Commerzbank: Schwäche bei US-Einzelhandelsumsätzen vorübergehender Natur

In den USA sind die nominalen Einzelhandelsumsätze im Dezember um 0,9% M/M gesunken und waren nur noch 3,2% höher als vor 12 Monaten. Angesichts der gesunkenen Kraftstoff-preise war zwar ein leichter Rückgang erwartet worden, doch gaben die Verbraucher das Eingesparte offenbar nicht im erhofften Umfang an anderer Stelle aus. Doch dürfte es sich dabei nur um ein vorübergehendes Phänomen handeln. Denn das Beschäftigungswachstum - das Rückgrat des Einkommenswachstums - hat sich gestärkt und liegt mittlerweile bei über 2% J/J. Dies bescherte zusammen mit den zuletzt rückläufigen Verbraucherpreisen reale Einkommenssteigerungen. Die Weichen für eine neuerliche Konsumbelebung sind also gestellt.
Zinsen und Anleihen
Zusammen mit dem Ölpreis befinden sich auch die Renditen weiter im Rückwärtsgang. 10-jährige Bundesanleihen rentieren bei 0,42% und US-Staatsanleihen bei 1,81%. Vor allem der Rückgang der US-Renditen überrascht: Angesichts einer künftig strafferen Geldpolitik der Fed sollten die US-Renditen langsam steigen. Dies, so die Annahme, sollte auch die Renditen im Euroraum beeinflussen. Nun drückt der Ausblick auf eine expansivere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank nicht nur auf die Renditen im Euroraum sondern – zusätzlich zum Ölpreis – auch auf die US-Renditen. Und noch ein Faktor drückte gestern auf die Renditen: Das Weihnachtsgeschäft in den USA blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Niedrige Benzinpreise sorgten anderweitig nicht für zusätzliche Ausgaben. Trotz des enttäuschen-den Weihnachtsgeschäfts dürfte der reale private Verbrauch in den USA im vierten Quartal 2014 annualisiert um gut 3% zugelegt haben. Die Beschäftigung steigt kontinuierlich und die Verbraucher sind so zuversichtlich wie lange nicht. Daher dürfte der private Verbrauch die Konjunktur auch in den nächsten Quartalen weiter anschieben (siehe „Im Blickpunkt“). Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in einem Gutachten der EZB einen Freibrief für ihr bislang nicht genutztes Anleihekaufprogramm OMT gegeben, mit dem die EZB Ländern wie Spanien beistehen wollte, um einen Flächenbrand zu verhindern. Allein die Ankündigung hatte für die gewünschte Wirkung gesorgt. Man braucht das Programm derzeit nicht.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte erlebten gestern erneut einen sehr volatilen Tag. Nach den schwachen Vorgaben aus den USA infolge des sich fortsetzenden Ölpreisverfalls tendierte der Dax (-1,3%) zunächst im Minus, kämpfte sich dann aber im Vormittagshandel zurück ins Plus. Die Veröffentlichung von schlechter als erwartet ausgefallenen US-Makrodaten (Einzelhandelsdaten Dezember) führten dann jedoch wieder zu merklichem Abgabedruck, der sich durch die Ölpreisbaisse noch verstärkte. Dem Dax fehlte dann jedoch die Kraft, um erneut ins positive Terrain vorzustoßen. Infolge zunehmender globaler Konjunktursorgen setzte sich der Verfall der Rohstoffpreise fort. Konjunkturzykliker wie Stahlwerte (Thyssen-Krupp: -5,7%) standen besonders stark unter Druck. Die Aktie der Commerzbank büßte nach einer Votenherabstufung rd. 4,1% ein. Auf europäischer Sektorebene gehörten gestern erneut Einzelhandelsaktien zu den Tagesgewinnern (-0,4%). Am Ende der Performancerangliste rangierten mit großem Abstand Titel aus dem Sektor Rohstoffe, die im Schnitt um 5,2% verloren (Öl & Gas: -2,7%). Die Börsen in den USA tendierten infolge schwächerer Makrodaten und enttäuschender Quartalsergebnisse u.a. von J.P. Morgan (-3,5%) schwächer. Der Dow Jones-Index sank um 1,1%. Auf Sektor-ebene standen wie in Europa insbesondere Titel aus den Bereichen Rohstoffe (-1,2%) und Finanzen (-1,4%) unter Druck. Gefragt waren dagegen Versorgerwerte (+1%). Die Börsen in Asien koppelten sich von den negativen Vorgaben aus Übersee ab und handelten überwiegend im Plus. Der Nikkei 225-Index gewann unterstützt von einem schwächeren Yen rd. 1,9%. U.a. infolge einer Leitzinssenkung der Notenbank legte die indische Börse gegen Mittag um 2,2% zu.