SLM Solutions: 2015 wird ein spannendes Jahr – winkt der TecDAX?
Im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de zeigt sich Uwe Bögershausen, Finanzvorstand von SLM Solutions, enttäuscht, dass der Konzern in diesem Jahr nicht in den TecDAX aufgenommen wurde. Doch das kann sich im kommenden Jahr ändern, der Börsenneuling erfüllt bereits alle Voraussetzungen. Man will den Fokus weiter auf Wachstum legen – das soll sich auf Umsatz und Ertrag auswirken. 2015 soll es auch wesentliche Fortschritte bei Kooperationen im Bereich der Verbrauchsmaterialien geben, kündigt Bögershausen an.
www.4investors.de: Sie haben auf der jüngsten EuroMold-Messe einen Rekordauftrag von einem Kunden erhalten. Wie haben sich generell das Bestellvolumen sowie Umsatz und Ertrag seit den letzten Quartalszahlen entwickelt und sehen Sie einen Trend, dass vermehrt größere Bestellungen hereinkommen?
Bögershausen: Am 14. November konnten wir bereits eine Steigerung unseres Auftragseingangs um mehr als 100 Prozent vermelden, zu diesem Zeitpunkt lagen wir bei 43 Maschinen im Gegensatz zu 21 im Vorjahr. Die wichtigste 3D-Druck-Branchenmesse EuroMold fand in diesem Jahr parallel zum Eigenkapitalforum in Frankfurt statt – wir haben unzählige Gesprächen mit Investoren und Analysten geführt, daneben aber auch weitere Geschäfte mit unseren Kunden abschließen können. Das war ein Kraftakt für unsere Organisation, der sich gelohnt hat! Unsere Kunden aus der Industrie gehen zunehmend dazu über, gleich mehrere Maschinen zu bestellen – im Vorjahr sahen wir das noch nicht.
www.4investors.de: Welche Beträge müssen Käufer ihrer Maschinen pro Exemplar auf den Tisch legen, welche Preisspanne besteht hier?
Bögershausen: Unsere Produktpalette umfasst drei Anlagen, die sich nach der Größe der Baukammer und der Anzahl der eingesetzten Laser unterscheiden. Unser Flaggschiffprodukt ist die SLM 500HL, die mit bis zu vier Lasern ausgestattet ist und Bauteile dadurch deutlich schneller fertigen kann. Wir bieten unseren Kunden eine Reihe von Optionen und Konfigurationsmöglichkeiten der Maschinen an. Dies kann beispielsweise die Anzahl der Laser oder eine zusätzliche Siebstation für Pulver umfassen. Für die Kunden ist wichtig, einen verlässlichen Partner vor Ort zu haben, der sich auch Zeit nimmt für die Konfiguration der Anlagen und deren Wartung. Die Preise sind daher letztlich individuell gestaltet, liegen aber zumeist in einer Spanne zwischen 250.000 und 1,5 Millionen Euro.
www.4investors.de: Spüren Sie Auswirkungen der diversen Krisen rund um den Erdball, vor allem in Osteuropa und einer schwächeren Entwicklung in Asien? Halten sich potenzielle Käufer stärker zurück als in den Monaten zuvor?
Bögershausen: Momentan spüren wir nichts in der Richtung, wir beobachten die geopolitische Situation aber aufmerksam. Wir konzentrieren uns darauf, unsere Präsenz in den Wachstumsregionen für unsere Produkte zu verstärken – das sind vorrangig Nordamerika und Südostasien. Hier investieren wir in den Ausbau unseres Vertriebs- und Servicenetzwerks und kooperieren in Singapur auch im Bereich der Grundlagenforschung. Wir wollen uns in den kommenden Jahren international noch breiter aufstellen und uns damit noch unabhängiger von einzelnen Absatzmärkten machen.
www.4investors.de: Im November haben Sie in Frankfurt auf dem Eigenkapitalforum in Aussicht gestellt, dass 2014 am oberen Ende der Prognosen abgeschlossen werden könnte. Bestätigt sich dies?
Bögershausen: Wir haben bereits zum Neunmonatsbericht vermeldet, dass wir damit rechnen, zum Jahresende am oberen Ende der angepeilten Spanne von 40 bis 50 Maschinen für den Auftragseingang zu landen. Unser Geschäft hat eine ausgeprägte Saisonalität, wir machen den Großteil unseres Geschäfts im letzten Quartal. Das hat mit der Budgetplanung unserer Kunden zu tun, aber auch damit, dass die Branchenmesse EuroMold traditionellerweise im letzten Quartal stattfindet. So wie es aussieht, haben wir nach der Messe unser Ziel von 50 Maschinen durch den zusätzlichen Eingang von Aufträgen sogar leicht übertroffen.
www.4investors.de: SLM Solutions investiert derzeit stark in den Bereich Vertrieb sowie in die Forschung und Entwicklung. Wie werden sich die Ausgaben im kommenden Jahr entwickeln und wo wollen Sie dabei Schwerpunkte setzen?
Bögershausen: Zum einen haben wir unsere Präsenz in Nordamerika bereits im laufenden Geschäftsjahr verstärkt. Unsere dortige Tochtergesellschaft im Bundesstaat Michigan expandiert kräftig: Wir haben dort weiteres technisches und kaufmännisches Personal eingestellt und die Kapazitäten unseres Showrooms mehr als verdoppelt. Zum anderen haben wir in Asien eine weitere Tochtergesellschaft gegründet. Auch hier bauen wir den Vertrieb weiter aus – Singapur spielt in unseren Augen eine Schlüsselrolle für die Erschließung der asiatischen Märkte. Wir kooperieren dort zudem seit dem Sommer 2014 mit der Technischen Universität vor Ort in Sachen Grundlagenforschung – dabei geht es zum Beispiel um die Erforschung neuer Materialien, die Optimierung der Prozesse und die weitere Reduktion der Bauzeiten. Wir investieren derzeit kräftig, gewinnen viele hochqualifizierte neue Mitarbeiter und rechnen fest damit, dass diese Investitionen in den kommenden Jahren produktiv werden – mit entsprechenden Implikationen für Umsatz und Ertrag.
www.4investors.de: Welche Rolle wird in den kommenden Jahren mit einer steigenden Zahl verkaufter Maschinen das Geschäft mit Verbrauchsmaterialien spielen können?
Bögershausen: Wir hatten bereits zum Börsengang angekündigt, dass wir das Geschäft mit Verbrauchsmaterialien für die Laserschmelzanlagen ausbauen wollen – denn dabei handelt es sich um ein hochattraktives Geschäft. Darüber hinaus sehen wir in einer Kooperation mit einem Pulverhersteller oder in einer Akquisition die Möglichkeit, ein auf unsere Maschinen passgenau zugeschnittenes Metallpulver zu entwickeln. Dafür nehmen wir uns die gebotene Zeit, gehen aber davon aus, im Jahr 2015 hier einen großen Schritt weiter zu kommen.
www.4investors.de: Für Investoren ist die Frage nach dem Gewinn immer wieder entscheidend, zugleich haben Sie seit dem IPO mehrfach stark betont, wachsen zu wollen, was entsprechend Kosten und Liquiditätsbedarf verursacht. Wann ist vor diesem Hintergrund damit zu rechnen, dass SLM unter dem Strich Gewinn ausweisen wird und dividendenfähig werden könnte?
Bögershausen: Wir sind als profitables Unternehmen an die Börse gegangen. Uns entstanden in diesem Jahr durch den Börsengang, den Aufbau neuer interner Strukturen und die Umstellung auf IFRS einmalige Kosten, die 2015 nicht mehr anfallen werden. Bereinigt um diese einmaligen Aufwendungen war das EBITDA im Neunmonatszeitraum bereits positiv. Gleichwohl handelt es sich bei SLM Solutions um einen Wachstumstitel – ich empfehle die Aktie allen Investoren, die an einer echten Zukunftstechnologie und einem stark wachsenden Markt teilhaben möchten. Wir arbeiten darauf hin, ein international führender Hersteller metallbasierter 3D-Drucker zu sein und investieren deshalb auf absehbare Zeit unsere Gewinne in weiteres Wachstum.
www.4investors.de: Der Börsenhype um den „3D-Druck“, wie Ihre Branche gerne genannt wird, scheint sich in der letzten Zeit deutlich beruhigt zu haben und die SLM-Aktie pendelt knapp über dem Ausgabepreis. Wie hat sich in den vergangenen Monaten seit Ihrem IPO das Investoreninteresse an SLM Solutions geändert?
Bögershausen: Wir vergleichen unsere Kursperformance gerne mit dem TecDAX und haben seit dem Börsengang die meiste Zeit besser abgeschnitten. Durch den Börsengang konnten wir eine stabile Aktionärsstruktur erreichen, die durch die Kombination einer Kapitalerhöhung mit der Abgabe von Anteilen durch die Altaktionäre zustande kam. Zudem verfügen wir über einen hohen Streubesitz, der für die Liquidität und Attraktivität der Aktie eine Voraussetzung ist. Die Kursbewegungen anderer börsennotierter 3D-Druck-Unternehmen haben vermutlich auch auf uns abgestrahlt. Ich werde aber nicht müde zu betonen, dass wir uns auf Industrieanwendungen konzentrieren und eine Vergleichbarkeit mit Unternehmen, die sich auf den Heimanwendermarkt fokussieren, nicht gegeben ist – auch wenn beide Gruppen unter dem Label „3D-Druck“ arbeiten. Auch das Research-Unternehmen Gartner macht bei seinem jährlichen „Hype Cycle“ diese Unterscheidung und sieht den 3D-Druck bei Industrieanwendungen bereits deutlich weiter und auf einem stabilen Wachstumskurs.
www.4investors.de: Eine abschließende Frage: Die SLM-Aktie erfüllt bei Freefloat-Marktkapitalisierung und Börsenumsatz eigentlich die Voraussetzungen für den TecDAX, wurde bisher aber nicht aufgenommen. Rechnen Sie damit, dass sich das 2015 ändern wird?
Bögershausen: Ich finde es schade, dass sich der Arbeitskreis für die Indizes der Deutschen Börse bei der letzten Indexzusammensetzung gegen die Aufnahme der SLM Solutions in den TecDAX entschieden hat - obwohl wir alle Kriterien erfüllten. Wir würden uns über die erhöhte Aufmerksamkeit, die eine Aufnahme in den TecDAX mit sich bringen würde, natürlich sehr freuen. Ich konzentriere mich aber lieber auf Dinge, die ich beeinflussen kann – zum Beispiel darauf, die Erfolgsgeschichte der SLM Solutions im Jahr 2015 fortzuschreiben.