten sich für uns als ausgewiesener Spezialist in der Branche angesichts der Megatrends „Industrie 4.0“ oder „Internet der Dinge“.
Wie sich der Konflikt zwischen Russland und der EU weiter entwickelt, ist ungewiss. Auch ohne das Russlandgeschäft gehen wir aber davon aus, dass wir die positive Geschäftsentwicklung auch im aktuellen Jahr 2015 fortführen können. Eine Verbesserung der Konfliktsituation bietet für uns in der momentanen Situation entsprechend nur weiteres Upside-Potenzial.
www.4investors.de: Nachdem für 2013 keine Dividende gezahlt wurde: Ist diesmal eine Ausschüttung an die Aktionäre für das Jahr 2014 vorgesehen?
Hoffmann: Für Dividendenzahlungen an unsere Aktionäre müssen wir auch dividendenfähig sein. Ob das im Jahr 2014 der Fall ist, können wir mit Vorliegen der finalen Zahlen beurteilen. Entscheidend ist unser AG-Ergebnis und hier muss auch ein Verlustvortrag mitberücksichtigt werden. Grundsätzlich bleiben wir aber bei unserer Dividendenpolitik.
www.4investors.de: Wie nah werden sie in diesem Jahr den Finanzzielen der Agenda 500 kommen?
Hoffmann: Zunächst möchte ich ein Missverständnis aus der Welt schaffen: Mit der Agenda 500 verfolgen wir keine konkreten Finanzziele, sondern schaffen die strukturellen und organisatorischen sowie die personellen und finanziellen Voraussetzungen für ein Unternehmen im Bereich um die 500-Millionen-Euro Umsatz. Diesen Prozess haben wir im vergangenen Jahr 2014 erfolgreich abgeschlossen und sind nun bereit für weiteres Wachstum.
Lassen sie mich erklären, warum die Agenda 500 so wichtig für unser Unternehmen ist: Bis 2010 haben wir 30 kleinere Unternehmen gekauft und mit der telent GmbH im Jahr 2011 eine große Akquisition durchgeführt. Im darauffolgenden Jahr 2012 haben wir dann die Agenda 500 ins Leben gerufen. Das war zum einen notwendig, um lose Enden zu einem Strang zusammenzuführen, Parallelstrukturen zu eliminieren und Kapazitäten zu bündeln. Im Ergebnis ist unsere gesamte Struktur und Organisation heute dafür ausgelegt, in größere Umsatzregionen wachsen zu können. Mit dem Abschluss dieses unternehmerischen Fitnessprogramms im Jahr 2014 können wir sagen: euromicron ist fit für den nächsten Wachstumsschritt in Richtung 500 Millionen Euro.
Die nächsten Schritte können wir jetzt wagen. Wir wollen weiter wachsen und euromicron auf ein deutlich höheres Umsatzniveau bringen. In dieser Größenordnung werden wir von der Industrie als strategischer Partner in einer Liga mit internationalen Großkonzernen besser wahrgenommen. Gleichzeitig wollen wir uns aber auch qualitativ verstärken und unsere Expertise in der Branche weiter ausbauen.
www.4investors.de: Sie haben im Neunmonatsbericht Zukäufe angekündigt. In welchen Bereichen wollen sie sich vor allem verstärken?
Hoffmann: Für die kommenden zwei Jahre sind Zukäufe im Bereich Herstellerbetriebe geplant. Wir verfolgen dabei mehrere Ziele. Erstens: Eine verbesserte Positionierung im Markt. Zweitens: Ergänzung unseres Portfolios um komplementäre Kompetenzen. Und Drittens: Verbesserung unserer Margenqualität.
Mit einem oder mehreren Zukäufen wollen wir also den nächsten großen Wachstumsschritt wie eben beschrieben stemmen und damit die gewünschte, bessere Wahrnehmung in der Industrie erreichen. Damit würden wir uns langfristig sehr aussichtsreich in der Branche positionieren. Gleichzeitig wollen wir zusätzliche Kompetenzen erwerben und uns für weitere zukunftsorientierte Marktanforderungen aufstellen. Gerade der IP-Bereich ist sehr interessant für uns. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit den passenden Zielunternehmen unsere Wettbewerbsfähigkeit noch einmal deutlich und nachhaltig erhöhen können. Und last but not least wollen wir in unseren Zielkorridor mit einem EBIT zwischen 8 Prozent und 11 Prozent zurückkehren. Wir hatten aus strategischen Gründen mit der telent im Jahr 2011 ein Unternehmen aus dem Bereich Systemintegratoren akquiriert. Systemintegratoren erwirtschaften geringere Margen als Herstellerbetriebe und wir hatten entsprechend eine zeitweilige Verwässerung unserer Marge bewusst in Kauf genommen. Indem wir nun Unternehmen aus dem Herstellerbereich zukaufen möchten, wird dieser Effekt wieder aufgehoben. Wir werden also durch diesen Schritt nicht nur unsere strategische Positionierung verbessern, sondern auch unsere Profitabilität deutlich steigern können.
www.4investors.de: Wo sehen sie bei den Prozessen im euromicron-Konzern weiteren Verbesserungsbedarf?
Hoffmann: Mit dem Abschluss der Agenda 500 im Jahr 2014 haben wir die wichtigsten Grundlagen für weiteres Wachstum geschaffen. So wurde zum Beispiel das Standortnetzwerk optimiert oder die IT-Infrastruktur harmonisiert. Einige Projekte haben wir nun in einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess überführt. Das ist ein ständiger dynamischer Prozess, den ein Unternehmen in unserer Größenordnung braucht. Im Einzelnen sind das weitere Prozessoptimierungen, die naturgemäß eine längere Zeit der Transformation hin zu den gewünschten Zielprozessen in Anspruch nehmen.
www.4investors.de: Stehen nach der Platzierung des Schuldscheindarlehens im vergangenen Jahr nun alle Finanzen für die Expansion bereit oder benötigen sie weiteres Kapital?
Hoffmann: Im Jahr 2014 haben wir nicht nur ein Schuldscheindarlehen platziert. Auch hat die Hauptversammlung einen Vorratsbeschluss für eine Kapitalerhöhung gefasst. Wie wir die Finanzierung ausgestalten werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab – beispielsweise von der Größe der Zielgesellschaft oder externen Faktoren wie den Bedingungen am Kapitalmarkt. Über den genauen Finanzierungsmix werden wir dann aber zu gegebener Zeit entscheiden.