Commerzbank: Deutsche Produktion noch in Schwächephase
Oktober stieg die Produktion in Deutschland überraschend schwach nur um 0,2% M/M. Nach dem starken Anstieg der Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe um +2,5% M/M, die am Freitag gemeldet worden war, rechnete man mit einer positiveren Entwicklung. Offenbar wurden die positiven Effekte des schwächeren Euro durch eine schwächere Nachfrage konterkariert. Die Produktion lag im Oktober nur leicht über dem Durchschnitt des 3. Quartals und ändert nichts an dem bestehenden Abwärtstrend. Allerdings geben die Auftragseingänge, der Euro und der Ifo-Geschäftsklimaindex Hoffnung, dass die seit Frühjahr bestehende Schwächephase bald beendet ist. Im November rechnen wir mit einem deutlichen Plus.
Zinsen und Anleihen
An den Rentenmärkten war der Wochenauftakt uneinheitlich. Der US-Bondmarkt stand noch unter dem Eindruck der unerwartet festen Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag. Von Januar bis November sind monatlich fast 241.000 neue Stellen entstanden, in 2013 lag der Monatsdurchschnitt noch bei 185.000. Dies hat zu einer deutlichen Korrektur der geldpolitischen Erwartungen geführt. Per Jahresende 2015 hat der Markt jetzt de facto eine Fed Funds Rate von 75 Basis-punkten eingepreist, vor Wochenfrist waren es noch 50 Basispunkte. Die für geldpolitische Erwartungen besonders sensiblen Renditen 2jähriger Treasuries sind in diesem Zuge auf den höchsten Stand seit Frühjahr 2011 gestiegen. Doch ist dies nur der Beginn der geldpolitischen Erwartungskorrektur; wir rechnen auf Jahressicht eher mit einer Fed Funds Rate von 1,50%. In Gegensatz dazu tendierten Bundesanleihen weiter freundlich. Die Aussicht auf eine quantitative Lockerung (QE) beflügelt, auch wenn selbst innerhalb des EZB-Direktoriums die Meinungen zu QE auseinandergehen. Inspiration zog der Markt aus einer Aussage des österreichischen Zentralbankchefs Nowotny, der betonte, die EZB denke diesbezüglich „natürlich“ primär über Staatsanleihekäufe nach. Zu dieser Stimmungslage passte die enttäuschende deutsche Industrieproduktion (siehe „Im Blickpunkt“), aber auch das wieder steigende Investorenvertrauen im Euroraum (Sentix-Umfrage im Dezember von -12 auf -2 Punkte gestiegen); denn dieses speist sich laut Sentix nicht zuletzt aus QE-Phantasie. Ihr ist es auch zuzuschreiben, dass die Ratingherabstufung Italiens auf die schwächste Investment Grade-Note (BBB-) durch die Agentur S&P am Markt nur eine Randnotiz blieb.
Aktien
Während vor allem die chinesische Festlandbörse auch zum Wochenauftakt weiter haussierte, gelang es den europäischen Aktienmärkten nicht, an die starke Entwicklung von Freitag anzuschließen. Enttäuschende Handelsbilanzzahlen aus China sowie eine deutsche Industrieproduktion, die die Erwartungen nicht erfüllen konnte, sorgten für leichten Abg-bedruck. Die Liste der Verlierer im Dax 30 wurde angeführt von den Aktien von HeidelbergCement (-2,3%). Schwächer präsentierten sich nach einem negativen Analystenkommentar auch die Titel von E.ON (-2%) und in deren Schlepptau die Werte von RWE (-2,1%). Positiv entwickelten sich dagegen vor allem die defensiven Titel von FMC (+0,9%), Fresenius (0,8%) und Merck KGaA (+0,5%). Im Leitindex des Euroraums, dem EUROSTOXX 50, gerieten vor allem die Unter-nehmen im Baustoffsegment (-2,3%) und im Energiesektor (-2,2%) unter Druck. Schwächster Einzelwert war mit Abstand Saint Gobain (-6,2%), nachdem der Baustoffanbieter verkündet hatte, die Kontrolle beim Schweizer Spezialchemie- Konzern Sika übernehmen zu wollen. Die einzige Branche, die sich knapp im positiven Bereich halten konnte, war das Gesundheitssegment. An der Wall Street sorgten vor allem die schwergewichtigen Ölkonzerne für einen negativen Trend. Angesichts sinkender Ölpreise gehörten Chevron (-3,7%) und Exxon (-2,3%) zu den größten Verlierern. Noch stärkere Abgaben verzeichnete McDonald’s (-3,8%) nach einer Gewinnwarnung. Während der Energiesektor (-3,9%) somit deutlich unter Druck stand, konnten lediglich Versorger (+0,7%) und Pharma (+0,3%) leicht zulegen. Auch die asiatischen Aktienbörsen tendieren heute Morgen einheitlich schwächer. Mit diesen Vorgaben dürften auch die europäischen Märkte erneut leichter eröffnen.